Die Kritik beruht auf der ungeschnittenen DVD-Fassung von Senator Film!
Im Jahr 1971 wird ein Mädchen namens Lucie in der Nähe eines Industriegebietes von der Polizei aufgelesen. Sie wurde auf einem Schlachthof mehrere Jahre lang festgehalten, konnte jedoch fliehen. Allerdings ist sie verstört und stark in sich gekehrt, sodass sie keine genaueren Angaben zu ihren Erlebnissen machen kann. Sie findet aber nach einiger Zeit eine Freundin in Anna, mit der zusammen sie in einem Waisenhaus aufwächst.
Fünfzehn Jahre später kommt Lucie in das Haus einer scheinbar normalen, vierköpfigen Familie und erschießt nacheinander alle Familienmitglieder mit einer Schrotflinte. Verzweifelt über ihre eigene Tat bittet sie Anna, zu ihr zu kommen und ihr zu helfen. Diese trifft kurz darauf im Haus ein und will Lucie trotz anfänglichen Schocks unterstützen, diese hat aber Halluzinationen und sieht eine ehemalige Mitgefangene, die sie angreift. Sie tötet sich schließlich im Wahn selbst...
"Martyrs" ist ein französischer Psychothriller aus dem Jahr 2008, den ich trotz seines hohen Blutzolls nicht in die Kategorie Horrorfilm einordnen möchte.
Das Werk von Regisseur Pascal Laugier ist ein weiterer Höhepunkt französischer Genre-Produktionen, die sich mit Filmen wie "High Tension", "Inside" und "Frontiers" die Bewunderung einer großen Fangemeinde gesichert haben und mit zum radikalsten und konsequentesten zählen, was das Horrorkino zur Zeit zu bieten hat.
Auch "Martyrs" schlägt diesen Weg ein und bietet dem Zuschauer einen brutalen, blutigen Schocker von unglaublicher Intensität und wirkt wie ein Tritt in die Magengrube.
Liest sich der Zuschauer die Inhaltsangabe auf der DVD-Hülle durch, erwartet er ein hartes Psycho-Kammerspiel, viel beklemmender und intensiver als beispielsweise "Hard Candy". Doch dem ist nicht so!
Regisseur und Drehbuchautor Pascal Laugier geht in eine völlig andere Richtung und beschert dem Publikum einige überraschende Wendungen, mit denen niemand in dieser Form gerechnet hätte.
Neben der unbeschreiblichen Intensität, mit der die inszenierten Gewaltausbrüche dargestellt werden, der realistischen Umsetzung der Effekte, der grandiosen schauspielerischen Leistungen vor allem der beiden Darstellerinnen Morjana Alaoui als Anna und Mylene Jampanoi als Lucie, ist es vor allem der unvorhergesehene Verlauf dieser kranken Handlung, der bei diesem sadistischen Machwerk als positiv zu bezeichnen ist.
Ansonsten handelt es sich bei diesem Film um nichts weiter als eine langweilige Aneinanderreihung von unbeschreiblichen Sadismen und Grausamkeiten, die den einzigen Unterhaltungswert dieses abscheulichen Films darstellen. Ein Unterhaltungswert, der in einem der einschlägigen Werke aus der Hardcore-Branche besser aufgehoben wäre.
Wenn Regisseur Laugier über mehrere Minuten darstellt, wie eine Frau aufs brutalste misshandelt, geschlagen und gedemütigt wird, bis sie letzten Endes physisch als auch psychisch gebrochen und nur noch ein menschliches Wrack ist, dürften Sadisten ihre helle Freude daran haben, zumal sie die DVD in der Familien-Videothek ihres Vertrauens erwerben können ohne dabei in Schamesröte zu versinken.
"Martyrs" geht konsequent seinen Weg und überschreitet bewusst sämtliche Grenzen und Tabus. Würde der Film versuchen etwas anzuprangern, wäre die dargestellte Brutalität als inszenatorisches Mittel entschuldbar. Doch "Martyrs" prangert nichts an, selbst die geheimnisvolle Organisation entpuppt sich nur als Sekte, die die Grenzerfahrungen zwischen Leben und Tod zu erforschen versucht, was als Motiv genauso krank wirkt wie der Rest des Films, der sich nicht entscheiden kann, ob er nun ein Rachedrama, ein Psychodrama oder ein Horrorschocker sein will.
Letzten Endes ist "Martyrs" nichts weiter als ein nur auf Schocks und blutige Exzesse ausgelegter Gewaltporno und somit einer der wenigen Filme, die diese Bezeichnung zurecht verdienen.
3 von 10 Punkte!
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