An "Sixth Sense"-Regisseur M. Night Shyamalan scheiden sich wohl zunehmend die Geister. War sein großartiger, nun bereits rund ein Jahrzehnt zurückliegender Bruce Willis-Gruselerfolg doch nur die viel zitierte Eintagsfliege? Es scheint so, denn zumindest meiner Meinung nach haben ausnahmslos alle nachfolgenden Filme ("Unbreakable", "Signs",...) bereits qualitativ merklich abgebaut und der nun vorliegende "The Happening" stellt zweifelsohne den bisherigen Tiefpunkt des künstlerischen Schaffens des gebürtigen Inders Shyamalan dar.
Die Grundidee ist (wieder einmal) defintiv brauchbar und erinnert grob an Frank Schätzings Welterfolg "Der Schwarm": Die vom Menschen bedrohte Natur schlägt wie aus dem Nichts erbarmungslos zurück und treibt die Menschen, zunächst der großen Metropolen der amerikanischen Ostküste, später auch kleinster Kuhkäffer, mittels eines durch den Wind verbreiteten Neurotoxins willenlos und urplötzlich in den Selbstmord.
So weit, so gut, denn die Probleme von Shyamalans neuestem Streich stechen nur allzu rasch ins Auge. Zunächst wären da die geradezu katastrophal fehlgecasteteten Hauptdarsteller Mark Wahlberg und Zooey Deschanel (Wer!?) zu nennen. Ersterer wirkt faktisch durchgehend wie ein Fremdkörper, welcher ausdruckslos und desorientiert durch die Gegend tapst und mitunter geradezu grotesk miese Dialogzeilen zum Besten gibt (ich sag hier nur "Kunststoffpalme"). "Max Payne" von allen guten Geistern verlassen...
Doch Zooey Deschanel macht ihre Sache kaum besser und nervt ebenfalls durch unglaubwürdiges bis unrealistisches Gebrabbel, Lustlosigkeit und ein äußerst gewöhnungsbedüftiges Äußeres, Stichwort: Kontaktlinsen(?). Der Rest der Darstellerriege verhält sich zumindest unauffällig und dient ohnehin zum überwiegenden Teil nur als Kanonenfutter.
Kanonenfutter ist überdies eines der herausstechenden Stichwörter: Es fällt auf, dass Regisseur M. Night Shyamalan mit "The Happening" eine unerwartet ruppige Gangart einschlägt und durchaus nicht mit rotem Lebenssaft spart. Zwar mögen besagte Splatterszenen durchaus irgendwie zum Inhalt passen, dennoch wirken sie in den meisten Fällen eher wie Spannungs- und Handlungsdefizite kaschierende Fremdkörper. Interessant ist in dieser Hinsicht in jedem Fall das knappe Making-Of der DVD, in dem es nicht nur härtere "Deleted-Moments" zu entdecken gibt, sondern in dem sich auch quasi im Subtext der Kommentare andeutet, dass Gore-Effekte und NC17/R-Rating den Machern offenbar durchaus wichtiger waren als der eigentliche Film.
Exakt so wirkt "The Happing" dann leider auch: Unausbalanciert, eher spannungsarm und ohne echte Höhepunkte. Zwischendurch gibt es zwar immer wieder atmosphärisch erstklassige (Schock)Momente wie die "fallenden Dachdecker" (nette Analogie zu Jakob van Hoddis "Weltende") oder die in den Bäumen hängenden erdrosselten Straßen-Arbeiter. Auch die finalen Szenen im abgelegenen Landhaus samt durchgeknaller Einsiedler-Oma können sich schließlich ebenso noch einigermaßen sehen lassen wie die (wenn auch sehr plakativen) Goremomente.
Dennoch wirkt das Gesamtprodukt unfertig, ja mitunter gar lieblos zusammengekleistert und wenig durchdacht. Auch das abrupte Ende enttäuscht durch Einfalls- wie Mutlosigkeit - aber das hat Schätzing im "Schwarm" auch nicht wirklich besser hinbekommen.
Technisch geht der Film unterm Strich dank einiger unterhaltsam-kreativer Momente schließlich noch in Ordnung, dem Anspruch eines "Sixth Sense" wird "The Happening" aber zu keinem Zeitpunkt auch nur annährend gerecht. Eine klare Enttäuschung und wohl auch die endgültige Bankrott-Erklärung M. Shyamalans!
Fazit: Warten auf Schätzings "Schwarm"-Verfilmung! Die Natur wird zurückschlagen, aber nicht hier und heute...