Basierend auf einer wahren Geschichte, so strahlt es im ersten Satz entgegen. Figuren wurden leicht abgeändert im Detail, aber mitsamt ihren Erfahrungen und Erlebnissen übernommen.
In der waterfront city Kaohsiung, der zweitgrößten Stadt der Republik China auf Taiwan soll es spielen, das Sozialmärchen / Identitätsdrama von HKs berüchtigtem Vielfilmer Tony Leung Hung-wah, der sich sein Geld bisher strikt mit Action und Horror der niedersten Ebene verdient hat und augenscheinlich nach Höherem, nach den Weihen der Ernsthaftigkeit, der erweiterten Kompetenzen und neuer Verantwortung strebt.
Eine Anprangerung der Verrohung der Gesellschaft, der Nichteinhaltung von Mindestregeln des Anstandes, des Respekts und der Rücksichtnahme, einer brachliegenden, sozialpolitisch kapitulierenden Atmosphäre, in der sich Niemand mehr um den Mitmenschen kümmert, Jeder sein eigenes materialistisches Süppchen kocht, sein eigenes Päckchen der Ausbeutung und Ungerechtigkeit trägt.
Leung möchte die Mißstände im seelischen Haushalt der Nation aufzeigen, den Mut zum Aussprechen dieser Wahrheiten beweisen und den seelsorglichen Weg und Mittel zu notwendigen Korrekturen bereithalten; das ein Zeichen setzen kommt aus heiterem Himmel, ist ehrenrührig und liebgemeint, aber trotzdem meist nur frömmelndes Betroffenheitstheater mit hohlem Gewäsch:
Die Lebensrettungsstation von Mr. Lee [ Benjamin Li ] und seiner Frau [ Angel Chu ] bietet allen Gescheiterten, Frustrierten und anderen Gepeinigten eine Sammelstelle selbstloser Hilfsbereitschaft. Neben dem kleinkriminellen, vom Vater verlassenen und den Selbstmord der Mutter nicht überwindenden Wang Wei-shing [ Kenny Kwan ] sind dort auch der ebenso junge Siu Ho [ Deep Ng ] und der gefährliche Lang Pi [ Hsieh Cheng Jun ] anwesend; letzter befindet sich nach einigen Racheaktionen wegen dem Angriff auf Freundin Fei Lung [ Gina Lin ] allerdings auf der Flucht vor Triaden und sucht nur ein bequemes Geheimversteck. Rangeleien unter den Heranwachsenden, verschwommene Zukunftsvisionen und der Kampf um die Aufmerksamkeit der Betreuerin Mei Ting [ Mandy Chiang ] treiben einen Keil unter die eigentlich vom gleichen Schicksal Gebeutelten.
Das Hilfenetz für benachteiligte, verstossene oder auf andere Art und Weise ausgegrenzte Menschen bietet ein erprobtes Konzept im handelsüblichen Leung-Film; die Konstellation einer streng abgeschotteten Gruppierung, hier eben der Seelsorgeeinheit, gegen den gesamten Rest der Welt und ihrer Missestände. Besetzt mit mehreren Jungstars zweiter Klasse, die wie Kwan und Ng vor allem über die mässig erfolgreiche Karriere als Sängerknaben, dem guten Aussehen und entsprechenden Bekanntheitsgrad beim jüngeren Publikum zum Filmgeschäft kamen, fördert die narrative Beweisführung allerdings eher den Müßigggang, das Nichtstun und Beten, das Warten auf das heilige Wunder als wirklich entschlossene Eigeninitiativen oder andere Anschlussorientierung. Sowieso erscheint das bigotte Konzept der kleinen, sichtlich armseligen Rettungsstation mit eingeimpfter Demutsstarre genauso undurchdacht und vordergründig nichtssagend wie das gehaltlose Drehbuch seine Fundierung, Erklärung und eventuelle Entgegnung bereithält. Am Besten alles in einen Topf, was sich nur irgendwie nach Ethik, Hochachtung und vielleicht auch noch der Menschenwürde anhört und dies zusätzlich mit Allerheiligen-Salbaderei ausschmücken. Ein Klagelied, nur auf den pathetischen Widerstandsgestus reduziert; bloss nichts gründlich ausarbeiten oder wenigstens sinnig platzieren.
Da werden im open management Clubhaus Geistig Behinderte zwischen Alkoholkranken und der Aufrührerische Jungrebelle neben dem Triadengangster mit der scharfen Machete logiert; kein Wunder, dass man Zeuge merkwürdiger Handlungen ist und neben Tränen auch Suff und Kloppe die Speise Tag und Nacht sind. Therapie ? Ein verkrampft allgemeintheologisches Trauerspiel, das gerne aufopfernd beseelte Epopöe sein möchte, aber im Dunstkreis aus biligem Sermon nur das kleine ABC der Gardinenpredigt anrührt, mit einfallslos abgegriffener Zwecklyrik wie "The root of wisdom is love and acceptance", "Just try your best to be your best", "If you know how to love, that means you know how to sacrifice", "Why nice people in the world die young ?" und ebenso dünnem Allerwelts-Cantopop auf der Tonspur.
Was immer Leung dazu veranlasst hat – sei es wirklich aus uneigennützigem Wohlwollen, christlichem Anliegen, Steinzeitkapitalismus oder doch schlechtem Gewissen bzw. verlogenem Selbstmitleid – wie gewohnt geschrieben, finanziert und gedreht in formelhafter Eigenarbeit beweist er eigentlich nur, dass er nicht bloss für Genreware, sondern auch als pädagogisches Personal der leider komplett falsche Mann ist. Auch wenn man angesichts der stetig vorgehaltenen Statikbilder und besonders der Litaneienpredigt im Text das Gespür dafür bekommen kann, was denn eigentlich für die hiesig Porträtierten auf dem Spiel steht, so schafft er es wegen seiner unmittelbaren Haltung als realitätsblinder Bedenkenträger niemals, über mehr als anklagendes Schildern jammervoller Szenen und der messianischen Hoffnung auf kollektive Besserung hinauszukommen. Geschweige denn in seiner gemeinnützig veranlagten Inszenierung entscheidende Impulse zur Bewusstseinsbildung zu setzen, die richtigen Fragen zu stellen oder gar die richtigen Antworten zu geben. Leung betrachtet das Elend und den Abstecher in das weite Feld der Jugendkriminalität mit den Augen eines karitativromantischen Missionars wohltätiger Nächstenliebe. Als ehrenamtlicher Barmherzbruder, der mit scheinheiligen pastoralen Prioritäten, oberflächlicher Glaubensvertiefung und vermeintlich aufklärerischem Duktus argumentiert und mit erschreckender Ungenauigkeit und ideologischer Orientierungslosigkeit sowohl die emotionale Schiene als auch die exploitative bedienen möchte.