Nach dem Erfolg von „Wächter der Nacht“ und dessen Sequel rief Hollywood und Regisseur Timur Bekmambetov antwortete, worauf er die Regie bei der Comicverfilmung „Wanted“ annahm.
Hauptfigur Wesley Allan Gibson (James McAvoy) ist Büroangestellter und ein Loser par excellence: Sein Konto ist leer, seine Chefin macht ihn nieder und seine Freundin betrügt ihn mit seinem angeblichen besten Freund. „Wanted“ macht seine Hauptfigur mit Freuden nieder, zeigt auf halbwegs amüsante Weise, wie der beste Kumpel sogar noch Wes für die Kondome bezahlen lässt, die er für die sexuellen Eskapaden mit dessen Freundin benutzt.
Eines Abends eröffnet ihm Assassinin Fox (Angelina Jolie) jedoch, dass er der Sohn eines größten Profikiller der Welt ist und dessen Nachfolge antreten soll. Gleichzeitig hat dessen Mörder, Cross (Thomas Kretschmann), auf „Die Bruderschaft“, die Organisation von Fox und Wes’ Vater, abgesehen und lauert den beiden auf. Die folgende Autojagd, Wes’ Aufnahmetest und sein erfolgloser Versuch wieder im Büro zu arbeiten, sind dann dermaßen überinszeniert, dass man angesichts von wirbelnder Kamera und dauernd morphendem Bild gar nicht weiß, wie einem geschieht. Einzig und allein witzig, wenn Wes rabiat kündigt und dem verräterischen Kumpel eine Tastatur in die Fresse knallt, worauf die fliegenden Tasten die Phrase „fuck yo“ und ein herausgeschlagener Zahn das abschließende „u“ bildet.
Von da an gibt es für Wes kein zurück mehr, „Die Bruderschaft“ unter der Leitung von Sloan (Morgan Freeman) bildet ihn zum Killer ein, doch bald merkt Wes, dass ihm nicht alles über die Organisation sagt, die angeblich zum Wohle der Menschheit tötet...
Aus „Wanted“ hätte man herrlich überdrehtes Ballerkino der Marke „Shoot ’Em Up“ machen können, doch dafür fehlt „Wanted“ dessen Ironie, sieht man von den Gags der ersten halben Stunde mal ab. Stattdessen nimmt sich Bekmambetovs Film viel zu ernst und nervt mit pathetischen Dialogen, die gewaltig an den Zuschauernerven sägen. Dabei wäre angesichts der Überzogenheit eine gewisse Selbstironie wünschenswert gewesen wären, doch bierernst tischt „Wanted“ den größten Schwachsinn auf. Kurven fliegende Projektile sind noch akzeptabel, aber ohne Erklärung von Hochhaus zu Hochhaus hüpfende Männer (es sei denn man akzeptiert die Erwähnung erhöhter Leistungsfähigkeit unter Adrenalin bereits als solche) und ein Gewehr, das durch die halbe Stadt zielgenau schießt (natürlich mit Kurvenflugbahn) sind schon arg dämlich und spätestens beim „Webstuhl des Schicksals“, welcher der Bruderschaft durch Strickmuster die nächsten Ziele vorgibt, geht man echt in die Knie.
Ist der Kokolores selbst als Comic-Verfilmung schon nicht wirklich zu akzeptieren, so ist er dann auch noch enttäuschend gemächlich erzählt. Stundenlang wird Wes’ Ausbildung gezeigt, was nur partiell interessant ist, ein echter Plot formt sich dann erst in Hälfte zwei so wirklich. Der ist dann auch nicht sonderlich interessant, merkt man schnell, dass „Die Bruderschaft“ nicht ganz koscher ist; erst die Wendung kurz vorm Showdown kann dann wieder ein wenig reißen.
Leider gibt es auch auf Seiten der Action dann nur wenig Aufregendes zu vermerken. Im Vergleich „Shoot ’Em Up“ bietet „Wanted“ weniger neue Ideen in den Ballerszenen, zumal das Überzogene hier durch den Mangel an Selbstironie teilweise lächerlich wirkt (z.B. in der Szene mit dem Autosalto, bei dem Wes noch ein Opfer durchs Schiebedach erschießt). Auch die Actionmenge ist nicht so groß, wie man nach dem Trailer erwartet hätte, und nach dem durchaus vielversprechenden Beginn des Showdowns endet das Finale leider in unnötigem, pathetischen Gesabbel. Immerhin ist der handgemachte Teil der Schusswechsel, der nicht durch übertriebenen CGI-Einsatz versaut wurde, gelungen choreographiert, ebenso wie die Messerkämpfe des Films.
James McAvoy in der Hauptrolle ist dann eine zwiespältige Angelegenheit. Den Büroloser kauft man ihm noch ab, seine Darbietung ist auch zum Schmunzeln, doch als Killer wirkt er deutlich weniger überzeugend, teilweise auch unglaubwürdig. Angelina Jolie spielt das Flintenweib auf Autopilot und ist kaum gefordert, während man Morgan Freeman an pathetische Monologe verschwendet. Lediglich Thomas Kretschmann ist wirklich über jeden Zweifel erhaben und beweist mal wieder, dass er auch aus den undankbaren Fieslingsparts, die man ihm immer wieder zuschanzt, noch das Maximum rausholen kann.
„Wanted“ ist nicht völlig misslungen, gemessen am Potential jedoch eine große Enttäuschung. Die Action ist zu CGI-reich und von geringer Menge, sodass nur der höhere Blutgehalt dafür sorgt, dass manche Szene nicht an „Next“ und ähnlichen Kram erinnert, die Geschichte unspektakulär und die Inszenierung teilweise zu überladen, zumal sich „Wanted“ (vom Beginn mal abgesehen) als bemerkenswert ironieresistent erweist. Schade um den gelungenen Part der Ballereien und die späteren, souveräner inszenierten Parts des Films, doch mehr als unterer Durchschnitt ist „Wanted“ leider nicht.