Im steten Auf und Ab des Seagalschen Schaffens geht es nach den recht achtbaren Werken „Urban Justice“ und „Deathly Weapon“ wieder gen Talsohle mit „Kill Switch“.
In dem von ihm selbst geschriebenen Filmchen spielt Seagal den Supercop Jacob King, der als Kind den Mord an seinem Zwillingsbruder beobachten musste. Sonderliche Bewandtnis für den eigentlichen Film hat das in Eingangsszene stattfindende Event nicht, zahlreiche Flashbacks der immergleichen Szenen schinden allerdings Laufzeit und der Protagonist kann dazu wehmütig in die Kamera glotzen, aber echter Tiefgang sieht dann doch anders aus.
Jacob ist Experte für Serienkiller und das neueste Exemplar dieser Gattung spürt er in der Nähe des Tatorts auf, wo ein noch lebendes, mit C-4 versetztes Opfer rumliegt. Jacob fackelt nicht lange, prügelt die zur Entschärfung notwendigen Infos aus dem Wicht heraus und wirft ihn anschließend aus dem Fenster. Der Kerl lebt noch, obendrauf gibt es aber einen zynischen Spruch, denn „Kill Switch“ ist so reaktionär, wie es sich zuletzt nur „Punisher: Warzone“ traute.
Während das FBI Jacob auf die Pfoten schauen will, von wegen übertriebene Gewaltanwendung und so, geht schon der nächste Schlitzer um. Doch Jacob scheut sich nicht auch hier solange irgendwelchen Leuten weh zu tun, bis er auf der richtigen Spur ist…
Hallo die Waldfee, das ist mal ein echter Rückschritt. Dabei besitzt der Film wie seine beiden Vorgänger an sich halbwegs ordentliche production values, da man nicht mehr im Ostblock drehte – aus Kostengründe spielen große Teile des Films trotzdem in sparsam eingerichteten Innenräumen. Das mangelnde Drehbuchtalent Seagals fällt direkt ins Auge, mäßige Oneliner und vollkommen sinnfreie Erweiterungen (der Hammer ist das unsinnige Ende) sprechen da eine eindeutige Sprache, ebenso die grenzwertige Szene, in welcher der Held einem Fiesling die Zähne an einer Tresenkante ausschlägt – in der folgenden Straßenszene brüllt der Wicht dann wieder mit intakter Kauleiste rum, für alle Freunde des derben Anschlussfehlers.
Auch sonst ist es mit dem Script nicht weit her, denn so was wie Spannungsaufbau vermisst man weitestgehend. Jacob gegen die beiden Killer (Numero Uno büchst schnell wieder aus), die keinerlei Verbindung zueinander haben und auch in zwei verschiedenen Filmen auftauchen könnten. Plottwists gibt es quasi gar keine und wenn, dann haben sie überhaupt keine Auswirkungen. So will Killer Nr. 2, ein Sternengucker mit Lyrik-Ambitionen, Jacob einen Mord in die Schuhe schieben, allerdings erfährt Jacob nie davon und ehe es ihm zum Verhängnis wird, hat sich die Sache geklärt. Also dient das Script bestenfalls als Vorlage um Jacob immer wieder Gelegenheit Verdächtige zu verdreschen, wenn er und sein Partner nicht die FBI-Agentin verarschen, deren Part man komplett aus dem Film streichen könnte.
Es gibt mehrere Kämpfe und die sind recht lang – allerdings nur, weil jede dritte Szene aus mehreren Kamerawinkeln gezeigt wird, bis man fast an eine Parodie oder surreales Filmemachen denken mag. Seagal wird fast nur gedoubelt, häufig wird gleich fünf- oder sechsmal das gleiche Close-Up von ihm in einen Kampf geschnitten (vermutlich hatte er keine Lust zu viele brauchbare Takes abzuliefern). Immerhin ist die Choreographie ganz nett, die Handgemenge machen teilweise Laune, doch immer wieder funkt die Regie dazwischen: Andauernd Jump Cuts, laufend Fast Motion und ein hektischer Schnitt kosten da an Freude.
Seagal ist in diesem Film mitteldick, sieht halbwegs gepflegt und muss nur teilweise nachsynchronisiert werden – das Ganze spielt er im ’ganz OK’-Bereich, aber Elan sieht anders aus. Immerhin chargiert sich der Rest vom Fest hemmungslos einen zurecht, sodass Seagal gar nicht so schlecht aussieht, ebenso Isaac Hayes, dessen Rolle aber auch kaum von Belang ist.
„Kill Switch“ ist einer der schwächsten Seagalfilme, mies geschrieben und vergeigt inszeniert – dank einiger solider Kloppereien kein Totalausfall, aber ohne den Bekanntheitsgrad seines Hauptdarstellers würde der Kram kaum in Produktion gehen.