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Ich hole ja immer noch Filme nach, für die mir das Börsen- oder Videothekengeld gefühlt zu hoch war und dazu gehört auch das Spätwerk von Meister Fulci, der offensichtlich erst das Budget, dann die Lust und später die Fähigkeiten verlor, was die Werke seiner letzten Lebensjahre enorm negativ beeinflusste, vor allem weil die italienische Filmindustrie, Abteilung Horror seit Mitte der 80er strukturiert ins Nichts ging.

Als nun „Touch of Death” aka “When Alice Broke the Mirror” 1988 “gedreht” wurde, geschah dies bereits als reine Direct-to-Video-Produktion. Ich hatte ja schon „Sweet House of Horrors“ und „The House of Clocks” durchlitten und “Alice” stößt ins gleiche Horn: schwaches Drehbuch, ordentliche Drehorte und zwischendurch wird geschmoddert. Reicht das? Seltenst!

Aber um die zitierten anderen Filme zu aufzuwerten: „Alice“ ist ein noch mieseres Werk, welches offenbar auf einem Bierfilz entworfen wurde und erhabenere Motive hatte, die aber nicht ihren Weg auf Film gefunden haben.

Im Zentrum der Handlung – und damit meine ich, dass die Kamera zu 98 Prozent ihn im Fokus hat – steht ein gewisser Lester Parson, gespielt von dem ehedem durchaus beachtlichen Mimen Brett Halsey, der ein gemeingefährlicher Soziopath mit kannibalistischen Untertönen ist. Er residiert in einem wunderschönen Haus irgendwo auf dem Lande und zieht sich zu Beginn gleich mal ein frisch in der Pfanne gemachtes Steak rein, das er der Leiche in seinem Keller entnommen hat. Später zersägt er die unglückliche Holde (abzüglich dem Lendensteak) schön spritzig mit der Kettensäge und geht dann neuen Untaten nach.

Er ist nämlich nicht nur ein durchgeknallter Killer, sondern, wie so viele Soziopathen, auch ein enormer Charmeur, der im Laufe des Plots eine ganze Reihe von Frauen um den Finger wickelt, die hier alle wohlgenährt und gut betucht quasi angstfrei jubeln: „Komm in mein Leben und nimm es mir dann, ich bin mal so frei und doof…“. Nebenbei ist Lester noch spiel- und wettsüchtig, hat aber so gar kein Talent dafür und wird deswegen von einigen schmierigen Kollegen einerseits bedroht wie andererseits zu immer neuen Spielchen aufgefordert.

Das ist dann auch alles an Handlung: er braucht Geld, sucht sich eine Frau, bandelt vollkommen unfähig an, sie verfällt ihm sofort und dann macht er die Damen alle, bekommt aber nie genug Geriebenes zusammen, um seine Probleme zu lösen. Nebenbei unterhält er sich gern mit seinem Schatten oder dem Bruder in sich, der ihm Nachrichten schickt, die er offenbar selbst aufgenommen hat, während auf dem TV-Schirm (selten eine so mies zusammengeschusterte Nachrichtensendung gesehen und sie wird ein halbes Dutzend mal variiert) die Fortschritte der Ermittlungen zu seiner Ergreifung verkündet werden.

Dazwischen wird enorm viel gesabbelt, was wohl die Verführungskünste des Soziopathen darlegen soll, aber das fällt alles so lächerlich aus, dass man es eigentlich nur als frauenfeindlich beschreiben kann. Natürlich dreht ihm sein letztes Opfer dann tatsächlich den Hahn zu, als eine Personenbeschreibung des Täters endlich gesendet wird (Lester hat derweil mehrfach die Gesichtsbehaarung angepasst.).

Und das ist es dann auch schon, ein enorm leerer Film, der wohl die Täterperspektive eines verwirrten Geistes thematisieren sollte, sich aber im Tralala fader Dialoge verliert, wenn Lester nicht gerade eine Frau (3) oder einen Erpresser (1) umbringt, was er aus irgendwelchen Gründen bei seinem fiesen Geldverleiher nicht schafft. Und seltsamerweise auch nicht versucht. Gedreht in ein paar hübschen Villen mit der atemberaubenden Innenausstattung wohlhabender Wohnungen und Häuser der 80er gibt es etwas zu sehen, aber der Film dreht sich – wie der Killer – nach einer halben Stunde quasi nur noch im Kreis. Deswegen muss man diese Lücke auch nicht zwingend schließen, selbst wenn man die Gelegenheit dazu hat und so viele Splatterszenen hat das Werk nun auch nicht, um sich als „Italian Psycho“ zu qualifizieren. Über den Symbolismus, dem einen Opfer nun auch noch eine operierte Hasenscharte anzudichten und dann die Kamera mehrfach ominös drauf zu richten, darf gern diskutieren, wer mag, aber mehr als eine latent misogyne Grundstimmung nehme ich hier nicht mit nach Hause. (2/10)







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