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Im Jahre 1955 trifft der argentinische Arzt Ernesto "Che" Guevara (Benicio Del Toro) in Mexiko auf den Exil-Kubaner Fidel Castro (Demian Bichir). Ein Jahr später befinden sich beide auf einem Boot, daß mit ca. 80 weiteren Männern in Richtung Kuba fährt um dort den von den USA unterstützten Diktator Batista zu stürzen.

Nach Jahren des Guerilla-Krieges ist es 1959 dann endlich soweit, Che`s Kämpfer nehmen die Stadt Santa Clara ein, Batista setzt sich ab und der Weg nach Havana ist frei!

Diese kurze Inhaltsangabe hört sich vielleicht an, als hätte man es hier mit einem Action-Film vor historischem Hintergrund zu tun. Dem ist natürlich nicht so, aber das Drehbuch geht wirklich gleich in die Vollen. Nach relativ kurzer Spielzeit beginnen schon die anfänglichen Scharmützel zwischen den Guerilleros und der kubanischen Armee ohne daß man als Zuschauer etwas über die Vorgeschichte von Guevara oder seine Beweggründe, sich dieser Revolution anzuschliessen bzw. aktiv daran teilzunehmen, weiß.

Wenn man sich schon mal mit der Figur des historischen "Che" auseinandergesetzt hat, oder auch "The Motorcycle Diaries" gesehen hat, dann sind diese Hintergründe klar. Ohne dieses Wissen darf man sich aber doch etwas wundern über den hier gezeigten Blitz-Revoluzzer!!

Regisseur Steven Soderbergh liefert mit "Che-Part 1" aber trotzdem einen recht guten Film ab, speziell wenn man sich überlegt wie inhaltsleer und teilweise lähmend seine letzten Filme wie z.B. "Ocean`s 12" oder "Ocean`s 13" waren.
Hat man sich erstmal mit dem nichtdargestellten Background von Che abgefunden, bietet Soderbergh`s Streifen relativ gute Unterhaltung, allerdings nie auf der massenkompatiblen Schiene.

Dafür sorgen zuerst mal die Action-Szenen. Diese sind zwar ausreichend vorhanden, aber niemals spektakulär und Hollywood-Like inszeniert.

Oder auch die Darsteller, die es wagen den ganzen Film über spanisch zu sprechen ....Dazu noch die eingestreuten s/w-Szenen, in denen Guevara rückblickend auf die eigentliche Handlung revolutionäre Weisheiten usw. von sich gibt . Ja, Blockbuster-Kino sieht wirklich anders aus!!!!

Natürlich dienen diese Maßnahmen Regie und Drehbuch, die dadurch eine höhere Authenzität erreichen wollten, was auch ohne die inzwischen allmächtige Wackelkamera und den hektischen Film-Schnitt gelang.

Neben den historischen Fakten wird hier auch versucht die Persönlichkeit Guevara`s etwa näher zu beleuchten. Dabei ergibt sich das Bild eines Menschen, der von seiner Aufgabe zutiefst überzeugt ist, dennoch aber auch vor unbequemen Methoden, wie der Exekution eigener Gefolgsleute nicht haltmacht.

Benicio Del Toro spielt diesen Che Guevara wirklich gut und ihm gelingt es diesem vielschichtigen Charakter in nahezu jeder Szene eine neue Facette abzugewinnen. Der Gewinn der Goldenen Palme von Cannes 2008 als bester Hauptdarsteller erfolgte hier absolut zu Recht!

Der Rest vom Cast hat dagegen zwar kaum eine Chance, spielt aber ebenfalls gut und gibt dem Film dadurch keine Blöße!

Regisseur Steven Soderbergh hatte ich persönlich nach den bereits erwähnten Ocean-Filmen bereits im Hollywood-Einerlei versunken gesehen. Umso positiver bin ich jedoch davon überrascht, daß er mit dem Projekt „Che“ dem ganzen Hollywood-typischen „Auf-Nummer-Sicher-Gehen“ ganz frech die Zunge rausstreckt und einfach sein Ding macht.

Vielleicht bekommt die Ocean-Trilogie dadurch im nachhinein doch noch ihre Daseinsberechtigung indem sie die Geldkoffer der Produzenten für „Che“ und seine Fortsetzung geöffnet hat...

Bin jetzt schon gespannt, wie bzw. wann der Film in Deutschland veröffentlicht wird! Auch wenn die Leserei der Untertitel doch etwas ungewohnt war, kann ich mir kaum vorstellen, daß der Film in einer dt. Synchronisation genauso wirkt wie im Original (Spanisch).

Fazit: Sehenswerter Film abseits mit einem überzeugenden Benicio Del Toro in der Hauptrolle! Freue mich jetzt schon auf „Che – Part 2“!!

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