Review

Hiernach fühlt man sich, als hätte man die „Passion Christi“ ein zweites Mal durchgespielt, nur in einem anderen Kontext.
Die Leere ist dieselbe, die anhaltende Hilflosigkeit gegenüber einem Martyrium ähnlich und ohne es zu wollen, wirkt Gesehenes nach.
Hat der Streifen dadurch bereits sein Ziel erreicht, auch wenn man mit einem miesen Gefühl zurückgelassen wird?

Es ist ein Film zweier völlig unterschiedlicher Handlungen, zweier völlig unterschiedlicher Aussagen. Dabei stehen zwei Freundinnen im Vordergrund: Lucie und Anna.
Lucie konnte sich als kleines Mädchen aus einer Gefangenschaft befreien und findet 15 Jahre später zum Haus ihrer Peiniger, mit einem Großkaliber-Gewehr im Anschlag.
Erst als alles vorbei ist, stößt Anna hinzu, für die das Schicksal erst jetzt seine Weichen stellt…

In der ersten Hälfte dominiert die Rache-Geschichte. Das beginnt klassisch mit dem Mädchen auf der Flucht, bindet später einige Flashbacks und visualisierte Halluzinationen ein und weiß sich recht stylisch zu präsentieren, mit flottem Erzähltempo, ein paar gruseligen Creature-Szenen die an „Grudge“ erinnern und grundsolidem Setting mit ordentlichem Blutgehalt.
Man fühlt sich erfreulicherweise ein wenig in die Irre geführt, da man zu keiner Zeit sicher sein kann, was da wirklich der Realität entspricht, ob eine bestimmte Erscheinung Fakt ist oder eine Leiche doch nicht so tot ist.

In die Irre geführt wird man jedoch im Gesamtbild, denn was soll da noch alles kommen, wenn nach einer knappen Dreiviertelstunde alles gesagt scheint?
Es folgt eine ganze Menge, nicht auf inhaltlicher Ebene, schon gar nicht auf spannender Basis und auch nicht sonderlich blutig, wenn man einzelne Szenen für sich stehend betrachtet.
Es ist das, was nach der letzten Szene auf einen einhämmert, wütend macht und diese gewisse perverse Dekadenz in den Vordergrund stellt, die zum Teil völlig unglaubwürdig erscheint, zum anderen aber befürchten lässt, dass „manche soweit gehen würden“.

Dass diese Wirkung nicht kalt lässt, hat der Franzose Pascal Laugier erreicht, denn er setzt seinen Grundgedanken konsequent um, bleibt in der Darstellung drastisch und stellt die zweite Hälfte entgegen aller Konventionen.
Das ist genauso effektiv wie zermürbend,
6 von 10

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