Benicio del Toro spielt den argentinischen Arzt Ernesto "Che" Guevara, der 1956 zusammen mit Fidel Castro und einigen weiteren Männern nach Kuba aufbricht, um durch eine Revolution das alte Regime unter Fulgencio Batista zu beseitigen. Im Guerilla-Krieg steigt Che als Revolutionär immer weiter auf.
Zwar feierte Steven Soderbergh mit "Oceans Eleven" und seinen beiden Sequels, also konventionellen Gangster-Komödien, große kommerzielle Erfolge, widmete sich ansonsten jedoch hauptsächlich mutigen, unkonventionellen Projekten, die nach wie vor auf seine Independent-Zeiten schließen lassen. Dabei gelang ihm unter Anderem sein Meisterwerk "Traffic", aber auch eine Reihe von Filmen, in denen sich Soderbergh schlicht weg übernommen hat, etwa "The Good German" oder "Kafka". Ähnlich ergeht es dem Oscar-Preisträger bei seinem zweiteiligen Biopic "Che", in dem erschwerend hinzukommt, dass Soderberghs Bewunderung für den argentinischen Marxisten, Revolutionsführer und Guerilla-Krieger allzu groß zu sein scheint.
Wirklich nah kommt Soderbergh seiner Figur, deren Wirken zwischen 1956 und 1959 er hier aufzeigt, während immer mal wieder Fragmente einer Rede von 1964 eingespielt werden, leider zu keinem Zeitpunkt wirklich, da einfach zu viel fehlt. Die Kindheit Guevaras, seine Zeit in Guatemala und Mexiko, die ihn stark prägten, fehlen jeweils gänzlich, werden nicht einmal angedeutet und damit wird im Grunde auch nicht wirklich klar, wer dieser Che eigentlich war, dessen Bild ähnlich populär wie das der Mondlandung geworden ist. Die meiste Zeit sieht man lediglich, wie sich der Revolutionsführer mit seiner Gruppe in den Wäldern aufhält und gelegentlich mal einen Angriff auf diverse Gegner startet.
Das Bild, das dabei von Guevara gezeichnet wird, ist enorm distanziert, was zwar von Soderbergh gewollt ist, sorgt jedoch im Endeffekt dafür, dass der argentinische Arzt für den Zuschauer in weite Ferne rückt. Zudem wirkt das Bild, das Soderbergh hier von seiner Figur kreiert, arg idealisiert, so war Che ohne Frage ein skrupelloser und brutaler Linker, aber Soderbergh scheint hier mehr an einem Bild der Ikone Guevara interessiert zu sein und zeigt daher lieber mehrfach, wie er sich um Verwundete kümmert und seinen Begleitern das Lesen beibringt, bzw. beibringen lässt.
Interessant ist so letztlich nur der Alltag aus Revolutionsgeschehen und Guerilla-Krieg, der hier vor Augen geführt wird und von Soderbergh durchaus gelungen inszeniert ist. Mit der Handkamera, den entsprechenden Perspektiven und Schnitten, ist man nah dran am Geschehen, es wirkt authentisch und realistisch, nur eben ohne, dass man den Protagonisten wirklich näher käme. Durch die drei Erzählebenen wirkt "Che - Revolucion" zudem noch ein wenig verworren und lässt so keinen allzu hohen Unterhaltungswert aufkommen, zumal auch die Action-Szenen von Soderbergh bewusst unattraktiv inszeniert sind. Damit mutet der Regisseur seinen Zuschauern einiges zu und für meine Begriffe zu viel, als dass sein Werk auch nur solide unterhalten könnte.
Schade ist es besonders um Benicio del Toro, der wohl die absolute Top-Besetzung für die Rolle Ches ist. Mit seiner gewohnten Präsenz, seinem unvergleichlichen Charisma und einer überragenden darstellerischen Vorstellung, lässt er keine Wünsche offen, lässt aber nur erahnen, wie gut das Biopic hätte werden können, wenn sich etwa Clint Eastwood des Projekts angenommen hätte.
Fazit:
"Che" zeigt ein paar nette Anekdoten über die kubanische Revolution und den Alltag der Guerilla-Kämpfer, hat aber darüber hinaus lediglich ein idealisiertes und vor allem extrem distanziertes Bild der Ikone zu bieten. An einem stringenten Aufbau oder einem ordentlichen Unterhaltungswert scheint Soderbergh dabei nicht wirklich interessiert zu sein. Und so kommt es dann letztlich auch, was auch der überragende del Toro nicht verhindern kann.
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