VORSICHT SPOILER!! NICHT WEITERLESEN FALLS IHR ÜBER WICHTIGE HANDLUNGSELEMTENTE UNINFORMIERT BLEIBEN WOLLT!
VORSICHT THE DARK KNIGHT und NARNIA2 SPOILER!
Jaja die Narnia Filme. Zwei nun an der Zahl. Auf den ersten Teil hatte ich mich damals, von den Herr der Ringe Filmen angesteckt, sehr gefreut wurde dann aber bitter enttäuscht. Die Geschichte war kindisch, kitschig, komplett unlogisch und ohne Sinn. Kinder die sich in Windeseile von Heulsusen zu schlachtenden Frontsäuen entwickeln, die kaum trainiert haben aber muskelbepakte Trollkrieger spielend ins Jenseits schicken? Blöde religöse Anspielungen überall und ohne Bezug zur Story? Ein Jesus Löwe? Nein das war einfach nicht gut damals und der Film wurde von den Kritikern ja auch zurecht vernichtet.
Regisseur und (Mit-)Drehbuchautor Andrew Adamson, hatte Einsicht und sich sicher vorgenommen diesmal alles besser zu machen. Da der erste Teil ziemlich erfolgreich war (laut IMDB Platz 27 unter den erfolgreichten Filmen aller Zeiten, mit einem weltweiten Einspiel von 738,809,845 Dollar) konnte Disney auch ein großzügiges Budget locker machen und dem Mega-Uber Kinderabenteuer-/Fantasyfilm und Romanverfilmung stand nix mehr im Weg. Inwieweit der Film dem Buch entspricht will ich hier nicht Bewerten, ich hab die Bücher nicht gelesen.
Die Story is recht einfach gestrickt:
Es ist was faul im Staate Narnia. Der Thelmarer Truchsess von Narnia Miraz (Sergio Castellitto) hat endlich einen Sohn bekommen. Grund genug den eigentlichen Thronfolger Prinz Kaspian (Ben Barnes) aus dem Weg zu Räumen. Der ist zwar blöd, hat aber einen Mentor/Lehrer der ihn warnt und ihm bei der Flucht hilft. Auf der Flucht verschlägt es den Model-Prinzen in einen Wald und kurz bevor er von einem Zwerg niedergeschlagen wird, bläst er in ein Zauberhorn und CUT!
Es ist London. Überall Soldaten und Schüler. Wir werden wieder mit unseren Kids aus dem ersten Teil bekannt gemacht. Susan (Anna Popplewell), die Bogenschützin, wird von einem jugendlichen Stalker verfolgt, da kommt es ihr nur recht, dass sie zu ihren Mitstreitern gerufen wird. Die kleine Lucy (Georgie Henley) hat Angst um ihre Brüder die sich in einer Londoner U-Bahnstation ein herbes Gefecht mit ein paar School-Bullys leisten. Edmund (Skandar Keynes) hilft seinem Bruder Peter (William Moseley), dem Großkönig von Narnia, in einer schier auswegslosen Schlacht gegen ein paar schwachbrüstige Gleichaltrige. Vorbei scheinen die Zeiten des Kampfes und des Ruhmes. Doch zum Glück werden sie, wie aus dem Nichts, einfach zurück nach Narnia teleportiert. Und was macht man wenn mann urplötzlich in eine andere Welt gebeamt wird? Genau, man geht erstmal planschen im Meer. Nach der kleinen Schwimmeinlage gehts auch schon los. Die drei bemerken, dass hier was nicht stimmt.
Es sind 1300 Jahre vergangen seit sie Narnia im ersten Teil verließen und das Land hat sich (zum schlechten) verändert. Zum Glück sind ihre alten Waffen und Rüstungen noch an Ort und Stelle und die Vier ziehen in den Krieg und murksen erstmal zwei Soldaten ab die einen Zwerg ertränken wollen (die habens verdient). Der Zwerg (Peter Dinklage) gehört auch glücklicherweiße gleich zu der Untergrundbewegung die Prinz Kaspian aufgelesen hat und so werden alle zusammengeführt und der Freiheitskampf, der heilige Krieg, zur Befreiung Narnias kann beginnen.
Yae, ist das ihm Buch auch so?? Jungejunge. Soviel gemeuchelte Lebewesen habe ich selten in einem Fantasyfilm für Jugendliche gesehen. Hier gehts echt zu Sache. Da ist eine kleine gestiefelte Maus!!!, die an den Kater aus Shrek errinert und gleichzeitig wohl für ein paar Lacher sorgen soll. Und diese Maus killt im Alleingang erstmal so um die acht schwerbewaffnete Krieger die Prinz Kaspian verfolgen. Und das ist dann ja auch nur der Anfang, ein Vorgeschmack auf das was da so kommt.
Es wird klar, dass der Film erwachsener sein will als der sehr kindliche erste Teil. Gleich zu Beginn werden wir ohne Vorwissen in die Intrigen rund um den Thron von Narnia eingeweiht. Die Stimmung ist dunkel und düster. Das Tempo das angeschlagen wird ist hoch, hat aber einige Löcher und Leerlauf. Viele nichtssagende Dialoge ziehen manche Teile des Films lang wie ausgelutschten Kaugummi. Zum Beispiel bildet sich die kleine Lucy dauernd ein Arslan, den großen, sprechenden Erlöserlöwen, gesehen zu haben. Die Streitgespräche die sich daraus ergeben sind sehr nervtötend!
Doch sind nach etwa einer Stunde mal alle Hauptpersonen versammelt zieht das Tempo wieder an und ab da ist Handwerklich wirklich alles top. Das übergroße Budget des Films ist überall zu sehen. Wirklich wundershöne Landschaftsaufnahmen wechseln sich mit guten CGI Tierchen und tollen Rüstungen und Fabelwesen ab. Die Ausstattung und Technik sind wirklich sehr gut! Jacksons dreckiger Herr der Ringe Look fehlt zwar aber das wäre ja auch zu viel, denn in Narnia ist alles sonnig und sauber. Ganz besonders in der Mitte des Films wenn die Burg des bösen Königs in einer Nacht und Nebel Aktion infiltriert wird gibt es echt ein paar sauber montierte Prachtsequenzen zu sehen die vor Atmosphäre fast platzen. Im großen Finale, der großen Schlacht um das Schicksal Narnias, wird dann nichts mehr ausgelassen was das Fantasygenre zu bieten hat. Lebende Bäume, Wasserelementare, Riesenvögel die Luftunterstütung geben und Kampfreden die vor Kitsch und Pathos nur so triefen.
Doch hier kristallisiert sich dann heraus was mit dem Film nicht stimmt. Szenen die nur für 5-9 Jährige gedacht und ertragbar sind, und Szenen die selbst 12-18 Jährige schockieren könnten wechseln sich in rasendem Tempo ab! Wirklich dümmlicher Humor, bei dem die 8 Jährigen kichern können, wechselt sich mit Leichenbergen und Massenmord ab. Hier ist nichts heilig. Unsere jungen Helden kennen kein Erbarmenmit dem Feind.
Als zum Beispiel die Burg gestürmt wird, und ein Soldat nach dem anderen hinterrücks gemeuchelt auf den Boden fällt und die süße gestiefelte Maus vor einem Kill lässig noch einen Oneliner loslässt, gibt es kein halten mehr. Das aufschlitzen der Kehlen verläuft zwar unblutig, jedoch sieht das trotzdem hart aus und die Botschaft des Films wird immer fragwürdiger. Nicht das ich das nicht mag. Für mich ist das vollkommen ok wenn in Actionfilmen ein Bad Guy nach dem anderen dran glauben muss. Aber einen solch hohen Onscreen-Bodycount hatte ich nicht erwartet. Zumal wir hier nicht in Rambo4 sind, aber man könnte es fast meinen.
Es muss sicher schwer für die FSK gewesen sein hier ein Urteil zu fällen. Ab16? Unmöglich da die Dialoge schon für zwölfjährige nicht mehr ertragbar sind und der Grundton des Films einfach zu jugendlich daherkommt! Ab6? Unmöglich da die gezeigten Szenen Leichenberg auf Leichenberg häufen. Bleibt nur noch das Ab12 rating? Ja dann können die 6 Jährigen trotzdem mit rein aber nicht meine Schuld wenn ich dann sehe wie eine Mutter mit einem weinenden Kind den Saal verlassen musste. Das war zuviel für das kleine Mädchen. Hollywood hat mal wieder zugeschlagen. Nach Harry5 und dem Goldenen Kompass nun der nächste Film der sich nicht entscheiden kann ob er nun für die ganz Jungen oder für die schon fast Erwachsenen geschaffen wurde.
Ich muss jetzt hier einfach mal den Vergleich zu The Dark Knight wagen, weil der mich zuletzt Sauer aufgestoßen hat!
Die Filme spielen eindeutig in völlig unterschiedlichen Liegen. TDK mit seinen genialen Dialogen und oscarreifen Darstellungen, einem wirklich gutem Drebuch und einem Regisseur der weiß was er will.
Oder doch nicht? Wenn ich den Gewaltgrad und die dahintersteckende Motivation zwischen The Dark Knight und Narnia2 vergleiche so wundert es mich das Nolan in seinen Action und TwoFace-/Joker-Killszenen nicht bis zur letzten Konsequenz geht, wenn Narnia2 das ohne auch nur mit der Wimper zu zucken macht. Echt, wenn in TDK jemand erschossen wird, dann ist das nicht zu sehen! Es passiert grundsätzlich im Off oder es wird gleich ganz zum nächsten Schauplatz gecuttet. Das ist ja alles ok und zeugt sicher von ausgezeichnetem Regiestil. Doch für mich als Actionfan ist das einfach mangelhaft, genau wie die wackelige Kamera in den Nahkämpfen, die aber seltener zum Einsatz kommt als noch in Batman Beginns.
Da die Motivation jeder Figur in TDK aber dank dem famosen Skript zu jeder Zeit gegeben ist, könnte der Abschuss letztendlich doch wenigstens gezeigt werden. Die einzigen Kills die in Dark Knight wirklich gezeigt werden und hart sind kommen vom Joker und sind der Messerverschwindetrick (Hammeraktion!!) sowie der Kill an einem afroamerikanischen Gangsterboss. Diese beiden Morde sind aber so gefilmt das man keine Details sieht, also genau wie bei Narnia2. Nur, dass bei Prinz Kaspian solche Kehlenschlitzer an der Tagesordnung stehen! Hier wird jeder Gegner auf brutalste, und manchmal gleichermaßen witzige weiße gekillt. Die Motivation hinter den Kills? Nicht gegeben! In Narnia werden alle Konflikte grundsätzlich mit brutaler Gewalt gelöst. Es gibt keine logische Moral in Narnia. Mäuse töten Menschen, Menschen töten Minotauren, Minotauren töten Menschen, Menschen töten Mäuse. Und das völlig unmotiviert. Fast alle Gefechte hätten verhindert werden können, wenn das dümmliche Drehbuch nicht vorschreiben würde, dass Gegner getötet und der Plan schiefgehen muss. Das führt zur letzten Schlacht und wenn sich dann Mäuse, Menschen, Minotauren und Bäume gegenseitig bis zur Ekstase abschlachten ist jegliche Grenze verschwunden, nur nicht die zwischen Gut und Böse. Wenn Narnia AB12 ist, dann kann The Dark Knight unmöglich AB16 werden (Gewaltgrad) wie viele es schon auf ihrem Wunschzettel haben.
Die amerikanischen Ratings sind leicht erklärbar: Narnia2 mit einem PG und Dark Knight mit PG13.
Narnia2 ist für Kids gemacht und so kommt er in vielen Teilen auch rüber: Dümmmlicher Klamauk, alles platonisch, keine Fucks und nur ein Kuss. Das bisschen Geschlitze ist für die Amis nicht wichtig -> PG!
The Dark Knight gibt vor für Erwachsene gemacht zu sein, wenn auch leider nicht bis zur letzten Konsequenz. Vielschichtige Haupt- und Nebenplots, Charakterentwicklung in Perfektion. Hier blickt kein 6 Jähriger mehr durch! Dazu eine ernsthafte und tragische Liebesgeschichte gepaart mit einem suprfiesen Bösewicht der am liebsten jede amerikanische Grundregel vernichten würde. Ein Agent des Chaos. Hier und da noch eine kleine, mehr schlecht als recht gemachte, aber Nolan wird besser, Actionsequenz. Brutal nicht, aber alles sehr erwachsen und mit ein paar Kraftausdrücken und den fiesen Zeilen des Jokers kommt man auf ein PG13 oder reizt dieses sogar aus. Dennoch ist TDK weder hart noch hat er eine solch fragwürdige Botschaft wie Narnia2. Amerikanische und deutsche Ratingschwerpunke sind nunmal grundverschieden!
Nach meiner Meinung ist Narnia2, noch viel mehr als der erste Teil, nur bedingt für Kinder und Jugendliche zu empfehlen. Der Film ist kriegstreiberisch und hat keinen Respekt vor dem Leben. Und wenn dann am Ende Arslan auftaucht um die ungläubigen zu bestrafen musste ich auf jedenfall herzhaft lachen. Für mich persönlich war die allgegenwärtige Gewalt aber eher eine willkommene Abwechslung zum langweiligen Alltag der Jugedbuchverfilmungen. Der Film hat definitiv Schauwerte. Die große Schlacht ist nahezu perfekt inszeniert. Hier gibt es keine Wackelkamera wie bei Ridley Scott oder Nolan. Hier wird in Zeitlupe mit großem Score im Hintergrund zur Schlacht geblasen. Die Zweikämpfe sind Top und die Action schweißtreibend. Für mich eine helle Freude mal wieder einen Film zu sehen, in dem es außer Gewackel auch noch was zu sehen gibt. Unsere jungen Helden metzeln sich in guter Braveheart-Manier durch die Reihen und lassen keinen Graßhalm auf dem anderen. Wohlgemerkt da Narnia ein sauberes Land ist bleibt kein Blut am Schwerte oder am Boden zurück, was aber egal ist, da wegen den Leichenbergen eh kein Platz für Blut ist.
Kein Blut -> Jugendfrei! Scheint eine einfache Rechnung zu sein die aufgeht. Und die versteckten Botschaften die dahinterstehen?
Die Schauspieler machen ihren Job, wie im ersten Teil, mehr schlecht als recht. Da ihre Charaktere keine Veränderungen durchmachen und eh schon alles können bleiben sie vom Skript unberührt. Ben Barnes spielt seine Titelrolle als naiver Prinz Kaspian auch eher ziemlich blöd. Die schlechte deutsche Syncro mit ekligem Akzent lässt dann auch noch den letzten Funken Glaubwürdigkeit verschwinden. Am besten sind noch die kleinen CGI Tiere die ganz gut animiert sind und für ein paar Lacher sorgen. Wohlgemerkt meistens in der Art wie sie ihre Gegner töten. Alle menschlichen Charaktere sind relativ eindimensional. Peter hält sich für den König und lässt nichts anbrennen um sein Land freizuschlachten. Susan kann gut mit dem Bogen umgehen und killt damit auch gleich mal gefühlte hundert Badguys. Edmund ist Peters Gehilfe und Taschenlampenträger. Die kleine Lucy ist für den Niedlichkeitsfaktor und die Arslan Traumsequenz zuständig. Der Bösewicht Miraz ist ganz fies stirbt aber dann plötzlich, auch eine ganz tolle Idee nebenbeigemerkt. Alles in allem also sehr zweckdienlich.
Andrew Adamson hat sich ein undankbares Skript vorgesetzt. Mit erwachsenem Drehbuch und guten Schauspielern könnte er sicher einen richtig guten Film machen! Doch hier ist alles limitiert und was übrig bleibt ist ein unterhaltsames aber zu gleichen Zeit oft ultrablödes Schlachtgemälde das zu viel Anlauf braucht um letztendlich in Schwung zu kommen. Dennoch, unterhalten wurde ich prächtig! Der Film hat genug Action um auch ältere Fantasy- und Actionfans bei der Stange zu halten. Die vielen Dialoge überhöhrt man da einfach und freut sich auf den nächten Kill! Der Score geht ganz gut, vor allem in den Schlachten, doch er schlägt für meinen Geschmack of zu fröhliche Töne an und der Widererkennungswert geht gegen Null!
Fazit:
Für einen Abend mit Kumpels ist der Film nicht geeignet da die meisten schon beim Namen Narnia dankend ablehnen. Wenn ihr Kumpels habt die sich etwas auskennen und gerne über Filme lustig mache und die gerne große Schlachten zum mitjubeln sehen wollen(so einer bin ich), dann passt das schon eher. Der Film ist sowas von unfreiwillig komisch! Einfach ein gefundenes fressen. Besser als der erste Teil ist Prinz Kaspian von Narnia aber auf jedenfall. Der Film kommt schneller zur Sache! Mehr Action, mehr Humor und eine relativ "schlüssige" Handlung sorgen für eine deutliche Aufwertung gegenüber dem ersten Teil und den langweiligen Machwerken wie Eragon oder Der goldene Kompass. Das der Film kriegstreiberisch ist und Gewalt als einziges Mittel zur Lösung von Konflikten predigt und mit lästigen Begriffen wie Adamssöhne um sich wirft erwähne ich nur am Rand.
Unterhaltsamer Genremix aus Kinderfilm und brutalem Schlachtengemälde mit einem Schuss Naivität und vielen Schwächen. Dennoch viel besser als der schwache erste Teil 5/10