Review

3 sehenswerte Beiträge im Kurzfilm-Genre mit akzeptabler, aber insgesamt eher trivialer Rahmenhandlung. Lovecraft Liebhaber könnten enttäuscht werden, falls sie eine puristische Adaption der literarischen Vorlage erwarten. Hier gilt nach wie vor, dass die lovecraftsche Literatur in ihrer Wirkung eigentlich unverfilmbar ist. Daher muss ein Filmemacher zwangsläufig kreativ mit dem Material umgehen, was dann zu einem mehr oder weniger gelungenen Ergebnis führt. Bestimmte Motive und Inhalte von Lovecrafts Werken sind aber in allen drei Episoden erhalten.

Zusätzlich leiden alle drei Beiträge ein wenig unter den üblichen Limitierungen und Problemen des Kurzfimgenres (z.B. was die Dramaturgie und den Spannungsaufbau der Story betrifft, also etwa die zeitliche Verhältnismäßigkeit von Einleitung, Hauptteil und Finale). Optisch hat mir die Episode von "The Drowned" am besten gefallen, da hier sehr viele typische Elemente des Lovecraft-Universums zu finden sind: das düstere Haus auf der Klippe, die schauerliche, maritime Atmosphäre (das Meer als Ort der Bedrohung unbekannter Mächte), oder auch die hybriden Fischwesen. In der Doku "B-Movie Hell" beklagt sich Christopher Gans über die Problematik der Realisierung durch das knappe Budget. Wäre ein Grund mehr gewesen, auf billige (Ekel-)Effekte zu verzichten und stattdessen die morbide Grundstimmung und den psychischen Zerfall der Protagonisten vor die billig umgesetzte Darstellung der physischen Zerstörung zu stellen. Die gilt auch für die zweite Episode "The Cold" - gerade hier hätte die Vorstellungskraft mehr vermocht, als die eher armseligen special effects aus der B-Movie Trickkiste.

Fazit: alle drei Regisseure haben sich sichtlich bemüht, das Maximum aus den Rahmenbedingungen herauszuholen. Als B-Movie ist "Necronomicon" locker 6.5 / 10 Punkten wert. Man darf aber keine Vergleiche zu Produktionen herstellen, die unter anderen Voraussetzungen (Budget, ect.) entstanden sind. Eine wirklich authentische Adaption von Lovecraft steht noch aus. Hierzu gibt es mittlerweile sogar wissenschaftliche Literatur, die sich mit der Machbarkeit eines solchen Vorhabens auseinandersetzt. Zumindest wirbt "Necronomicon" aber nicht nur marketingträchtig mit dem Namen des Literaten, sondern ist zumindest in Teilaspekten ein entsprechendes Werk der Liebe der Beteiligten geworden, denen ich einen gewissen Respekt vor H.P. Lovecrafts Werken unbedingt unterstelle. Dennoch muss man leider einige (auch unter den gegebenen Produktionsbedingungen eigentlich vermeidbare) Klischees in Kauf nehmen, daher ist "Necronomicon" insgesamt nur oberer Durchschnitt und kein wirkliches Highlight geworden.

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