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 Die Mädchen Satsuki und Mei ziehen mit ihrem Vater in ein altes und abgelegenes Haus auf dem Land. In diesem Haus leben schwarze Rußbolde, die, wenn die Fenster geöffnet werden, flüchten und sich ein neues Heim suchen müssen. Und in der Nähe des Hauses findet Mei ein paar sehr kleine und einen großen Totoro, mit denen sich die Kinder anfreunden. Als die Mutter immer kränker wird, und das Krankenhaus nicht wie vorgesehen verlassen kann, bekommt die kleine Mei Angst und will zum Krankenhaus laufen – Eine viel zu weite Strecke für das Kind. Nur Totoro und die Buskatze können noch helfen, Mei wiederzufinden …

Vorab möchte mich ich entschuldigen. Entschuldigen dafür, dass MEIN NACHBAR TOTORO bei mir nicht die Höchstnote bekommt, dass er mich bei weitem nicht so gepackt und berührt hat wie CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND, den bislang einzigen anderen Film den ich von den Ghibli-Studios kenne, und dass ich vor allem in den letzten 30 Minuten eigentlich ständig nur noch auf die Uhr geschaut habe, wann dieser Film denn nun endlich vorbei ist.

Wo ist der Zauber, der CHIHIRO so unwiderstehlich gemacht hat? Wo sind die Magie der Bilder und der Geschichte geblieben? Habe ich zu viel erwartet? Ist es am Ende vielleicht so, dass Hayao Miyazaki 1988 noch einfachere Geschichten mit einfacheren Zeichnungen kreierte, und es bis zu der verzauberten Welt von CHIHIRO noch 13 Jahre und 5 weitere Filme Weiterentwicklung benötigte? Ich hatte mich auf Waldgeister gefreut, auf verborgene Welten und magische Abenteuer. Und bekam stattdessen die Geschichte zweier kleiner Mädchen (von denen mich das eine ziemlich genervt hat), denen die Krankheit ihrer Mutter ziemlich nahe geht, und von denen die Ältere die erste vorsichtige Liebe entdeckt. Ein Coming of Age-Film aus dem Studio Ghibli? Auch CHIHIRO ist ein Coming of- Age-Film, aber er kann das mit seinem magischen Setting wesentlich besser überdecken, und so auch ein erwachseneres Publikum ansprechen. TOTORO hingegen ist in erster Linie ein Drama um die Seelennöte zweier Kinder, und in Kombination mit der Naturdarstellung, der überschäumenden Lebensfreude und den gradlinigen Gefühlen sind natürlich Kinder, aber auch kindgebliebene Erwachsene diejenigen, an die sich der Film richtet. Ich befürchte, da bin ich einfach das falsche Zielpublikum!

Das ist ja auch schon mal ein Eingeständnis, aber deswegen hat es für mein Gefühl trotzdem viel zu viel Kind und viel zu wenig Totoro. Die Szene an der Bushaltestelle, wenn der riesige Totoro einen winzigen Schirm von Satsuki bekommt, und voller Euphorie feststellt, wie schön das Geräusch von fallenden Regentropfen auf einem Schirm ist, diese Szene ist pure Magie, und zieht den Zuschauer tief in eine verwunschene Welt. Die Buskatze bezaubert genauso und lässt träumen und den Geist auf weite und wunderbare Reisen gehen. Aber warum so wenig davon? Warum müssen Satsuki und Mei gefühlt minutenlang durch die wunderschön gezeichnete japanische Feldlandschaft rennen und rennen und rennen, ohne dass etwas passiert? Die wunderbaren Totoros kommen viel zu kurz, und dürfen ihren Charme und ihren Zauber kaum einmal richtig aufzeigen. Das gleiche gilt für die schwarzen Rußbolde, die den Zuschauer gleich in den ersten Szenen in ihren Bann ziehen, die sich dann aber leider viel zu schnell aus der Geschichte verabschieden.

Wahrscheinlich ist es einfach eine Mischung aus all den verschiedenen Faktoren, und dann bin ich unter Umständen auch noch an einem falschen Tag erwischt worden, wo ein Krimi oder ein Thriller besser gepasst hätten. Von daher, lieber Leser, diese Bewertung bitte nicht so ernst nehmen, sondern auf eine Zweitsichtung und den dazugehörigen Text warten. Wenn ich von Miyazaki noch mehr Filme gesehen, und damit auch mehr Vergleichsmöglichkeiten habe. Oder den Film selber anschauen und staunen. Derweil schäme ich mich auch ob meines Urteils, aber es war wirklich nicht meines …

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