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Nach dem furiosen Neustart der Batman-Saga übertraf sich Regisseur Christopher Nolan mit der Fortsetzung selbst - „The Dark Knight" ist ein düsterer, actiongeladener, ultraspannender Thriller mit epischem Atem geworden, der krachende Blockbuster-Unterhaltung mit psychologisch klugen Gedankenspielen verbindet und dank des nahezu perfekten Zusammenspiels der einzelnen formalen Mittel durchgehend fesselt.

Da ist allein schon dieser Joker. Heath Ledger interpretiert den berühmten Batman-Gegner in einer seiner letzten Rollen als diabolischen Anarchisten, der kein nachvollziehbares Ziel verfolgt, sondern Chaos und Gewalt um ihrer selbst willen stiftet. Mit ungeheuerlicher körperlicher Präsenz spielt er seine Kollegen problemlos an die Wand, gibt den undurchschaubaren Psychopathen mit enorm viel Charisma und unheimlicher Intensität. Seine Szenen sind die mit Abstand intensivsten des Films und seine Dialogduelle mit Batman können Gänsehaut erzeugen. Durch sein widersprüchliches Verhalten entzieht er sich jeder herkömmlichen Psychologisierung, etwa indem er zwei verschiedene Varianten erzählt, wie er zu den Narben gekommen ist, die sein Gesicht entstellen, und entwickelt den Joker so zu einem geradezu dämonischen Gegenspieler, der zu allem fähig ist. Mit dieser Figur hat Hollywood möglicherweise den faszinierendsten Bösewicht seit Hannibal Lecter geschaffen.

Über diese grandiose Einzelleistung hinaus überzeugt „The Dark Knight" aber auch mit dem restlichen Cast: Christian Bale vertieft die menschliche Darstellung Batmans, der immer wieder an der Richtigkeit seiner Handlungen zweifelt, Michael Caine gibt den altersweisen Butler Alfred ebenso überzeugend wie Gary Oldman den verzweifelt um Gerechtigkeit kämpfenden Police Commissioner Gordon und Aaron Eckhart den tragisch scheiternden Staatsanwalt Harvey Dent. Überhaupt sorgt die namhafte Darstellerriege für mitreißende Charaktere, die die Comicvorlage des Stoffes schnell vergessen lassen. Kaum eine Comicverfilmung zuvor hatte so vielschichtige Figuren zu bieten.

Auch formal spielt der Film in der obersten Liga, was vorrangig an Nolans typischen Gestaltungsmitteln liegt: Komplexe Kamerafahrten, die gekonnt zwischen langsamen Totalen der Mega-City Gotham und rasanten Schwenks auch auf engsten Räumen pendeln, und anspruchsvolle Parallelmontagen, die auch dank des extrem treibenden Soundtracks von Hans Zimmer für wahnsinnige Spannung sorgen, treiben den Puls des Zuschauers immer wieder in die Höhe. Hier gehören der Überfall auf einen Gefängnistransport per Lastwagen und der Schnitt zwischen einer Rettungsaktion und einem gleichzeitigen Gefängnisausbruch zu den Höhepunkten des Films. Auch wird hier schon Nolans typische Herangehensweise an Spannungsszenen deutlich: In den Momenten allerhöchster Intensität fährt er die Tonspur beinahe vollkommen herunter. Wo andere Blockbuster vor Musik und Lautstärke schier platzen, sorgt „The Dark Knight" gerade mit stillen Momenten für nervenzerrende Beklemmung.

Wie sich das allerdings für einen Batman-Film gehört, lässt auch die Action nichts zu wünschen übrig. Krachende Truck-Verfolgungsjagden, die eine Schneise der Verwüstung durch die Straßen ziehen, heftige Schießereien, gewagte Stunts und brutale Faustkämpfe halten besonders im Mittelteil das Tempo hoch und bieten reichlich Augenfutter für Genre-Fans. Auch hier entwickeln sich diese Szenen mit intensiver Notwendigkeit aus der Handlung heraus und stehen selten nur für sich.

Bei einer Laufzeit von knapp zweieinhalb Stunden fesselt „The Dark Knight" durchgehend auf hohem Niveau mit zwischenmenschlich komplexen Konstellationen und einer extrem spannenden Story. Einzig im Schlussteil wirkt der Film vielleicht ein wenig überfrachtet, wenn nach einem besonders spannenden Rettungseinsatz, der leider tragisch endet, noch gefühlt drei weitere finale Höhepunkte kommen - moralische Gedankenspiele wie die zwei von Bomben bedrohten Fähren oder das Duell mit dem neu entstandenen Bösewicht Two-Face sind spannend, wirken aber ein klein wenig aufgesetzt. Nichtsdestotrotz ist Christopher Nolan mit dem Mittelteil seiner Batman-Trilogie ein brillanter, so fesselnder wie intelligenter Blockbuster gelungen, der den Batman-Mythos in völlig neue Sphären hebt, klug mit postmodernen Terrorängsten spielt, immer wieder fantastische Bilder findet und dank der grandiosen Inszenierung für atemlose Spannung sorgt. Und der mit Heath Ledger als Joker einen ebenso dunkel-faszinierenden wie - im realen Leben - tragischen Antihelden präsentiert.

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