Review

Wir schreiben das Jahr 1936. Die deutschstämmige Familie Wollner ist nach West Virginia ausgewandert, wo sie eine Schweine- und Hühnerfarm unterhält. Eines Tages trudelt ein Brief aus der Heimat ein. Er stammt von der deutschen Regierung und enthält die Bitte, den Abgesandten Richard Wirth (Michael Fassbender), der in der Gegend mit der Suche nach deutschem Kulturgut beschäftigt ist, Unterkunft zu gewähren. Die Wollners willigen folgsam ein.
Wieder zurück in der Gegenwart. Evan ist Sanitäter in einer Kleinstadt. Der Job ist die Hölle, von Frau und Kindern lebt er getrennt, zu sehr nimmt ihn sein Beruf ein. Doch Evan schleppt ein weiteres Trauma mit sich herum: den Verlust seines Bruders Victor (Dominic Purcell), der vor Jahren spurlos verschwand. Eines Abends, als Evan mal wieder total erschöpft vom Dienst zuhause einschlummert, reißt ihn ein langzotteliger Fremder aus dem Schlaf, der sich aber schnell als sein vermisster Bruder Victor entpuppt. Victors Erscheinung gleicht der eines Landstreichers: lange, fettige Haare, zerlumpte Klamotten und von oben bis unten mit Dreck und Unrat verschmutzt. Vic fordert Evan auf, sofort mitzukommen und eine Waffe einzupacken, denn er brauche seine Hilfe, um sich an den Menschen zu rächen, die ihn die letzten Jahre gefangen hielten und folterten…

Hm, was – wird sich der geneigte Leser fragen – haben die deutschen Auswanderer mit einem Geiseldrama zu tun, das sich gute 70 Jahre später ereignet?
Da es im Film auch relativ bald aufgeklärt wird, will ich es euch auch nicht länger vorenthalten: Auf dem Landsitz der Wollners entdeckte der Gesandte Wirth – das Abziehbild des fiesen Ariers – einen Runenstein. Und da Wirth schwarze Magie beherrscht, machte er sich die Macht des Steins zueigen und wütet seither – von einem guten Zauber an das Gelände der Farm gefesselt – in der Region als untoter und Blut durstiger Folterknecht und Supernazi… huhuhu!

…An diesem Punkt finde ich es ganz passend zu erwähnen, dass es sich bei BLOOD CREEK um ein Erzeugnis des Regisseurs Joel Schumacher handelt, der in seiner Hochzeit Filme, nein Klassiker wie „Falling Down“, „8mm“ oder “The Lost Boys” aus dem Boden stampfte. Dass dieser jetzt mit einem derart minderbemittelten Thema daherkommt, selbst, dass es sich bei dem Macher dieses Schachtfetzens tatsächlich um denselben Joel Schumacher von damals handeln soll, will mir irgendwie nicht richtig in den Kopf.
Klar, Nazis sind seit „Inglorious Basterds“ wieder voll in Mode und beinahe salonfähig. Dass Nazis sogar einen gewissen Unterhaltungswert bieten, insofern es sich dabei um Zombies handelt, denen ordentlich das Hirn raus geblasen wird, wissen wir seit „Dead Snow“ auch.

BLOOD CREEK kommt aber an keinen der beiden genannten auch nur im Entferntesten heran. Zu konfus und an den Haaren herbei gezogen die Story, zu unzwingend der Handlungsverlauf… Unter den Darstellern finden sich zwar einige bekannte Gesichter – Dominic Purcell („Prison Break“, Gravedancers“) und Michael Fassbender („Eden Lake“, der Alliierte, der sich in „Inglorious Basterds“ mit seinem Akzent verrät), doch auch sie können hier nichts reißen.

Die Figur des durch schwarze Magie zum Supernazi bzw. Nazivampir (whatever…) mutierten Wirth ist leider auch alles andere als der Bringer. Völlig vernarbte Erscheinung, langer Matrix-Mantel wie ihn die Amokläufer immer tragen, wohl am ehesten mit dem „Nemesis“ aus „Resident Evil“ vergleichbar. Er kann Tote wieder zum Leben erwecken und sie wie Marionetten steuern. Warum er aber in einem Bunker im Garten seit den 30er Jahren Leute zu Tode foltert – keine Ahnung.
Den Clou, den Evan, Vic und die anderen, die dem Zombieoberst den Garaus machen wollen, dann ausklügeln, um jenen zur Strecke zu bringen, fällt dann genau so hanebüchen aus, wie der Rest des Films.
Wegen des Gores muss man den Film auch nicht gesehen haben, da tut sich nämlich auch nicht sonderlich viel.

Fazit:
Ich kann’s immer noch nicht so recht glauben, dass der Streifen wirklich von Joel Schumacher sein soll. Da bewies ja „Batman & Robin“ noch mehr filmische Finesse. Der Versuch auf den Zug mit dem derzeitigen Nazi-Hype aufzuspringen ging jedenfalls saftig in die Hose.

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