Über die Story möchte ich eigentlich garnicht so viel sagen. Es sei aber gesagt, es ist gut sich vor dem Film ein paar Informationen über die Zeit einzuholen, da der Film sonst eher ins negative fällt, weil man besonders im ersten Drittel dann nicht weiß ``Was passiert hier?´´ und ``Warum erklärt man mir nichts?´´.
Damit zu Punkt 1, den der Film richtig macht: Entgegen jeder typischen Hollywoodkonvention wird einem nicht alles sofort erklärt. Und ohnehin setzt der Film ganz einfach Hintergrundwissen vorraus. Ohne Hintergrundwissen dürfte es etwas ernüchternd werden (Hab selber nach 10 Minuten gemerkt, du musst dich erstmal damit gründlich auseinandersetzen) Nur so kann man einen solchen Film auch wertschätzen. Wer sich dennoch entschließt diesen Film zu gucken, wird nicht enttäuscht.
Punkt 2: Es handelt sich um einen unangenehmen Film. Respekt gilt also dem Regisseur und allen vorran Michael Fassbender, die sich von den meisten Hollywood-Regisseuren- und Filmen distanzieren und ein Martyrium verfilmen ohne Rücksicht auf nicht ganz so starke Gemüter. Vorrausgesetzt wird ein starkes Gemüt, ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und, wie ich finde, Wertschätzung der filmischen und stylistischen Mittel, von denen der Film (meiner Meinung nach) etliche nahtlos im Film verwendet.
Das Geschehen wird erbarmungslos und elektrisierend aufgenommen, dargestellt und mit voller Wucht auf den Zuschauer übertragen. Ein Film, der einen zumindest für etliche Minuten nicht loslässt, ob man ihn nun zuende gesehen hat oder nicht.
Punkt 3: Die unglaubliche Dialog-Szene. Ich bin eh ein Mensch der diese Art des Dialogs liebt. Das ist eindeutig eine Kunst für sich! Allerdings verlangt dieser wunderbare Dialog (Szene geht ca. 17 Minuten) viel Aufmerksamkeit. Ein wunderbares Beispiel dafür, dass man mit einem so langen, durchdachten, ausgefeilten Dialog und einer Einzigen Kamera-Einstellung eine fesselnde und spannende Szene kreieren kann! Ich für meinen Teil zumindest finde sowas einfach beachtenswert.
Punkt 4: Michael Fassbender! Hierbei sollte man jedem seine Meinung zugestehen. An Authentizität ist die Darstellung auf alle Fälle nicht zu überbieten. Es handelt sich schließlich um einen Mann und sein 66-Tage langes Martyrium. Andererseits sollte man jeden verstehen, der sagt, dass es ebenso zielstrebig, wie auch dumm und lebensgefährlich ist, sich auf dieses Gewicht fallen zu lassen für einen Film. Aber das steht Schauspielern frei....
Punkt 5: Akkustik und Bild: Akkustik, Musik und Bild harmonieren. Am Anfang des Films beispielsweise ist nur das Geräusch der Teller auf den Straßen zu hören und dient mit der fast stummen nächsten Szene als Einleitung in die düstere und protestantische Welt des Films. Dieses Bild wird von Anfang bis Ende gehalten und mit teilweise erbarmungslos ekligen und grauenvollen Aufnahmen dokumentiert.
Letzendlich ist das Handwerk des Films ganz einfach ein anderes als bei der modernen Produktion. Etwas das ich außerordentlich zu schätzen weiß. Eine klare Bewertung fällt trotzdem etwas schwer. Denn er zeigt eine Zeit, die sehr hart war und zuckt auch nicht davor zurück es so zu zeigen. Mir fällts schwer. Aber ich rechne dem Film die Authentizität und Darstellung an.
Es gibt bestimmt auch einige die sagen, die Handlung wäre vielleicht etwas mikrig. Verbringt der Regisseur ja in einer Szene (ich weiß nicht genau) 2,3 Minuten oder mehr den Polizisten zu filmen wie er den ganzen Flur voll Pi**e wischt.
Ich bin eigentlich Fan von so einer Darstellung ( meine Meinung). Aber mir gefällt ``Der mit dem Wolf tanzt´´ und ``the revenant´´ auch. Ersteren würde man heute wohl von seinen wundervollen knapp 4 Stunden auf 2 Stunden kürzen.