Schon in den ersten Minuten wird klar, dass "Die weiße Göttin der Kannibalen" sich ein wenig vom üblichen Kannibalengenre abhebt. Denn Schauspieler, Kameraführung und Synchronisation sind auf jeden Fall professioneller wie z.B. in "Eaten Alive" oder "Cannibal Ferrox". Auch werden schönere Naturaufnahmen geboten, so im Vorspann, in dem über Minuten hinweg verschiedenste Tiere gefilmt werden.
Im Rest des Films wird klar, dass "Die weiße Göttin der Kannibalen" auch nicht so ein blutrünstiges, ultrabrutales Werk wie noch andere des Genres ist. Wieso der Film beschlagnahmt worden ist, ist nicht nur aufgrund der Tatsache, dass sowieso keine Beschlagnahmung eines Films gerechtfertigt ist, fragwürdig, sondern auch in Anbetracht dessen, dass andere Filme des Genres weitaus brutaler und blutiger sind als noch "Die weiße Göttin der Kannibalen", die aber allesamt von der Beschlagnahmung verschont worden sind. Es wird nämlich eigentlich keine kannibalistische Szene gezeigt, man sieht auch nur eher von weitem, dass dem einen Mann der Bauch aufgeschnitten wird und dessen Eingeweide entnommen und verspeist werden. So explizit und detailfreudig wie in manch anderen Kannibalen-Filmen wird jedoch nicht gefressen und entweidet. Manche Szenen hat man auch schon in "Eaten Alive" gesehen, sofern man diesen vor "Die weiße Göttin der Kannibalen" gesehen hat. Denn Umberto Lenzi stahl für "Eaten Alive" einige Szenen aus der weißen Göttin. So auch die Einstellung, in der eine Schlange einen Affen langsam herunterschlingt.
Was den Tiersnuff angeht, er ist noch vorhanden, wird aber ebenfalls nicht so gewaltig ausgelebt wie z.B. in "Mondo Cannibale 2" oder "Cannibal Holocaust". Wenn ich mich recht erinnern kann, handelt es sich in Sachen Tiersnuff nur um eine kurze Szene, in der ein lurchartiges Tier getötet wird.
Die Story ist identisch mit der der anderen Kannibalenfilme. Eine Schwester und ein Bruder wollen den verschollenen Mann der Schwester finden. Dieser ist seit einer Urwaldexpedition spurlos verschwunden. Mit ein paar dschungelkundigen Männern machen sich die beiden Geschwister also auf die Suche. Doch bald werden sie nicht nur aufgrund diverser Tieren und Fallen dezimiert, sondern auch wegen der Kannibalen, die es in diesem Gebiet des Dschungels noch gibt.
Vom Hocker haut die Handlung also nicht, dafür ist es aber viel interessanter und unterhaltsamer, sich "Die weiße Göttin der Kannibalen" anzuschauen als andere Kannibalenfilme. Ich bin zwar ein treuer Fan des Genres, muss aber durchaus gestehen, dass in jedem Kannibalenfilm die ein oder andere Länge vorhanden ist. Hier ist das so gut wie nicht der Fall. Über weite Strecken hinweg ist der Film auch eher ins Abenteuergenre als in das der Kannibalen einzuordnen, da wie gesagt so gut wie keine kannibalistische Szenen vorkommen.
Erwartet kein "Cannibal Holocaust" ebenbürtiges Werk, und stellt euch auf einen geringen Bodycount ein. Zumindest gehen sehr wenige Opfer auf das Konto der Kannibalen. Wer jedoch auch mit einem Abenteuerfilm mit kannibalistischen Einlagen leben kann, soll sich "Die weiße Göttin der Kannibalen" ruhig mal ansehen. Lasst euch nur nicht von der völlig übertriebenen Beschlagnahmung täuschen! 7,5/10 Punkte