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In letzter Zeit sah es nicht so gut aus im Lande der Comicverfilmungen. Der dritte Teil der Spider-Man Franchise (die ich allgemein nicht sehr gelungen fand) war enttäuschend, da überfrachtet. Durch den Regiewechsel im X-Men Lager wurde daraus auch ein Effektstreifen unter vielen. Und auch ansonsten gab es wenig unterhaltsames bis auf Iron Man. Nun folgt also die Fortsetzung zu Christopher Nolans Batman Begins und hebt mit The Dark Knight das Genre auf ein völlig neues Level. Dies hat mehrere Gründe:

1. Nolan versteht seinen Film auch weniger als Comicverfilmung sondern vielmehr als Thriller. Dies tut besonders der Story gut, den während Superheldenfilme bisher meist nach dem gleichen Schema abliefen, konstruiert man hier eine spannende, wendungsreiche Handlung, die gleichzeitig auch noch einen hervorragenden Spannungsbogen abliefert.

2. Noch mehr als der Vorgänger wird hier auf Realismus gesetzt. Schoss man dort z.B. mit dem Gasangriff auf Gotham dann doch etwas übers Ziel hinaus, blieb man hier der realistischen Linie konsequent treu und leistet sich keine Ausrutscher.

3.  Der Film überrascht mit einer in dem Genre bisher unbekannten Konsequenz. Noch nie mussten in einem Superheldenfilm soviele Unschuldige und vorallem Nebenfiguren ins Gras beißen, wenn es der Handlung dienlich ist. Niemand ist hier sicher. Und auch wird uns hier kein Happy End präsentiert, sondern ein recht pessimistisches Ende, dass damit konsequent die Handlung weiterspinnt.

4.  Auch bei der Härte ließ man sich nicht lumpen. Wurde im Vorgänger durch schnelle Schnitte noch einiges kaschiert, wird dieses Stilmittel hier nicht verwendet. Und auch wenn einige Dinge nicht zu sehen sind, ist das ganze doch recht heftig (Stichwort: Handy).

5. In Sachen Action blieb man, außer bei der erwähnten Härte, dem Vorgänger treu und präsentiert uns sparsam eingesetze aber exzellent gemachte Action, die, auch keine Selbstverständlichkeit, aus der Handlung resultiert und nicht umgekehrt.

6. Lag der Fokus beim letzten Mal nur auf Batman, so sind es diesmal gleich drei Hauptpersonen auf die sich die Handlung konzentriert. Wayne muss nicht nur mit dem Joker fertig werden, der ihn zu immer schwereren Entscheidungen zwingt,  sondern versucht auch seine Beziehung zu Rachel zu retten.
Der Joker versucht mit allen Mitteln Gotham, und vor allem Batman, in die Knie zu zwingen und ins Chaos zu stürzen, dabei aber keinerlei nachvollziehbare Motive offenbart (ebenso wie er die Herkunft seiner Narben jedesmal mit einer anderen klischeehaften Geschichte erklärt) und damit ein einziges beängstigendes Rätsel bleibt.
Und schließlich Harvey Dent, der als strahlender Held Gothams dem Verbrechen den Kampf ansagt, und letzlich nach einem zutiefst traumatischen Erlebnis zum alles dem Münzwurf überlassenden Mörder Two-Face wird.

7. Natürlich die Schauspieler die diese Figuren zum Leben erwecken. Christian Bale ist als Batman wie im Vorgänger eine Bank, wenn er auch diesmal nicht so viel zu tun hat. Ich war ja erst skeptisch, als überall Stimmen laut wurden, dem verstorbenen Heath Ledger einen Oscar zu verleihen, doch nachdem ich nun gesehen habe was er aus der Figur gemacht hat, kann ich das nachvollziehen. Während Nicholson damals durch hemmungsloses Overacting überzeugte, legt Ledger seine Figur wesentlich realistischer und bedrohlicher an. Auch ist sein Joker ein Mensch, der durchaus weiß was moralisch richtig wäre, und dann genau das Gegenteil tut. Er ist in Mimik, Gestik und Aussehen der perfekte Joker.
Dabei wird allerdings oft die Performance von Aaron Eckhart vergessen, der es schafft, die Verwandlung vom absolut sympathischen Helden von Gotham (er wirkt über weite Strecken sogar sympatischer als Bruce Wayne) in Two-Face glaubhaft darzustellen, obwohl das im Film fast etzwas zu schnell passiert.
Caine, Freeman und Oldman agieren wieder souverän und Maggie Gyllenhall hat den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu Katie Holmes eine gute Schauspielerin ist.

Doch völlig frei von Kritik ist der Film auch nicht. So hätte man bei der Länge von zweieinhalb Stunden z.B. die Hong Kong Episode ohne weiteres weglassen können, ohne das es dem Film geschadet hätte. Es hätte, im Gegenteil, sogar das Tempo erhöht. Und der Auftritt von Scarecrow am Anfang des Films ist mehr als verschenkt.

Was bleibt ist nicht weniger als der Genreprimus der Comicverfilmungen. Bleibt zu hoffen, dass nach den Rekorden, die der Film an den Kinokassen reihenweise bricht, mehr Comicverfilmungen so viel Wert auf Handlung und Figuren legen (9/10).

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