Mal wieder ein Remake aus Hollywood, dass die Welt nicht braucht. Diesmal mussten „Die Blechpiraten“ dran glauben. Ein spektakulärer Film um Autoklau im großen Stil. Dabei waren die Vorrausetzungen doch optimal. Von Produzent Bruckheimer kennt man doch nur astreine Popcornactioner, bei denen man kaum durchatmen kann und über die volle Laufzeit unterhalten wird. Das man das Gehirn für den Zeitraum lieber auf Eis legen sollte, dürfte bekannt sein. Hinzu kommt eine ganze Riege von Topstars wie Nicolas Cage, Giovanni Ribisi, Angelina Jolie und Robert Duvall. Der Trailer des Films tut sein übriges. Doch dann kommt die Enttäuschung.
Die Geschichte um den Bruder Memphis, der vor Jahren aufgehört Autos zu stehlen und nun zurückkehrt um seinen Bruder zu helfen ist bekannt und langweilig. Die Aufgabe innerhalb von 4 Tagen 50 Autos zu stehlen hört sich zwar klasse an, doch Spannung kommt trotz es dauernd eingeblendeten Countdowns nicht auf. So vereint man ein paar alte Klischeebrüder, wie den alten, fast weisen Mechaniker Otto, ein paar Klischeeschwarze mit vielen Möchtegernwitzen, ein paar Jungrowdys (Voll die Generationskonflikte..), ein Mädels, welches die Männerherzen höher schlagen lässt und einen wortkargen Mann namens Sphinx. Hinzu kommen zwei Cops, die hier die Bösen und Dummen sind, sowie ein schwuchteliger gar nicht böse rüberkommender Oberbösewicht. Fertig ist der Langweiler.
Wer hier nun glaubt Verfolgungsjagden am laufenden Band zu sehen, wird nach dem Anfang schon schnell enttäuscht. Richtige Autojagden gibt es nämlich bis auf die finale nicht und die ist auch noch zu kurz und übertrieben. Denn wenn Memphis mit seinen Schlitten über eine halbe Brücke fliegt, werden meine Lachmuskeln aktiviert. Ansonsten ist actionmäßig nichts los.
Der Film verfängt sich in Dialogen und der Vorbereitung des Coups. Mag ja ganz nett sein sich die ganzen wirklich beeindruckenden Autos anzusehen, aber auf die Dauer ist das Fotografieren der ganzen Luxuskarossen eintönig. Man könnte zwar nun noch etwas Boden bezüglich der Charaktere gut machen, aber auch das scheitert schon im Ansatz. Aus dem Burderkonflikt oder dem Zusammenarbeiten der beiden verschiedenen Autoknackergenerationen hätte man viel mehr herausholen können. Den Figuren wird keine Tiefe gegeben, obwohl jeder von ihnen so seine Macke hat. Wäre ausbaufähig gewesen.
Über Logiklöcher in der Story braucht man sich da eigentlich nicht weiter aufzuregen und die ewig gleichen, langweiligen Tricks der Autoknacker sind auch nicht das Gelbe vom Ei. Warum stößt „Sway“ zum Beispiel doch zur Truppe, obwohl sie anfangs partout nicht mitmachen wollte.
Dennoch hat der Film aber auch seine eine oder andere gute Szene. Vinnie Jones, der seine Rolle aus „Bube, Dame, König Gras“ und „Snatch“ nicht groß variieren brauchte, kommt hier noch am besten weg. Vor allem sein erster, „explosiver“ Auftritt hat es in sich. Zusammen mit dem schwarzen Sonnenbrillenträger ergibt er ein ungleiches Gespann. Doch obwohl der andere die Sprüche klopft, hat „Sphinx“ mit seinen unorthodoxen Methoden die Lacher meist auf seiner Seite. Er ist dann auch für den Schlussgag zuständig.
Viele weitere Höhepunkte hat der Film auch eigentlich nicht, da schlicht und einfach außer der Vorbereitung nicht viel passiert. Die eine Verfolgungsszene mit Memphis altem Gegner, kann da auch keinen Boden mehr gut machen.
Probleme macht auch die Optik. Klar, alles ist wieder hübsch in Werbefilmästhetik gefilmt worden, aber wo bleiben die schwelgenden Bilder über die Autos. Wenn man sie schon als Leckerbissen einsetzt, möchte ich auch Bilder von schicken Spoilern und verchromten Auspuffrohen sehen.
Ist es eigentlich bezeichnend, wenn Angelina Jolie sagte, dass sie nach dem Dreh auf die Frage warum sie die Rolle angenommen hat folgendes fallen ließ: Sie war nach dem Dreh von „Durchgeknallt“ psychisch verbraucht und wollte etwas Spaß haben. Und da sie für das Lesen des Drehbuchs von „Nur noch 60 Sekunden“ kaum Zeit brauchte, sagte sie zu. Zugeben sie sieht verdammt gut aus in dem Film, bleibt aber trotzdem klar hinter ihren Möglichkeiten zurück. Aber sie wollte ja auch nur Spaß..
Nicolas Cage schien bei den Dreharbeiten nicht sonderlich viel Spaß zu haben. Selten hat man ihn so gelangweilt und lustlos gesehen. Seiner Figur kann und er will er keine Tiefe geben, obwohl die Sorge um seinen Bruder und das Verhältnis zu seiner Mutter doch hübsche Grundlagen wären.
Genauso blass bleiben Giovanni Ribisi und Robert Duvall. Während der erste nur wegen seiner speckigen Haare glänzt, erinnert mich Duvalls Rolle nur an eine Kopie seiner „Day of Thunder“ Figur.
Um den Film endgültig den Gnadenschuss zu geben, sind die Dialoge ( Der Film besteht zu einem großen teil aus Dialogen!) langweilig und ohne jeden Witz und Würze. Bestes Beispiel ist Memphis erstes Zusammentreffen mit den beiden Cops. Dem Dialogschreiber sollte man sein Werk um die Ohren hauen, so peinlich und lahm sind die.
Freuen dürfen wir uns auch über das Ende, bei dem dann in einer Schießerei (ungeheuer unpassend) alles ins Lot gerückt wird und Cop und Dieb sich auch noch versöhnen. Was mit dem Gangster geschieht, kann man sich vorstellen.
Was aber ist das Positive an dem Film? Einzig und allein die Autos und die Geräusche der Motoren haben es in sich. Vor allem das Röhren des 67er Mustang Shelby hat es in sich. Die Fahrzeuge lassen die Herzen der Autofreaks höher schlagen. Aber auch Porsche und Co können sich sehen und hören lassen. A propo hören: Der Soundtrack des Films ist auch annehmbar. Nicht sehr spektakulär, aber etwas für den schnellen Ohrwurm zwischendurch.
Fazit:
Was bleibt ist ein edel aussehender Actionfilm, dem es aber schwer an Action mangelt. Zudem werden Stars hier reihenweise verheizt. Die dümmliche Story und die Klischeecharaktere tragen ihren Teil zum negativen Gesamtbild bei. Einzig und allein wenige wirklich gute Szenen, eine unter ihren Möglichkeiten bleibende, aber hübsch anzusehende Angelina Jolie, sowie ein Dutzend hübscher Autos verhindern die totale Bruchlandung. So bleibt ein Werbefilm für schicke Autos und ein heißer Sommerblockbuster, der die Temperatur eines Eiswürfels im Gefrierfach erreicht.