Seit „The Sixth Sense“ wartet man bereits vergeblich auf einen weiteren Final-Paukenschlag des gebürtigen Inders Shyamalan, der sein Massensterben auf pflanzlicher Basis zwar angenehm minimalistisch inszeniert, storytechnisch aber einmal mehr arg schwächelt.
Im Zentrum steht nicht nur die Apokalypse im Osten Amerikas, sondern auch der Zusammenhalt der Familie, symbolisiert durch das Paar Elliot (Mark Wahlberg) und Alma (Zooey Deschanel) Moore, welches sich im Verlauf der achtjährigen Tochter eines Freundes annimmt.
Erst verschwinden die Bienchen, dann stocken die Besucher des Central Parks, ein paar Blocks weiter stürzen sich Bauarbeiter vom Gerüst und am Ende weht der Wind durch Bäume und Felder, während kleine Gruppen ziellos umher rennen, weil man bis zuletzt nicht so schlüssig erklärt bekommt, wovor die eigentlich wegrennen.
Das ist aber gar nicht so tragisch, da Shyamalan durchaus ein Händchen fürs Wesentliche beweist und mit ein paar wenigen, leider etwas zu rar gestreuten, atmosphärischen Momenten zu punkten weiß.
Nachrichtenbilder aus dem TV mischen sich mit gespenstischen Szenen wie einem angestrengten Blick durch ein Fernglas, scharenweises Innehalten in einem Park, Erhängten am Fahrbahnrand oder dem merkwürdig atmosphärischen Haus einer vogeligen Eremitin.
Zwar will bei alledem keine allzu intensive Weltuntergangsstimmung aufkommen, doch die Vorstellung, lange Zeit nicht zu wissen, wo und wann das unsichtbare Böse zuschlägt und Menschen reihenweise zu Selbstmördern werden lässt, kommt phasenweise recht beängstigend rüber.
Zum Nachteil diverser Temposzenen nimmt sich die Erzählung viel Zeit, stellt auch die Probleme des Paares ein wenig in den Vordergrund, die mit Stimmungsring und kleinen Lügen erst wieder zueinander finden müssen, was Mark Wahlberg darstellerisch okay gelingt, obgleich er etwas unterfordert wirkt, Zooey Deschanel allerdings nicht so glaubhaft verkörpert, da sie wie unter falsch dosierten Psychopharmaka agiert.
Glücklicherweise steht Wahlberg als Lehrer und sensibler Kinder-Tröster als Sympathieträger stärker im Mittelpunkt, obgleich der des Rätsels Lösung nicht schlüssig zu erklären vermag.
Diese wird ein wenig fahrlässig behandelt, man kommt zunächst mit den üblichen Theorien über terroristische Anschläge, über Atomkraftwerke und Mitmischen der CIA, bis ein Typ mit großem Gewächshaus (der optisch an den jungen Fred Gwynne erinnert) von der Rache der Pflanzen einleitet. Ab da darf man weiterspinnen, von wegen je mehr Menschen sich an einem Ort aufhalten, umso bedrohter fühlt sich die Fauna, Kommunikation zwischen Baum und Getreide oder ähnliches, aber rein drehbuchtechnisch fragt man sich gegen Ende schon, wie Shyamalan aus der Nummer wieder heraus kommen will.
Und das gelingt ihm leider nur recht halbherzig und vor allem deutlich erahnbar. Wenn die Chose in einem verlassenen Örtchen namens Arundell County zu enden scheint, kommt anschließend genau das, was jeder Thriller – und Horror-Freak bereits dutzendfach gesehen hat. Das überrascht nicht, allenfalls ein Grinsen als Bestätigung zur eigenen Theorie huscht einem kurz durchs Gesicht. Die Ursache des Grauens liegt weiterhin im Verborgenen zwischen Chloroplastida, Photosynthese und Engelstrompete.
Es ist ein wenig wie „Signs“ meets „Suicide Club“, eine unerklärliche Bedrohung, die Menschen durch Felder laufen lässt, doch wenn das Böse zuschlägt, legen sich Leute auch mal vor den Mähdrescher oder schlagen Scheiben ein, bis eine lebenswichtige Arterie getroffen wird (in deutschen Kinos leider alles heraus gekürzt).
Das ist zuweilen recht stimmungsvoll, weil die Kamera sauber arbeitet und der Score von James Newton Howard immerhin mitgeigt, doch der ganz große Wurf ist das beileibe nicht.
Die abstrakte Gefahr wird gewiss nicht bei jedem Zuschauer landen, Fenster und Türen zu schließen bringt zwar für einen Moment Spannung, doch wenn draußen nur ein Windzug wahrnehmbar ist, nützt einem das unterirdisch gelegte Sprachrohr gen Ende rein gar nichts.
In seiner Struktur ist der Film schlicht und fantasielos, doch die inhaltliche Abkehr vom Rationalen kann auch phasenweise Freude machen.
6 von 10