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Drei Jahre nach "Batman Begins" ist es nun also wieder soweit: Christian Bale darf erneut das (diesmal optimierte) Superhelden-Cape überstreifen und Gotham City gegen das Böse verteidigen. Und getreu nach dem guten alten Motto "never change a winning team" kehren nicht nur er und ein Großteil der Besetzung zurück, sondern auch Regie-Wunderkind Christopher Nolan ("Prestige- Meister der Magie"), der, neben dem guten Skript, unbestreitbar seinen Anteil an den Qualitäten des Vorgängers hatte. Die Voraussetzungen sind also mehr als günstig. Aber kann "The Dark Knight" den Anfängen des faszinierenden Superhelden wirklich das Wasser reichen?

Mehrere Jahre sind seit dem Kampf gegen Scarecrow (Cillian Murphy, mit dem es hier ein ganz kurzes Wiedersehen gegen Anfang des Films gibt, bei welchem schon ein Blick aufs Popcorn genügen kann, um ihn zu verpassen) und Ra`s Al Ghul vergangen. Bruce Wayne (Christian Bale) hat seinen Wohnsitz inzwischen in die Innenstadt verlegt und ein Scheinunternehmen aufgebaut. Die Beziehung zu seiner Freundin Rachel Dawes (die nicht gerade optimal besetzte Katie Holmes hat sich in die bezaubernde Maggie Gyllenhaal verwandelt) ist im Hinblick auf sein Doppelleben als "Batman" in die Brüche gegangen. Dawes ist nun mit dem engagierten Staatsanwalt Harvey Dent (stark: Aaron Eckhart) liiert, während Wayne, zumindest nach außen hin, seinen Ruf als Playboy wahrt und Frauen wie die Kleidung zu wechseln scheint. Angesichts seiner Bemühungen, das Verbrechen in der Stadt einzudämmen, könnte man glauben, dass alles in Butter wäre. Doch weit gefehlt, denn der durchgeknallte Joker (unvergesslich: Heath Ledger), ist fest entschlossen, Gotham ins Chaos zu stürzen. Als es dem Irren gelingt, seine Dienste, mit dem obersten Ziel Batman zu vernichten, dem städtischen Verbrechersyndikat aufzuhalsen, entbrennt schon bald ein gnadenloser Kampf, bei dem Wayne bis an seine Grenzen und darüber hinaus getrieben wird...

Acht lange Jahre hat es gedauert, bis der Superheld im Fledermauskostüm auf der Leinwand wieder für das Gute eintreten durfte. Nachdem Regisseur Joel Schumacher den Franchise spätestens mit dem grell-albernen Edel-Trash "Batman und Robin" an die Wand gefahren hatte, war der Flattermann ersteinmal Gift für das Warner Brothers-Studio. Ein weiterer Grund dafür, die Reihe nicht fortzusetzen, lag zudem im mangelnden Interesse der Zuschauer an Superhelden jedweder Couleur begründet. Nun, die Denkweise der Studibosse dürfte sich spätestens nach 2002 erheblich gewandelt haben. In diesem Jahr war es nämlich "Spiderman", der die Lichtspielhäuser stürmte und seinen Verantwortlichen (darunter "Tanz der Teufel"- Regisseur Sam Raimi) einen schönen Geldregen bescherte. Von da an war der Comicboom so richtig entfesselt (auch wenn man anmerken muss, dass nicht die "freundliche Spinne aus der Nachbarschaft" sondern die "X-Men" die Begründer des neuen Booms an Comicverfilmungen sind, da Regisseur Bryan Singer diese schon im Jahre 2000 gegen böse Mächte antreten ließ) und brachte nach und nach Filme wie "Daredevil", "Hulk" und sogar einen neuen, wenn auch umstrittenen "Superman"- Streifen hervor. 2005 war es dann auch an der Zeit, Batman wiederzubeleben, was durch einen hervorragend zwischen Kunst und Unterhaltung hin und her pendelnden Regisseur, einen perfekten Hauptdarsteller, der beeindruckenden Riege an durchweg talentierten Stars als Support (Katie Holmes mal mit Einschränkungen gesehen) und einer cleveren Neuinterpretation der Superhelden-Mythologie auch bestens gelang. Hierzulande wurde "Batman Begins" bei seinem Kinostart zwar eher verhalten aufgenommen (dafür dürfte die DVD-Auswertung aber wesentlich einträglicher ausgefallen sein), doch vor allem in den USA schlug er dafür wie eine Bombe ein. Eine Fortsetzung war darum fast schon reine Formsache.

Und was soll man sagen? "The Dark Knight" kann seinem Vorgänger nicht nur das Wasser reichen, sondern ist auch noch ein Quäntchen besser ausgefallen. Dies liegt zum einen an der Action, die nun reichhaltiger und besser über den gesamten Film verteilt ist (besondere Highlights: die Verfolgungsjagd zur Halbzeit, bei welcher ein ausgesprochen cooles Batman-Gadget eine tragende Rolle spielt sowie die eindrucksvolle Zerstörung eines Krankenhauses) und zum anderen daran, dass eben sämtliche Stärken übernommen wurden. Da wird dann deutlich, dass es eben doch etwas zählt, einen Großteil der Besetzung zurückzubringen. Denn ähnlich geschlossen wirkte wohl nur "X-Men 2", wobei selbst dieser tolle Film vom neusten Streich Christopher Nolans in den Schatten gestellt wird. Das Besondere an Nolan ist sicherlich, dass er ein überaus sensibles Gespür für Timing besitzt. Der Mann weiss einfach, wie er eine packende Actionsequenz in Szene setzt, ohne dabei den Bogen zu überspannen und die Zuschauer nur noch mit Effekten und Krawall zu bombardieren. Hätte doch nur er das Zepter für den vierten "Indiana Jones" in der Hand gehabt, das Ergebnis wäre vielleicht erfreulicher ausgefallen. Nolan hat jedoch auch das Gespür dafür, wann und zu welchem Zweck er eine Charakterszene einsetzt und im Gegensatz zu Sam Raimi und seiner "Spiderman"- Reihe, kennt er den gewichtigen Unterschied zwischen Gefühl und Kitsch genau. So ist das lediglich angedeutete Beziehungsdreieck zwischen Bale, Gyllenhaal und Eckhart auch derart subtil, dass es nicht einmal im Ansatz nervt.

Natürlich muss auch Raum für etwas Kritik bleiben, denn Popcornfilme, und um einen solchen handelt es sich hier bei aller Düsternis, sind selten ein Ausbund von Logik und Originalität. So ist der Hype um den "dunklen Ritter" (bei dem eher Eckarts Charakter als der von Bale gemeint sein dürfte, wie sich im Laufe der Handlung herausstellt) zwar durchaus gerechtfertigt, der beste Film aller Zeiten ist dies aber nicht, wenn auch sicherlich einer der besten Streifen innerhalb seines (Sub-)Genres. Hauptsächlich sind es Kleinigkeiten wie die üblichen Szenen Marke: "Zivilisten beobachten den Superhelden bei seiner Arbeit", die wohl etwas zur Auflockerung des Geschehens dienen sollen, letztendlich aber wie ein Zugeständnis an jüngere Zuschauer wirken. Zudem hätte man sich einen noch konsequenteren Handlungsverlauf vorstellen können (wie z.B. den tragischen Ausgang der Fähren-Sequenzen). So bleibt der Film letztendlich im Bereich des Unterhaltungs-Kinos stecken. Dies aber immerhin auf allerhöchstem Niveau. Und darum soll hier auch nicht länger über Kleinigkeiten gemosert werden (nicht, dass am Ende noch ein falscher Eindruck entsteht), die nicht einmal Fußnoten in diesem, inszenatorisch beeindruckenden, optisch mitreißenden und darstellerisch brillanten Blockbuster-Juwel markieren, welches zumindest in diesem Jahr nur schwerlich getoppt werden dürfte.

Fazit: So müssen Eventmovies sein. Nicht nur wegen dem fulminanten letzten Auftritt des leider viel zu früh verstorbenen Heath Ledgers ein Must-See, bei dem nur zu hoffen bleibt, dass auch der anvisierte dritte Teil (sofern man die neuen Filme als eigenständige Reihe sieht) die sagenhaften Qualitäten der beiden Vorgänger beibehalten wird. Man darf gespannt sein und sich die Wartezeit bis dahin mit dem wiederholten Ansehen dieser Perlen verkürzen, die selbst neben Tim Burtons düsteren Fetisch-Phantasien mit Michael Keaton ("Desperate Measures") uneingeschränkt zu funkeln wissen.
9/10 Punkten

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