Der brilliante Wissenschaftler Bruce Banner (Edward Norton) hat noch immer mit dem Ungetüm Hulk zu kämpfen, das tief in ihm schlummert und bei jedem Wutanfall entfesselt werden könnte. Seit fünf Jahren lebt er nun schon isoliert und zurückgezogen im brasilianischen Exil, wo er sich als Arbeiter in einer Limonadenfabrik verdingt, während er gleichzeitig wie versessen nach einem Gegenmittel für sein grünes und unbändiges Problem sucht. Doch General Ross (William Hurt), der Vater von Bruce' großer Liebe Betty (Liv Tyler), der den Hulk für seine eigenen Zwecke nutzen möchte, lässt nicht locker und spürt ihn eines Tages in Brasilien auf. Wieder ist Banner zur Flucht gezwungen und kehrt in die USA zurück, wo er sich fürs Erste bei Betty versteckt. Bei alledem ahnt Bruce jedoch nicht, welch wahnwitzigen Absichten die Gegenseite tatsächlich verfolgt: Zur wirksamen Bekämpfung des Hulk hat man den größenwahnsinnigen Soldaten Blonsky (Tim Roth) einer ähnlichen Prozedur unterzogen, die einst auch den Hulk erschuf. Das Experiment gerät jedoch außer Kontrolle, Blonsky erweist sich als unkontrollierbar und mutiert zur zerstörerischen Bestie Abomination. Nun ist es an Bruce, sich seinem Alter Ego Hulk zu stellen, um so der drohenden Gefahr Einhalt zu gebieten..
"Der unglaubliche Hulk" ist, auch wenn der Titel keinerlei Bezug auf einen eventuellen Vorgänger nimmt, keinesfalls die erste Spielfilm-Adaption des grünen Wüterichs Hulk, vielmehr handelt es sich hierbei um einen Neuanlauf, einen Rettungsversuch, nachdem sich Universal im Jahr 2003 bereits einmal an dem Stoff versuchte und dabei einen Streifen auf die Beine stellte, der trotz eines soliden Einspiels überwiegend vernichtende Kritiken erntete. Blockbuster-untauglich sei der von Ang Lee ("Brokeback Mountain") inszenierte "Hulk" und ließe zudem die Action vermissen, so die Meinung vieler Comic-Liebhaber. Für eine Weile schien es dann auch so, als hätte das Studio mit ihrer vielfach diskutierten Verfilmung das Hulk-Franchise schon in den Sand gesetzt, bevor es überhaupt ins Rollen kam, doch nachdem die Rechte für den Stoff zurück an Marvel wanderten, sollte es noch einmal anders kommen. Eine komplette Neuverfilmung der Thematik wurde angekündigt, die mit einem neuen Cast aufwarten und sich nicht auf den indirekten Vorgänger beziehen sollte. Nachdem dann erste Infos zu "Der unglaubliche Hulk" durchsickerten, schien es tatsächlich so, als würde das Werk seinen unbeliebten Quasi-Vorgänger problemlos in den Schatten stellen können, fand man mit Edward Norton nämlich nicht nur einen hochkarätigen Mimen für die Hauptrolle, sondern mit Louis Leterrier ("Transporter", "Unleashed") auch einen absolut Action-bewährten Regisseur.
Vom jetzigen Standpunkt aus muss allerdings gesagt werden, dass "Der unglaubliche Hulk" leider nicht die ultimative Hulk-Verfilmung wurde, auf die sich alle treuen Comic-Fans schon sehnlichst gefreut hatten. Zwar, und dies wird schon entscheidend für viele sein, diesen Film der Ang Lee Version vorzuziehen, hat der Actiongehalt hier durchaus zugenommen und wurden auch sonst einige Fehler behoben, doch ein allzu enthusiastischer Eindruck will nach der Sichtung des Streifens dennoch nicht zurückbleiben. Womöglich liegt es teilweise an der zu hoch gestapelten Erwartungshaltung, die sich nach sehr guten bis grandiosen Comicverfilmungen wie "Iron Man" oder "The Dark Knight" wie von selbst einstellt, letztendlich stellt "Der unglaubliche Hulk" für jene Werke aber keinerlei Konkurrenz dar. Gründe mag dies, für sich betrachtet, sicherlich so einige haben, im Groben kann es aber damit auf den Punkt gebracht werden, dass es sich bei diesem Werk um Hollywoodware der typischsten Art handelt, die trotz vieler positiver Ansätze lediglich Altbekanntes vorzuweisen hat.
Sicher, eigentlich würde niemand auch nur auf die Idee kommen, in diesem Bereich etwas anderes zu erwarten, doch nach "The Dark Knight" dürften in Zukunft wohl auch Comicliebhaber mit einem gewissen Anspruch an die Verfilmungen ihrer Lieblingswerke herangehen. Die Liste der Enttäuschungen innerhalb "Der unglaubliche Hulk" beginnt indessen schon mit der simpel konstruierten Story. Zugegeben, gerade anfangs wirkt das zurückgezogene Szenario in Brasilien und das beinahe zivile Leben, das Bruce Banner aus eigener Überzeugung führt, durchaus interessant. Das Publikum wartet gespannt auf die erste Verwandlung in das muskelbepackte CGI-Monster und soweit macht der Film auch alles richtig. Das erste Drittel ist spannend inszeniert und bietet neben einem interessanten Handlungsstrang um Bruce Banner auch sehenswerte Actionszenen, vom ersten Auftritt des Hulk bis hin zu einer typisch französischen Parkour-Verfolgungsjagd, die natürlich die eindeutige Handschrift des Regisseurs Louis Leterrier trägt.
Leider kann "Der unglaubliche Hulk" einen gewissen Abstieg im späteren Filmverlauf nicht verbergen. Die zu Beginn noch ungewohnte Story um das Versteckspiel eines Superhelden weicht nach der Rückkehr des Hulk in die USA alsbald bekannten Mustern. Auch, wenn sich der zerstörungswütige Superheld wider Willen bald permanent vom Militär verfolgt sieht und dabei auch die eine oder andere Actionszene fürs Publikum herausspringt, so macht sich wirkliche Spannung nur noch selten bemerkbar. Das Geschehen mausert sich zum Abklappern der üblichen Handlungselemente, bei dem die große Liebe des Helden ebenso wenig fehlen darf wie der ebenbürtige Schurke, der zudem noch eine persönliche Abneigung gegen soeben genannten hegt. Zwar hat man diese Elemente auch schon wesentlich schlechter auf der großen Leinwand gesehen, dennoch wäre hier in punkto Story definitv mehr möglich gewesen.
Hinsichtlich der Effekte und der Action bekommt der Zuschauer hier einiges an Schauwerten geboten. Für 125 Millionen Dollar inszenierten die Verantwortlichen stellenweise ein regelrechtes Effektgewitter, in dem jedoch eindeutig CGI überwiegt. Stören sollte dies allerdings nur die wenigsten, da sich die Animationen hier allesamt auf zufriedenstellendem Niveau befinden. Sowohl der Hulk selbst, der im Übrigen weitaus besser und comicgetreuer aussieht als noch in der Version von Ang Lee, als auch die sonstigen Kämpfe etc. sind eindrucksvoll. Das Highlight ist dabei natürlich der furiose Showdown zwischen Hulk und Abomination, der in dieser Hinsicht zwar keine neuen Maßstäbe setzt, dafür aber in jeder Hinsicht die Erwartung des Zuschauers erfüllt. Wie bei Marvel üblich, werden die Fans hier desweiteren wieder einmal mit allerlei Cameos und Anspielungen bedacht, sogar ein anderer Superheld darf kurz vorbeischauen und somit einen kleinen Hinweis auf den nächsten Teil geben.
Das größte Plus des Films dürfte wohl ohne Frage seine Besetzungsliste darstellen. Mit Edward Norton konnten die Verantwortlichen einen der größten Mimen unserer Zeit für die Hauptrolle gewinnen, der seine Sache erwartungsgemäß hervorragend macht, auch wenn er in einer solchen Produktion beinahe schon einen unterforderten Eindruck macht. Während Liv Tyler und William Hurt hingegen nur wenig erinnerungswürdig agieren, glänzt Tim Roth dafür um so mehr in der Rolle des machthungrigen Antagonisten und beweist sich einmal mehr als hervorragender Schauspieler.
"Der unglaubliche Hulk" ist zweifellos unterhaltsames Popcornkino, das sich ideal für den nächsten Heimkino- oder Männerabend eignet, doch eben letztendlich auch absolut nicht mehr. Die Story erscheint ab einem gewissen Zeitpunkt lasch und konstruiert, während auch die Spannung nach dem ersten Drittel spürbar abnimmt. "Der unglaubliche Hulk" ist daher schlußendlich weder das erwartete Highlight, noch ein sonderlich schlechtes Machwerk, vielmehr ein nicht sonderlich innovatives Stück Hollywood-Unterhaltung. Für 108 kurzweilige Minuten mag dies zwar ohne Frage ausreichen, doch im Vergleich zu anderen Comic-Adaptionen zieht "Der unglaubliche Hulk" leider den Kürzeren.