Review

Teil 6: The Dark Knight (2008)

Thema: Chaos

Endlich komme ich mal dazu, etwas schriftlich zu „The Dark Knight“ festzuhalten. 3 Jahre, nachdem uns Christopher Nolan mit Christian Bale eine Frischzellenkur in Form von Batman in „Batman Begins“ serviert und dort bereits etwas großartiges angekündigt hat, kommt eine Fortsetzung, die es nicht nur in sich hat, sondern auch über sein Genre hinaus als Meilenstein und Meisterwerk der Filmgeschichte zu werten ist. Auch ich reihe mich ausnahmslos in die Reihe der Leute ein, die „The Dark Knight“ genau diesen Stempel aufdrücken.

Es ist ein wenig Zeit vergangen, in dem die Verbrechensbekämpfung in Gotham des Gesicht von Batman bekommen hat. Doch zeitgleich macht sich der erfolgreiche und idealistische Staatsanwalt Harvey Dent daran, die Verbrecher aus Gotham zu bekämpfen. Dent, Batman und Gordon gehen hierfür ein Bündnis ein. Doch in der Unterwelt Gothams bewegt sich etwas. Ein Verrückter als Clown geschminkter Krimineller ohne jegliche klassisch kriminelle Wertvorstellungen namens Joker tritt auf den Plan. Sein Ziel, durch Chaos eine gewisse Ordnung in Gotham wiederherzustellen, sorgt für Opfer auf allen Seiten – für Dent, für Gordon, für Gotham und auch für Bruce Wayne.

Lag der Fokus in „Batman Begins“ noch auf der Entwicklung und den Anfängen vom Dark Knight, mangelte es dort trotz Scarecrow und Ra´s Al Ghul noch an einem richtig guten Antagonisten für Batman. Der Kniff von Nolan ist, ihn dort bereits angeteasert zu haben und nun in diesem Film unterzubringen, ist perfekt aufgegangen. Heath Ledger wurde nur 28 Jahre alt. Er kam nach diesem Film außerhalb der Dreharbeiten zu seinem neuem Film ums Leben. Ob sein Tod maßgeblich für die unglaubliche Würdigung seiner Performance des Joker ist, steht in meinen Augen nicht zur Diskussion. Leider hat er den Ruhm um seinen Joker nie erfahren. Er wäre glücklich gewesen. Denn Heath Ledger ist einer der Hauptgründe, warum „The Dark Knight“ so großartig ist. Die weniger physische, mehr psychische Performance von ihm, der Wahnsinn, die Wertvorstellungen, die konkreten Feststellungen über gesellschaftliche Missstände, das spielend leichte Erkennen von mentalen Schwächen jedes anderen Charakters im Film auch von Batman und Bruce Wayne macht ihn zu einem der großartigsten Antagonisten, den die Filmgeschichte je erlebt hat. Er testet regelrecht alle Instanzen Gothams und lässt alle nur ein Spielball in seinem Chaos werden. Es gibt sogar eine sehr gewagte Theorie, dass er der Held dieses Films ist und durch sein Handeln Gotham zu einem sicheren Ort gemacht hat. Keine Verbrechen, keine Korruption, keine Selbstjustiz. Die Chemie zwischen Bale und Ledger ist hier perfekt – und im Duell der Beiden in einigen Schlüsselszenen (Verfolgungsjagd, Verhör, Finale) absolut spürbar. Ich glaube, ich brauch auch nicht zu sagen, dass mich der Recast von Rachel Dawes nicht wirklich gestört hat. Der Wechsel von Katie Holmes zu Maggie Gyllenhaal ist definitiv einer zu einer kompetenteren Schauspielerin, die ebenfalls die Antriebsfeder für Bruce Wayne und auch Harvey Dent ist. Vor allem in der Beziehung zu Harvey Dent machen Sie und Aaron Eckhart eine richtig gute Figur, so dass auch eine der wichtigen Schlüsselmomente des Films mit ihnen zusammenhängt. Die Ausarbeitung des Two-Face-Charakters ist in meinen Augen genau wie die Ausarbeitung des Jokers weit besser als es der Joel-Schumacher-Tommy-Lee-Jones-Ansatz und der Tim-Burton-Jack-Nicholson-Ansatz gewesen ist, vom David-Ayer-Jared-Leto-Ansatz mal ganz zu schweigen. Die Unterstützer Gary Oldman, Michael Caine und auch Morgan Freeman machen genau da weiter, wo sie auch in „Batman Begins“ aufgehört haben. Narrativ geht Nolan hier keine Kompromisse ein und er entwickelt die Handlung hier mal ganz konventionell linear – was aber nicht problematisch ist. Es gibt viele parrallele Handlungsstränge, die geschickt miteinander verknüpft und aufgelöst werden, die Spannung wird ganz behutsam aufgebaut, bis sie ins Unermessliche und Unerträgliche steigt. So ähnlich wie das musikalische Thema des Jokers, in dem in einer angepassten Geschwindigkeit eine einzelne Note auf dem Cello abgespielt wird. Ein großartiger Coup des Dous Zimmer/Newton Howard, die dieses Mal weniger auf Fledermausspezien als Titel Ihrer Musik setzen, aber die Themen von Batman, dem Joker und auch dem heroischen und klaren Thema eines Harvey Dent mit einem klaren Wiedererkennungswert segnen und konsequent auf Batman Begins aufbauen. Der andere Querverweis auf Fledermäuse gibt es aber durch den verwendeten Lamborghini Murcielago. Ein Murcielago ist zwar ein Stier, der Begriff bedeutet jedoch übersetzt „Fledermaus“.
Für mich als Bondfan war es cool, auch einige Elemente und Details in diesem Film zu sehen, für die sich definitiv ein Nolan auch von einigen Bondfilmen hat inspirieren lassen. Für manch einen kann es auch ein Fluch sein, dass sich die aktuellen Bondfilme mit Daniel Craig auch in Storyelementen von Nolans „The Dark-Knight“-Trilogie haben inspirieren lassen. Zumindest kann ich eine ähnlich intelligent konstruierte Verbindung zwischen Bond und Silva aus „Skyfall“ erkennen, wenn ich sie mit Jokers Verbindung zu Batman in „The Dark Knight“ vergleiche. Für mich ist das als Bond- , Batman-, und auch Nolan-Fan ein hundertprozentiger Segen.

Wie bei „Batman Begins“ bekomme ich bei diesem Film immer Gänsehaut und die Spannung hält mich am Schirm fest. Nolan = Lieblingsregisseur + Jeder Film = Lieblingsfilm. Nolan ist mit diesem Film der Mittelteil einer großartigen Crimedrama-Trilogie gelungen, die für Nolan auch zeitgleich eine kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Missständen und Verbrechen im Allgemeinen ist.

„The Dark Knight“ - Multiple Look – 10/10 Punkte

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