Review

Nach „Hellboy“ und „Dead Snow“ versucht sich nun auch der renommierte Regisseur Joel Schumacher an Nazi-Dämonen oder jenen, die einfach nicht tot zu kriegen sind.
Dabei kann er trotz routiniert-passablen Handwerks nicht viel von dem einfältigen Drehbuch kaschieren, denn binnen kurzer Zeit wirken sämtliche Handlungsmuster vorhersehbar und gleichermaßen ideenlos, als hätte man alles schon tausendfach in weitaus pfiffiger Variation gesehen.

Denn das grundlegende Problem ist, dass es sich um lediglich einen untoten Nazi (Richard Wirth) handelt und die fast komplette Handlung auf einer abgelegenen Farm in Texas spielt, in dessen Mittelpunkt gerade mal knapp sieben Figuren gerückt werden, wobei als Helden die ungleichen Brüder Evan und Victor fungieren.
Evan arbeitet als Sanitäter, als er nach zwei Jahren von Victor aufgesucht wird, der eigentlich im Irak-Krieg als verschollen galt. Schwer bewaffnet ziehen die beiden umgehend los zu jener abgelegenen Farm, denn Victor will sich für zwei Jahre Gefangenschaft rächen, - jedoch ohne zu wissen, weshalb er über die ganze Zeit dort ausharren musste…

Bei der Exposition zeigt sich noch Schumachers Geschick für stimmungsvolle Settings, als er ins Jahr 1936 zurückflasht und die deutsche Auswandererfamilie Wollner präsentiert, die umgehend vom Nazi Wirth (recht überzeugend: Michael Fassbender) aufgesucht wird.
Angeblich im Auftrag von Himmler persönlich, soll ein alter Runenstein im Bauwerk der Farm für okkulte Riten von nutzen sein und tatsächlich gelingt es Wirth, den verstorbenen Vogel der kleinen Liese mit ein paar kryptischen Ritualen zu reanimieren.
In Schwarzweiß gehalten, wirkt das Interieur mithilfe authentisch erscheinender Requisiten realistisch, der orchestrale Score hält sich zunächst ein wenig zurück, doch die Stimmung ist düster und macht Lust auf mehr.

In der Jetztzeit überhast Schumacher jedoch das Geschehen und vergisst, die beiden Heldenbrüder auch nur ansatzweise zu charakterisieren, da es mit dem plötzlichen Auftauchen von Victor sogleich zum Bauernhof geht, auf dem fortan lediglich Ruhephasen für Erklärungen des Nazi-Unholdes eingelegt werden.
Als unwissender Betrachter ist man sogar eher ein wenig verwirrt: Die Familie auf der Farm scheint seit den Dreißigern nicht gealtert zu sein, verschiedene Bemalungen an Türen und Fenstern sollen offenbar das Böse fernhalten, doch wenn man schon die magischen Schriften von Wirth vorliegen hat, die auch darauf verweisen, wie man ihn vernichten könnte, - warum hat das in über siebzig Jahren noch niemand zustande bekommen?

Logiklücken sind innerhalb des Genres ja fast immer verzeihlich, doch mangelnder Esprit und schwer auszumachende Originalität kaum.
Der Tunichtgut mit seinem obligat schwarzen langen Ledermantel taucht somit nach rund vierzig Minuten auf, macht erstmal die Pferde verrückt, um dann diverse Versuche zu unternehmen, ins Gebäude einzudringen, während unsere Heldenbrüder rasch Möglichkeiten finden, den Unhold mit simplen Tricks ins endgültige Jenseits zu verbannen.
Denn dieser will (natürlich in Eintracht mit anstehender Mondfinsternis) mit diversen Ritualen die totale Macht erlangen, sprich, so etwas wie die Weltherrschaft.
Dabei ahnt man schon frühzeitig, wie der Dämon aufgrund einiger Hilfestellungen des damals jungen Mädchen mit dem Vogel gebannt werden könnte, wobei das Finale entsprechend routiniert, aber ohne Überraschungen abgespult wird.

Dabei mögen Splatterfreunde nur ansatzweise in die Nähe blutrünstiger Befriedigung kommen, denn obgleich vom Bauchschuss über verschiedene Schnittwunden auch ein durchbohrter Unterkiefer zu sehen ist, gibt man sich zu keiner Zeit einer Ausschlachtung expliziter Darstellungen hin.
Die Maske arbeitet hingegen ordentlich, auch einige CGI sind brauchbar eingebunden, während Kamera und Schnitt unauffällige Dienste verrichten.

Joel Schumacher hat im Laufe seiner Regiearbeiten richtig markante Werke geschaffen, die von „The Lost Boys“ über „Flatliners“ bis hin zu „Falling Down“ und „Nicht auflegen“ reichen. Doch mit diesem Drehbuch reiht er sich quasi in die Riege unbedeutender Filmemacher ein, da der Stoff unter der Leitung eines x-beliebigen Regisseurs wahrscheinlich kaum weniger unterhaltsam ausgefallen wäre.
Okkultes Zeug ist eigentlich Schumachers Ding, doch wer wohlweißlich alles in Rumänien abdreht, ahnt womöglich schon, dass das Drehbuch auf halber Strecke schlapp machen dürfte, denn ein untoter Nazi mit mehrfach abziehbarer Dämonenmaske, der ein paar Leutchen auf einer Farm in Texas tyrannisiert, ist in der Quintessenz eben nichts, was einen Genrefan großartig anlockt und nach Sichtung, schon gar nicht lange in Erinnerung bleiben wird.
Knapp
4 von 10

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