Edward Norton spielt den Wissenschaftler Bruce Banner, der sich in das grüne Monster Hulk verwandelt, wenn er einen Wutanfall bekommt. Seit geraumer Zeit sucht er bereits nach einem Gegenmittel für seine Abnormität, bis ihn schließlich ein General, gespielt von William Hurt, der ihn als Waffe einsetzen will, auffindet. Banner flieht zusammen mit seiner ehemaligen Geliebten, gespielt von Liv Tyler, wird jedoch von einem ehrgeizigen Soldaten, gespielt von Tim Roth, verfolgt, der das Mittel, dass ihn damals verwandelte, genommen hat und sich allmählich ebenfalls in ein Monster zu verwandeln scheint.
Nachdem Ang Lee, den man sonst eigentlich als überaus versierten Regisseur kennt, aus "Hulk" nicht mehr als eine relativ langatmige und schwache Comicverfilmung herausholen konnte, war es klar, dass man für einen möglichen zweiten Teil einen anderen Regisseur verpflichten musste. Dafür wählte man niemand geringeres als Louis Leterrier, der schon mit "Transporter" und "Transporter - The Mission" überaus primitives, aber enorm unterhaltsames Action-Kino abgeliefert hatte. Und genauso ist auch "Der unglaubliche Hulk": Primitiv aber enorm unterhaltsam.
Bis auf ein paar kleinere Verfolgungsjagden gibt es nur zwei größere Action-Szenen, aber die haben es definitiv in sich und sind allein das Ansehen schon wert. Einmal darf Hulk eine halbe Armee im Alleingang erledigen und beim zweiten Mal kommt es dann zum Kampf der Giganten. Die Spezialeffekte entsprechen dabei dem obersten Niveau von Hollywoods Tricktechnik, die beiden Monster sind hervorragend animiert. Da Leterrier bereits die nötige Routine im Action-Genre sammeln konnte, setzt er diese beiden Groß-Actionsequenzen hervorragend in Szene und sorgt für Materialschlachten der Superlative, die der etwas bessere Marvel-Konkurrent "Iron Man" zumindest teilweise vermissen lies.
Aber auch ansonsten weiß die Inszenierung zu gefallen. Optisch gelingt der Film mit abwechslungsreichen Kulissen, einer beachtlichen Ausstattung, sowie mit dem starken Cast auch außerhalb der Action-Szenen. Einen wirklich gelungenen Score, wie ihn zum Beispiel "Transformers" zuletzt hatte, lässt "Der unglaubliche Hulk" leider vermissen, aufgrund des relativ schnellen Erzähltempos verliert er aber auch ohne diesen im Mittelteil nicht an Fahrt, zumal er, anders als es bei vielen anderen Comic-Verfilmungen der Fall ist, gänzlich auf Humor verzichtet.
Die Charakterkonstruktion ist leider sehr flach geworden, obwohl allein die Grundthematik um den Doktor, der sich bei einem Wutanfall in eine unkontrollierbare Bestie verwandelt und seine Geliebte, die trotz der ständigen Gefahr mit ihm zusammen sein will durchaus die Möglichkeit geboten hätte ein wenig in die Tiefe zu gehen. So entscheidet man sich leider für aufgesetzte Dramatik, die nicht wirklich fesselt. Der Plot ist dennoch geschickt genug aufgebaut und bietet ausreichend viele Wendungen um bei schnellem Erzähltempo auch außerhalb der Action-Sequenzen unterhalten zu können. Primitiv ist der Film durchaus, aber daran wird sich wohl kein Fan von Comic-Verfilmungen, wie ich einer bin, stören.
Edward Norton hatte ja schon in "Zwielicht" und "Fight Club" schizophrene Charaktere spielen dürfen und auch hier macht er sich ganz gut. Mit seiner typischen sympathischen Art und seinem gewohnt guten Spiel macht er sich sogar noch etwas besser als Eric Bana im Vorgänger. Noch positiver besticht jedoch Tim Roth. Roth, der hier erneut einen relativ undurchsichtigen Charakter spielen darf, bringt diesen beinahe beängstigend gut mit einer enorm hohen Leinwandpräsenz perfekt auf die Leinwand und lässt dabei sogar Edward Norton und Oscar-Preisträger William Hurt, der als unsympathischer General dennoch positiv auffällt, auch wenn sein Klischee-Charakter kaum die Möglichkeit bietet, sich wirklich zu empfehlen, alt aussehen. Zuletzt wären da noch die eher blasse Liv Tyler, die vor allem in den Liebesszenen versagt und ein Gastauftritt von Robert Downey jr. als Tony Stark, der Lust auf den nächsten "Iron Man" und den nächsten "Hulk" macht.
Fazit:
Die Story könnte kaum primitiver sein, reicht aber aus, um die Laufzeit zu füllen. Für alle, die geistig auf Durchzug schalten können bietet "Der unglaubliche Hulk" dennoch beste Unterhaltung mit hervorragender, tricktechnisch hochwertiger Action, einem starken Cast, in dem vor allem Tim Roth überzeugt und einer auch ansonsten sehr versierten Inszenierung.
76%