Martyrs (2008)

Gipfel der französischen Nouvelle Vague des Horrorfilmes. Eine harte Prüfung. Und Meisterwerk des grenzgängerischen Kinos.

Brauchte nach der Sichtung erstmal den Heile Welt-Film "Cannibal Holocaust", damit der Anspannungsschweiß in der Buxe wieder trocknen konnte...
Ist "Martyrs", der sogar die französische Kultusministerin auf den Plan rief (- aber anders als man denkt), wirklich eine so harte Prüfung und zugleich die intelligente, über den üblichen torture porn erhabene Angelegenheit, wie in vielen Rezensionen fast ehrfürchtig behauptet? - Ja, ich vermute schon!

Vielleicht hat dieses Monstrum von Film, welches ein paar wagemutige, erbarmungslose Franzosen noch als Gipfel der - ohnehin an Drastik kaum zu überbietenden - französischen Nouvelle Vague des Horrorfilmes inszenierten, sogar das Zeug zum Klassiker.
Der Anspruch des neuen französischen Terrorfilms, das Publikum zum Opfer zu machen, ja zu verletzen, wird hier voll erfüllt.  Erwartungen der "Gorehounds" werden dabei aber in der zweiten Hälfte des Geschehens überraschenderweise unterlaufen, wobei das Gezeigte, dessenungeachtet, immer mehr ins Unfassbare abgleitet...

"Martyrs" schert sich weder um Erwartungshaltungen, noch um die Seele des Zuschauers: Es seien ausdrücklich alle gewarnt, die schon einen Film wie "28 Days Later" als grenzwertig empfinden. Aber diese werden über die erste Dreiviertelstunde von "Martyrs" auch kaum hinauskommen, was weder überheblich noch süffisant hier festgestellt sein soll.

Warum das Ende des Filmes zum Gegenstand zahlreicher Spekulationen wurde, ist mir schleierhaft, man kann es doch als beinahe eindeutig verstehen...Aber auch so rumort einem der Film noch Tage nach Sichtung in Hirn und Eingeweiden.

Ein kleines Meisterwerk des grenzgängerischen Kinos. Ich gebe "nur" neun statt zehn Punkte, weil ich "Martyrs" zwar als beinahe brilliant, aber eben auch als streckenweise verflucht unsympathisch und belastend empfinde.
Zehn Punkte bekommt bei mir nur gemütliches Pantoffelkino, wie "Das Spukschloss im Spessart" oder "Der Exorzist", aber nicht das...

Der "härteste Film aller Zeiten" ist "Martyrs" übrigens nicht.