Bei „Industrial Symphony“ handelt es sich nicht um einen Spielfilm sondern um ein eigenwilliges Projekt von Kult-Regisseur David Lynch und seinem Haus- und Hofkomponisten Angelo Badalamenti. Die beiden produzierten ihr Projekt gemeinsam und schrieben auch zusammen die Musik, auch bei den Spielfilmen arbeiten die beiden sehr eng zusammen. Nicht zuletzt deswegen weil Lynch auf das Klangdesign seiner Werke großen Wert legt, immerhin ist der akustische Aspekt stets ein sehr wichtiger in seinen Filmen.
Bereits in den frühen Kurzfilmen von Lynch, in „Eraserhead“ oder auch in der Malerei oder Fotografie des Allround-Talentes befinden sich viele industrielle Bezüge und Bilder von kargen, menschenleeren Industrielandschaften. Mit dieser klanglichen Umsetzung fügt Lynch einen weiteren Aspekt zu seinem Gesamtwerk und führt deutlich frühere Ansätze weiter.
Direkte Bezüge gibt es auch zu dem unmittelbar vorher entstandenem Meisterwerk „Wild at Heart“, schließlich spielen Laura Dern und Nicolas Cage wieder ein Liebespaar (ein namenloses, vielleicht wieder Sailor und Luna); Cage beendet per Telefon die Beziehung zwischen den beiden, stellt aber klar das es nicht ihre Schuld ist. Der Rest des Werkes besteht aus einem Traum…
In den knapp 50 Minuten Laufzeit wird keine Geschichte erzählt, dennoch ein sehr interessantes Konzept verfolgt: Im Prinzip handelt es sich um den düsteren Traum der Frau mit dem gebrochenen Herzen. Dargestellt wird das Ganze als eine Show, am besten zu bezeichnen als minimalistische Performance-Kunst – es gibt keine Dialoge außerhalb des Telefongesprächs, gezeigt werden lediglich einige Tänzer und Musiker, wobei die Hauptrollen ganz klar von Lisa Giobbi und Fèlix Blaska verkörpert werden. Diese beiden stehen stellvertretend für die beiden Protagonisten (Dern und Cage), die nur kurz zu sehen sind.
Visuell und akustisch gelang David Lynch eine gewohnt hervorragende Umsetzung, Setdesign und Ausleuchtung sind hervorragend und die Songs die Badalamenti und Lynch schrieben sind schlichtweg genial. Das meine ich nicht aus subjektiver Sicht, im Gegenteil: Sämtliche Songs sind nur schwer zu hören und sind erfüllt von mechanischer, unmenschlicher Kälte. Der synthetische Gesang, sowie die fehlende Mimik und Gestik der Sängerin Julie Christie wirkt in seiner Sterilität beinahe unmenschlich – zusammen mit der düsteren Optik mit lethargischen Tänzen erzeugt der Gesang eine wahrhaft kalte Atmosphäre die ihresgleichen sucht.
Unterhaltungswert hat dieses reine Kunst-Projekt selbstverständlich nicht, funktioniert aber in Verbindung mit den anderen Lynch-Filmen als sehr interessante Erweiterung. Gedreht wurde auf recht einfachem Videomaterial, wodurch der Stil manchmal anmutet wie ein stilisiertes Musikvideo meistens jedoch den Eindruck einer roh ab gefilmten Tanzvorführung macht.
Fazit: Für Lynch-Fans ist dieses befremdliche Werk absolute Pflicht, auch wenn der Konsum sicherlich nicht leicht fällt.
7,5 / 10