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Wir begeben uns auf dünnes Eis. Alles ist schlimm, man fühlt sich von der Welt verlassen, alleine, im Stich gelassen. Macht das Leben noch einen Sinn? Ein Thema, das in der Tat also doch ziemlich heikel ist. Was macht man jetzt aber, wenn auf einmal ein massenpsychosiches Selbstmorden anfängt? Und genau das ist der Punkt, auf den The Happening aufbaut.

Es fängt ohne Vorwarnung an. Im Park sitzen zwei Frauen, als eine auf einmal anfängt, sich ohne Grund die Haarnadel in den Hals zu schieben, während ihre Freundin sprachlos daneben sitzt. Doch dieser Willkürselbstmord soll nicht der einzige bleiben: Bald schon darauf stürzen sich Leute massenweise von Hochhäusern, erhängen sich oder fahren auch mal grundlos gegen einen Baum. Mittendrin ein Pärchen, das die Tochter eines Freundes mitgenommen hat. Auf der Flucht vor diesem unerklärlichen Phänomen...

Nunja, die Idee des Films ist an sich ebenso simpel wie genial: Statt der X-ten Zombieepidemie (oder auch Abwandlungen wie etwa bei The Signal) oder Ähnlichem hat man hier etwas gänzlich anderes. Spannender möchte man meinen. Als ich zuerst vom Film hörte, dachte ich an ein unerklärliches Phänomen mit brillanter Auflösung des Plots. Tatsächlich jedoch verpulvert The Happening nach 15 Minuten bereits alles und löst die Ursache der Katastrophe, die auf die Natur zurückzuführen ist, auf. Im Laufe des Films kommen dann noch unzählige weitere weise Erkenntnisse, die vielleicht die Charaktere beeindrucken, den Zuschauer aber eher langweilen.

Leider hat der Film hierbei auch an manchen Slellen auch etwas absurdes, ja teilweise schon ironisches an sich. Als Beispiel kann man hier die Perspektive vom Boden hoch zu einem Hochhaus nennen (Himmelperspektive), wo man dann sieht, wie die Leute massenweise nach unten ins Verderben laufen. Auch die Szene, in der der männliche Hauptakteur anfängt, mit einer Pflanze zu reden, um diese zu besänftigen (Jaha, es sind tatsächlich die Pflanzen, die Stoffe absondern können, die uns dazu bringen, uns umzubringen... Schon klar.), welche sich dann aber schlussendlich doch als Gummibaum entpuppt.

Auch der Rest des Films verläuft relativ spannungsarm. Das Gefühl von einer wirklichen Bedrohung kommt nicht wirklich auf (wie etwa bei Zombiefilmen), zu lachhaft sind Szenen, in denen man den Wind durch die Fauna wehen und Leute gezielt von diesen Windwellen weglaufen lässt oder ähnliche abstrus doofe Handlungen stattfinden. Ein paar unheimliche Momente hat man etwa dann, wenn man durch Straßen fährt, an denen dutzende Menschen an Bäumen hängen, sich Zoopfleger in aller Seelenruhe die Arme von Löwen abbeißen lassen oder der Fahrer eines Autos kurz stehen bleibt, um ordentlich auszuholen und mit voller Wucht gegen einen Baum rast.

Was die Charaktere angeht wird hier viel in die Klischeekiste gegriffen. Das Ehepaar mit seinen Problemen, das kleine Mädchen, das auch dazu kommt...  Insgesamt vergeudet der Film hiermit viel Zeit und nervt den Zuschauer irgendwann. Die Schauspieler sind mit Ausnahme von Mark Wahlberg (welcher im Zusammenhang mit Shooter ein Begriff sein sollte) eigentlich ziemlich schlecht. Seine Frau gestikuliert, als stünde sie unter Drogen, der Rest stellt sich auch nur freiwillig zur Verfügung, als Vorzeigebeispiel für das Massensterben zu fungieren. Was schauspielerisches Talent angeht, so verzichtet man hierbei gänzlich auf herausragende Qualitäten.

Der Score, der manchmal im Hintergrund zu hören ist, ist soweit relativ passabel. Die handwerkliche Inszenierung des Films (Effekte) ist soweit ziemlich gut gelungen und sieht wirklich glaubhaft aus.

Was hat man also am Schluss? Eine tolle Idee, gepaart mit einer soliden handwerklichen Inszenierung, dafür leider auch einigen Klischees, massenhaft unfreiwilliger Komik und grauenhafter (und vor allem langweiliger) Umsetzung.

Vielleicht nimmt sich der Thematik des unerklärlichen Massensterbens jenseits des Zombiegenres ja nochmal ein anderer Regisseur an. Als speziellen Filmtipp kann man hier The Signal nennen, der mit 50.000$ Budget deutlich mehr Qualitäten und Atmosphäre aufweist.

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