Und schon wieder steht ein neues Genrehighlight aus Frankreich vor der Wohnzimmertür. Und schon wieder zeigen die Franzosen den Fans wo der Hammer hängt. Leute mit schwächeren Nerven sollten definitiv Abstand von Pascal Laugiers „Martyrs“ halten, denn was hier abgeht ist schon verdammt harter Tobak.
Die 10-jährige Lucie wird schreiend und blutend auf der Flucht vor ihren unbekannten Peinigern gefunden und in Sicherheit gebracht. Niemand kann sagen, was ihr in dem monatelangen Martyrium tatsächlich zugestoßen ist, nur ein sexueller Missbrauch kann ausgeschlossen werden. 15 Jahre später meint Lucie ihre Peiniger erkannt zu haben und macht sich mit ihrer Freundin Anna auf den Weg blutige Rache zu nehmen. Wer hätte gedacht, dass das Martyrium jetzt erst begonnen hat?
Viel mehr möchte ich gar nicht vom Inhalt preisgeben, denn die zahlreichen Wendungen des Films haben es in sich. Nur soviel sei noch gesagt, der Film ist mehr als ein reines Rachemärchen. Freunde des gängigen „Torture Porn“ kommen daher nicht auf ihre Kosten.
„Martyrs“ geht nämlich definitiv einen anderen Weg als viele andere Filme, vor allem als viele amerikanische Streifen dieser Art. Mit einem unglaublichen Gespür für Ausstattung, Musik, Schnitt und Atmosphäre zeigt „Martyrs“ eindeutig, dass die Franzosen zur Zeit die kompromisslosesten und besten Genrefilme produzieren. Die Produktion des Films ist ausgesprochen gut gelungen und alle Schauplätze wirken authentisch und keineswegs billig. Gleiches gilt für die Schauspieler, die hier ebenfalls grandiose Leistungen abliefern. Allen voran Erika Scott als Anna und Mylène Jampanoï als Lucie. Ihre Ängste und ihr Leiden nimmt man den jungen Frauen zu jeder Zeit ab. So fiebert der Zuschauer richtig mit. Ausgesprochen clever ist es auch, dass man als Zuschauer genauso viel weiß wie die Hauptdarsteller selber. So ist es schier unmöglich weite Strecken der Handlung vorherzusehen.
Durch geschickte Story Twists und Genresprünge führt uns Pascal Laugier nämlich immer wieder an der Nase rum. So holzt sich Pascal durch den Rachethriller hin zum Geisterfilm, um dann beim Folterhorror zu landen. Das dies nicht zu einem einzigen Flickenteppich verkommt ist seinem Regiegeschick zu verdanken. Der Film bleibt immer interessant und fesselt von Anfang bis Ende. Vor allem der Schluss hat es wirklich in sich und schlägt dem Zuschauer nochmals richtig in die Fresse. So wird man mit viel Diskussionsstoff im Sessel zurückgelassen.
Die Gewalt in Laugiers Film ist keinesfalls zimperlich und sorgte schon für einigen Diskussionsstoff. Trotzdem verkommt der Film nie zu einer reinen Metzelorgie. Alle Gräueltaten stehen im Kontext zu der Handlung, was wohl auch der Grund für die ungeschnittene JK Fassung in Deutschland sein dürfte. So oder so wird in „Martyrs“ harte Kost geboten. Vor allem die letzte halbe Stunde dürfte für viele sicherlich eine Spur zu weit gehen.
Fazit: Toller Horrorbeitrag aus Frankreich, der weit mehr ist als ein reiner "Tortur Porn" Streifen. Kompromisslos, hart und spannend zieht er den Zuschauer von Anfang bis zum Ende in seinen Bann. Dieser Film endet nicht einfach mit dem Abspann! Einer der besten Horrorbeiträge seit Jahren.