Nur fünf Jahre nach Ang Lees Version der Muskelprotzes mit dem grünen Daumen kam die nächste Verfilmung mit Marvels Wüterich. Diesmal als Teil des neu geschaffenen Marvel Cinematic Universe, sparte man sich trotzdem eine klassische Origin-Story. Die Hintergründe zu Bruce Banners Zustand werden zwischendurch mal aufgegriffen, ansonsten ist der hier von Edward Norton gespielte Charakter auf der Suche nach Heilung. Dem entgegen stehen das Militär, insbesondere General Ross und der Elitesoldat Emil Blonsky.
Zuerst war seitens Universal eine Fortsetzung von Lees Film angedacht, allerdings verzichtete man aufgrund des aus Sicht des Studios unbefriedigenden Einspielergebnisses und so fielen die Rechte wieder an Marvel zurück. Somit unterscheiden sich nicht nur die Darsteller, auch das Design änderte sich sichtlich. Unter der Regie von Louis Leterrier entstand so ein Hulk, dessen Filmumsetzung sich weniger auf comichafte Spielereien konzentrierte oder die Hintergründe der Figuren näher beleuchtete.
Edward Norton als Bruce Banner war keine schlechte Wahl und es ist löblich, dass hier auch mal das Thema Hosen angesprochen wird. Letztlich befindet sich Norton aber in einer nicht allzu tiefgründigen Geschichte und kann sein Können nicht ausspielen. Es blieb auch sein einziger Einsatz in dieser Rolle, denn der hatte andere Vorstellungen als das produzierende Studio. Andere wie Liv Tyler oder William Hurt wirken auch nicht gerade gefordert, allein Tim Roth als letztlich personifizierter Gegenspieler bietet eine ansprechende Leistung und macht die Verbissenheit seiner Figur spürbar. Stan Lee trinkt Limo, Lou Ferrigno arbeitet beim Sicherheitsdienst und in der letzten Szene treibt Robert Downey Jr. mit seinem Auftritt langsam die Vernetzung des MCU voran.
Krawall gibt es natürlich auch, allerdings ist dieser nicht sonderlich beeindruckend inszeniert. Geht die Darstellung des Hulk in Ordnung und ist die Hatz durch die Favelas von Rocinha dynamisch inszeniert, wirken die unter dem immer vermehrt auftretenden Einsatz von CGI entstandenen Sequenzen nur so semi-mitreißend. Im Park auf dem Unigelände, über das man am helllichten Tag spaziert ist (verstecken und so), wird es unübersichtlich und am Ende regiert dann das Gekloppe aus dem Rechner gegen Abomination (selten wurde ein Name so gezwungen in einem Dialog untergebracht).
Immerhin kommt Leterriers Film ohne große Längen aus, was aber eben auch auf Kosten der Charaktere geht. Der Konflikt zwischen Betty und General Daddy ist auf ein Minimum eingedampft worden, die Lovestory zwischen ihr und Bruce mag auch nicht so recht Emotionen wecken.
Der Score von Craig Armstrong kann sich nicht immer durchsetzen, hat aber die ein oder andere hörenswerte Stelle zu bieten. Ein nettes Detail hier, dass Armstrong auch das Thema der 1978er TV-Serie zitiert.
Leterriers „Hulk“ wirkt nicht so entfesselt, seine Geschichte auch weit simpler und wenig mitreißend. Flotter, aber leerer. Hat man mit Tim Roth zwar einen charismatischen Gegenspieler auf dem Zettel, weiß man mit dem Personal wohl nicht so viel anzufangen und treibt lieber den Plot gen generisches Ende. So gebe ich weiterhin Lees Version den Vorzug.