Achtung: Dieses Review beinhaltet Spoiler (sind weiß gefärbt).
Bereits der erste Batman-Film von Christopher Nolan konnte sich mit
seiner düsteren Atmosphäre und Geschichte angenehm von dem sonstigen
strahlender-Superheld-mit-kleinen-Liebesproblemen-rettet-die-Welt-Einheitsbrei
absetzen. Mit The Dark Knight setzt der Regisseur in allen Punkten noch
einen drauf. Es ist zweifelsohne der düsterste und erwachsenste aller
Superheldenfilme dieser Ära; von Selbstironie oder humoristischen
Einlagen keine Spur.
Der ganze Film kreist um das Duell zwischen dem kühlen, aalglatten
Batman und der zerissenen, schizophrenen Clownsfigur Joker. Als der mit
Gotham Citys Unterwelt einen Pakt zur Eleminierung Batman's schließt,
ruft er jenen auf den Plan. Der markiert mit regungsloser Mimik
tagsüber den wohlsituierten Banker und Playboy, schwingt sich aber des
Nachts maskiert auf sein BatPod um Gotham mit Unterstützung von Lt. Jim
Gordon und Bezirksstaatsanwalt Harvey Dent vom Verbrechen zu säubern.
Obwohl er das Gute will, muss Wayne im Laufe des Films feststellen,
dass er mit seiner Selbstjustiz dem Bösen in die Hände spielt.
Der Film ist zwar durchweg spannend und spektakulär, investiert aber
auch durchaus viel Zeit in die genaue Zeichnung der Figuren. Diese sind
beinahe durchweg glaubhaft, was vor allem an den tollen Schauspielern
liegt. Der verstorbene Heath Ledger wird dem Hype übrigens gerecht.
Obwohl Bale, Eckhard und Oldman ebenfalls in ihren Rollen brillieren,
vermag Leadger sie mühelos an die Wand zu spielen. Die völlig
psychopathische Unberechenbarkeit seiner Figur spiegelt sich in jeder
Bewegung, in jeder Gesichtsmuskel wieder. Der Joker ist praktisch das
personifizierte Böse, man kann in seinem Handeln keine Erklärung
finden; er will "die Welt einfach nur brennen sehen". Eine derart
beängistend überzeugende Leistung habe ich schon lange nicht mehr
gesehen. Allerdings stielt er dadurch dem Hauptcharakter durchaus ein
wenig Show. Die Figur des Bruce Wayne tritt in The Dark Knight beinahe
vollends in den Hintergrund, was ein wenig Schade ist.
Um wieder auf das vorhin erwähnte "beinahe" in Bezug auf durchweg glaubhafte Figuren zurück zu kommen: Wenn
Harvey Dent, bis zur Mitte des Films der eiskalt konsequente und
couragierte Staatsanwalt, der jeden Verbrecher souverän hinter Gitter
bringt, plötzlich selber anfängt Leute als Two-Face umzulegen, nur um
den Tod seiner Geliebten zu rächen, dann ist das doch etwas an den
Haaren herbeigezogen. Hier verliert der Film
wieder etwas von seiner Faszination, auch weil er Finale sehr
enttäuschend geraten ist. Der Actionfaktor bleibt im gesamten Film im
Prinzip durchweg gleich hoch, nur am Ende, wenn man erwartet einen
furiosen Showdown zwischen Batman und Joker zu erleben, wird letzterer einfach von der Polizei festgenommen und Two-Face fällt mal eben von einem Gebäude und ist tot. Auch stoßen einem zwischendruch immer mal kleinere Storylöcher sauer auf (wiekonnte Jim Gordon beispielsweise den Anschlag überleben und dabei seinen Tod vortäuschen. Das ganze vor doch nicht geplant).
Allerdings liefert der Film einige Denkansätze und vermag die Linie
zwischen Gut und Böse schön zu verwischen. Technisch ist er sowieso
absolut perfekt und die Action kracht ordentlich.
9/10