Review

Das ist er also: Der neue Batman, glorifiziert und bejubelt von Kritikern uind Presse. Und, so morbid es klingen mag, aber man könnte fast von "Glück" für die Produzenten des Streifens sprechen, dass einer ihrer Hauptdarsteller (Heath "Joker" Ledger) so "passgenau" den Löffel abgegeben hat. Andernfalls hätte der Streifen wohl weit weniger Aufmerksamkeit erfahren. Doch besehen wir uns, welche Qualitäten als Solche der Film nun wirklich im finalen Schluß vorweisen kann. - Auf geht's...


Wir befinden uns in Gotham City, einmal mehr... Der Regisseur inszeniert die bekannte Fiktiv-Metropole allerdings (anders als Tim Burton, im Ambiente einer typischen Großstadt heutiger Tage, das erklärt düstere und gothische vergangener 'Tage fehlt fast völlig (was den Vorteil hat das man viel leichter und günstiger real existente Drehlocations nutzen kann). Mir persönlich gefiel das dreckige, bedrohliche Gotham Burton's definitiv besser. Aber bewerten wir das alleine noch nicht über, den dass Set ist schließlich nur Kulisse für den Star, mit dem Alles steht und fällt.

Und das wäre zu erwartenderweise anhand des Filmtitels Superheld Batman, der mit seinem Technik-Arsenal die Verbrecher des Metropolen-Molochs das Fürchten lehrt. - Doch man muß sich hier in dieser Hinsicht eines "besseren" belehren lassen.: Denn der Fokus liegt hier, gerade in der ersten Hälfte des Filmes, eindeutig eher auf Widersacher Joker (Heath Ledger) und dessen charackterlicher Einführung. Viel Dialog, Action eher an der kurzen Leine gehalten. - Und für den eingefleischten Batman-Fan kommt die Darstellung des Jokers eher überraschend. Den sie scheint sich eher an Filmbösewichten wie dem Villain aus "Ichi-the killer" zu orientieren denn an der klassischen Struktur der Jokerfigur. Ja, die Ähnlichkeiten sind sogar frapierend, gibt der Joker hier doch an, sich die Mundwinkel aufgeschnitten zu haben und so zu seinem charakteristischen "Smile" gekommen zu sein (Eine körperliche Einschränkung, die die deutsche Synchro anbei bemerkt leider nur denkbar schlecht zu interpretieren versteht). Und auch ansonsten hat er denkbar wenig Ähnlichkeit mit dem, was wir landläufig so vom Joker kennen und, ja, erwarten. Sicher: Er ist und bleibt auch in diesem Werk ein gefährlicher Irrer. Allerdings ein ungewohnt ernster, kalter, der sich zu keinem Zeitpunkt zu handelsüblichen Joker-Possen oder gar ausladendem Gelächter hinreißen läßt. Ein bewußter Stilbruch wohl... Den man allerdings auch erstmal verkraften respektive verdauen muß (so man das will...).  Das braucht in jedem Falle ein Weilchen und hinterläßt zunächst Irritierung und ein flaues Gefühl in der Magengegend.

Dennoch: Ledger gibt mit Erfolg sein Bestes, um die Figur so zu spielen wie der Regisseur sie eben numal angelegt hat. Gerade in der irren Maske des Jokers wirkt er denkbar furchteinflößend und stellt den bis dato realitätsnahesten Joker, der die Filmleinwand je betrat. - Jack Nicholson ("Batman". 1989) war seinerzeit weit psychedelischer und näher an der Comicvorlage, aber eben nicht ganz so furchteinflößend wie dieser Nachfolger. - Denohc, die Jack-Version gefällt mir für meine Teil eindeutig besser.

Doch, Freunde: Wir vergessen hier ganz Batman, den dunklen Rächer und eigentlichen Hauptakteur. Und das kann hier auch  schon mal passieren, besieht man sich wie farblos und ohne jegliche prägende Momente der Feldermausmann in diesem Film auskommen muß. Das Batcave erweist sich als eine überbeläuchtete Quadrat-Garage ohne Schmiß, die belanglosen Dialoge mit Alfred sind ermüdende Durststrecken sind durchzustehende Langeweile und auch Morgan Freeman als "Q-Ersatz" (sprich Waffenmeister) fällt entgegen seiner sonstigen Präsenz, nicht weiter auf. Dazu haben sich sich der Drehbuchautor und der Regisseur einfach zu sehr in das Aufbauen ihres Bösewichtes als Steckenpferd verrannt. Und der Benannte darf dann auch in vielen erläuternden Dialogszenen mit leichten Actioneinstreungen seinen Werdegang zeigen, in dem er nach und nach die Gothamer Untertwelt an sich reiß´t und somit erst die Basis schafft, um 'Batman auf Augenhöhe gegenüber zu treten zu können. Das dauert... Eventuell sogar eine Spur zu lang für meinen Geschmack.

Etwa ab Häfte des Films ist diese lästige Vorarbeit dann allerdings erledigt und es geht an's Eingemachte: Joker und die Seinen gegen den "Ritter der Nacht". Doch viel physische Präsenz, die sonst für ihn so prägend ist, kann Held Batman hier nicht aufzeigen. Wohl nicht zuletzt um eines niedrigeren Jugendschutz-Ratings willen kreisen viele der Konfrontationen um "Vehicle-Events", sprich man bekriegt sich mit Batmobil, Autos u.Ä... Punkte versucht man beim Publikum durch viele (jugendshutzungefährliche) Pyro- und CGI-Effekte zu machen. - Die körperliche Präsenz und Intensität eines Michael Keaton (der hollywood'Sche Ur-Batman) jedoch kann der neue schwarze Ritter zu keinem Zeitpunkt erreichen. Und auch abgesehen von der weitestgehenden Abtinenz von "Hand-to-Hand-.Action": Irgendwie wirkt der Batman-Darsteller Michael Bale stets etwas seelenlos, blaß... Die Zerrissenheit eines wahren Batman versteht und spielt er leider nicht, kann sie schlicht nicht einfangen  und verscherzt so elementar wichtiges, ja essenzielles Potential für das Gelingen einer solchen Umsetzung. Er bleibt für mich ein weitestgehend kantenloser "Fisch" im Gummianzug. Ein bedauernswerter Mangel...



F A Z I T:

So reflexartig The dark knight von den Medien in diesen Tagen auch durch die Bank hochgelobt wird, so ernüchternd ist er meiner Meinung nach bei näherer Betrachtung. Interessant ist immerhin der Ansatz, eher den Bösewicht denn den Helden in den Fokus zu nehmen. Etwas mehr typisch manischer, irrer Humor hätte aber ob dieser Gewichtung definitiv gut getan, um dem Joker auch genug Substanz zu geben um unterhaltsam diesen Part auszufüllen. Batman hingegen verkommt hier fast zum Statisten. Die meiste Zeit verbringt er hier mit langwierigen Grundsatzdiskussionen und Planung, das knallharte Hinlangen, wie Burton es einst inszenierte und wie man es von Batman kennt und gewohnt ist, kommt bedauerlicherweise viel zu kurz. Auch die seltsamen Ichi-Anleihen des Jokers befremden mich eher, als das sie mich begeistern würden. - Und so verbleibe ich mit dem Schluß, dass "The dark night" zwar neue Wege geht, aber definitiv nicht zu meinem Liebelings-Batman-Streifen werden wird. - Sicher, den peinlichen Klamaukinszenierungen der späten Neunziger zieht er mühelos vorbei (Kunststück ;) ) aber die Vorgänger Nicholson/Burton verstanden IMO weit mehr davon, einen Joker als Solchen zu inszenieren und nicht als eine andere Figur, die nicht mehr ist was sie ausmacht: Der dämonische "gakling psychopath". Der "Klaus Kinski-Faktor" kommt mir einfach etwas zu kurz... Ein solider Film, der aber seinen Kultbösewicht fatalerweise völlig umdeutet und seinen eigentlichen Helden schlicht auf der Ersatzbank vergessen zu haben scheint. Gegen die stylish "batmanesque" Intensität der Werke Burtons wirkt Christopher Nolans Film leider nur wie ein fader Abglanz.


"Bob... - Kanone..."

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