Jerry Bruckheimer, Erfinder des Mainstream-Kinos und Garant für erstklassiges Popcornkino, zeichnet sich verantwortlich für die PS-Orgie „Gone in 60 seconds“. Dank großzügigem Budget und Top-Stars wurde auch aus diesem Film ein Blockbuster, auch wenn er nicht das verspricht, was der geneigte Actionfan vielleicht erwartet.
Was erwartet man von einer Bruckheimer-Produktion ?? Man lehnt sich zurück, bekommt edle Bilder in einer nebensächlichen Story. Dafür sieht man eine Materialschlacht, bei der man vorher nur sein Hirn ausschalten muss. Dann wird man top unterhalten. Aber was ist bitte hier los ?? Angeblich 90 Millionen Dollar hat „Gone in 60 seconds“ gekostet. Da möchte man sich fragen, wo das Geld denn hin geflossen ist. Denn die Action staut sich bis zum Schluss, wodurch der Film den Schwerpunkt auf die Story legt.
Allein diese Tatsache dürfte den Film bzw. den Zuschauer nach spätestens zwanzig Minuten ausknocken. Aber dieser sitzt vor dem Bildschirm und hofft jede Minute, dass endlich was passiert. FEHLANZEIGE, erst das Finale rettet den Film vor dem Totalausfall.
Die Story wirft ihr Licht auf die Autoklauer-Szene (was nach automatisch nach Action klingt – aber leider nur klingt ...). Der Ex-Verbrecher Randall soll fünfzig Autos binnen drei Tagen stehlen, weil sonst sein kleiner Bruder umgebracht wird. Der Auftrag gestaltet sich schwerer als vermutet, weil der Cop Castelbeck, der mehrmals scheiterte Randall zu fassen, ihm einen Strich durch die Rechnung machen will.
Diese simple Geschichte wird auf folternde 113 Minuten gestreckt, ohne auch nur ein mal zu überraschen. Die Charaktere sind alle vom Reißbrett, lediglich ein paar lustige Sprüche sorgen für Auflockerung.
Zugpferd einer jeden Bruckheimer-Produktion ist selbstredend die Action. Diese taucht, wie erwähnt, erst zum Schluss richtig auf. Die finale Verfolgungsjagd entschädigt dann für einiges, aber nicht für alles. Hier werden Autos ohne Rücksicht auf Verluste gecrasht, das Ganze ist spektakulär inszeniert und sorgt für einige Adrenalinstöße. Warum nicht gleich so ?? Diese Frage kann ich leider nicht beantworten, aber dem Film tut diese Jagd richtig gut. Ansonsten ist wie gesagt wenig los, die ersten knapp neunzig Minuten muss man sich mit Schnarch-Dialogen und nervigen Klischees rumplagen.
Der Cast um Nicolas Cage und Angelina Jolie, deren Rolle kleiner ist als erwartet, kommt auch ohne schauspielerische Höhepunkte um die Runden, sorgt aber zumindest für Spaß in der lahmen ersten Hälfte. Regisseur Dominic Sena zauberte eine Hochglanzoptik mit rasanten Schnitten, fulminanten Soundeffekten und netten Kamerafahrten, vermissen tut man da eigentlich nur die Palmen.
Fazit:
Lediglich das astreine Finale rettet „Gone in 60 seconds“ vor einer Katastrophe !! An Action gibt’s so gut wie gar nichts, die Story ist langweilig und wenig spannend und die Darsteller gewinnen auch keine Blumentöpfe. Peinlich peinlich. Aber so rettet die Crash-Orgie am Ende die Bruckheimer-Produktion, bei der sich jeder Fragen kann, wohin das ganze Geld denn geflossen ist.
Meine Empfehlung: Den Film einschalten, die ersten neunzig Minuten schlafen und dann pünktlich zu einer der amüsantesten Verfolgungsjagden der Filmgeschichte (davon bin ich überzeugt) aufwachen.