! TEXT ENTHÄLT SPOILER !
"Good evening, ladies and gentlemen. We are tonight's entertainment!"
Wenn das Chaos ohne einen erkennbaren Grund über die Menschen hereinbricht, wenn Anarchie mit einem Lachen propagiert wird und die Vernunft in Flammen aufgeht, dann wird es dunkel in Gotham.
Der Mittelteil von Nolans Batman-Trilogie ist düster inszeniert, es lastet eine tonnenschwere Dunkelheit auf allem und er präsentiert dem Publikum eine Gefahr, die unberechenbar scheint.
Die Kernbesetzung ist, bis auf Maggie Gyllenhal als Rachel (die im Gegensatz zu Katie Holmes wenigstens schauspielern kann), unverändert und inzwischen auch merklich eingespielt. Dabei gelingt es Nolan, den Figuren mehr Tiefe, mehr Emotionalität und Bindung zu geben; Ausfälle gibt es keine zu verzeichnen.
Als ich das erste Mal hörte, dass Heath Ledger den Joker geben wird, schwante mir nichts Gutes. Allerdings waren meine Sorgen unberechtigt, denn was Ledger hier abliefert, ist eine Leistung par excellence. Das an einer einzelnen Szene festmachen zu wollen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Das Verhör im Revier, die (perfekt inszenierte) Jagd durch das nächtliche Gotham oder alleine die kurze Sequenz, in der er Seinen Kopf aus dem fahrenden Auto in den Wind hält (und der Ton fast komplett runtergedreht wird) bescheinigen ihm ein Charisma, das in der Serie einzigartig ist.
"Let's put a smile on this face"
Der wohl beliebteste Gegenspieler des titelgebenden Helden ist hier durch und durch der Psychopath, dem selbst der maskierte Rächer nicht gewachsen scheint. Seine Motive bleiben lange undurchsichtig und so kann Batman zuerst nur reagieren, doch nicht begreifen. Und das macht diesen Charakter so faszinierend. Das Fehlen einer erkennbaren Motivation, einzig die Lust am totalen Chaos als Motor seiner Handlungen, welche er mit einer fast kindischen Begeisterung durchführt.
So kann man dem Film aber auch ankreiden, dass Batman selbst etwas in den Hintergrund rückt. Diesen Vorwurf muss er sich auch gefallen lassen, allerdings ist das in diesem Falle bei weitem nicht so störend wie in "The Dark Knight Rises", da es hier besser ineinander greift. Auch herrscht ein Gleichgewicht in der Abhandlung der Persönlichkeit Wayne / Batman; die jeweiligen Abhängigkeiten zwischen den beiden Seiten sind stimmiger inszeniert. Michael Caine als Alfred dient als emotionale Stütze und kann immer mal wieder seine Ratschläge zum Besten geben, wobei Caine dies schafft, ohne dass es albern oder zu pathetisch rüberkommt. Zum Cast gesellt sich dann noch ein wunderbarer Support in Person von Cillian Murphy und William Fichtner, wenn auch nur in kleinen Rollen.
"You either die a hero or you live long enough to see yourself become the villain"
Harvey Dents tragische Geschichte, verknüpft mit dem Ableben seines sowie Bruce's love-interest, stellt einen der emotionalen Eckpfeiler der Geschichte dar. Überhaupt schafft es der Film ohne Leerlauf über die 140 Minuten durchweg zu unterhalten, ist optisch wuchtig und selbst Hans Zimmer holt was mehr als nur brauchbares aus seinen Synthies raus. Inszenatorisch so gut wie ohne Mängel, sind es im Endeffekt nur Kleinigkeiten, die hier stören. So ist beispielsweise das mit der Maske verknüpfte Sonar im Showdown (bei aller ausgelobten Bodenständigkeit) einfach doch etwas abgehoben, die Maske selbst ist nach meinem Geschmack nicht optimal designt und auch die schon erwähnte Gewichtung der Rollen kann hier erwähnt werden.
Schwer wiegt dies allerdings nicht, wenn der Rest derart flüssig und durchdacht daherkommt. Ab und an schimmert sogar ein bisschen Humor durch die Tristesse, welcher aber nie zum Schenkelklopfer verkommt, sondern sich dezent einbringt. Wobei die Szene, in der der Joker aus dem Krankenhaus kommt, schon ein Brüller ist.
"Some men just want to watch the world burn"
Einen Vergleich mit den Burton-Filmen (die ich ebenso mag) ziehe ich hier nicht; der Ansatz ist einfach schon ein ganz anderer. Nolan präsentiert einen düsteren, zerrissenen und (ver)zweifelnden Batman, eine ernsthafte Auseinandersetzung mit einer im Chaos versinkenden Welt, großartig gespielt, nahezu perfekt inszeniert sowie mit im positiven Sinne bedeutungsschwangeren Dialogen angereichtert und auch bei mehrmaligem Ansehen mitreißend. Für mich der Beste der drei. "Why so serious?"