Review

Ja wohl, so muss eine Fortsetzung aussehen; eine Verbesserung in allen Belangen.
Batman Begins wurde mir persönlich etwas zu sehr gehypt, dafür dass der Film nicht ganz das sein konnte, was er sein wollte; ein absoluter Ausnahme Blockbuster.
The Dark Knight dagegen wird diesem Anspruch nun weitaus mehr gerecht.
Christopher Nolan verfügt nun über weitaus mehr Regieerfahrung in diesem Genre, und (noch viel wichtiger) hat ein Drehbuch abgeliefert, dass es in Sachen Charakteren und Dialogen wirklich in sich hat.
Das Ergebnis ist ein technisch perfekt fein geschliffener „Batman Begins“ mit einem diesmal wirklich beeindruckenden, unvergesslichen Gegenspieler.

Batman selbst, alias Bruce Wayne kommt dabei auch nicht zu kurz, und wird von den Bürgern, sowie der Polizei als auch der Staatsanwaltschaft thematisiert, da seine über Gesetze schreitende Selbstjustiz durchaus in Frage gestellt werden darf.
Und doch bleibt die Zusammenarbeit zwischen Wayne, Lt. Gordon (Gary Oldman) und Harvey Dent (Aaron Eckhart) bestehen, erst Recht, als der Joker auftaucht, die Mafia unter seine Kontrolle bringt, und das absolute Chaos walten lässt.

Seine Beweggründe sind simpel: Er möchte die Welt einfach nur brennen sehen!
Viel Hintergrundstory hat der Joker in diesem Film damit zwar nicht zu bieten (genau genommen gar keine), macht das aber mit mächtig viel Stoff zum Nachdenken wett, wenn er eines seiner perversen Zwickmühlen-Spielchen anfängt, und Autoritäten wie Polizei und Staatsanwaltschaft vor moralisch fragwürdige Entscheidungen stellt.
Genau das ist es, was Heath Ledger's Joker in „The Dark Knight“ so bedrohlich und psychisch krank macht. Im direkten Vergleich zur Nicholson-Variante aus dem 89er Batman Film zieht Ledger in Sachen „gewissenloser, kranker Psychopath“ eindeutig den Längeren.
Wenn der Joker in „The Dark Knight“ zwei voll bemannten Passagierschiffen die Möglichkeit gibt, das jeweils andere in die Luft zu jagen, nur um selbst dem explosiven Tode zu entgehen, oder ganz einfach androht ein x-beliebiges Krankenhaus in die Luft zu jagen, wenn nicht binnen einer Stunde ein ihn nervender Anwalt kalt gemacht werde, dann kann man das Vorgehen des Nicholson-Jokers getrost als harmlosen Kindergarten abtun.
Gut, das sind zwar alles Ideen, die mehr dem Drehbuch zu zuzuschreiben sind, doch dann ist da noch Heath Ledger selbst, der mit seiner Mimik, seinen Gesten und dem bewusst schlecht geschminkten Gesicht dem Joker eine unberechenbare Bedrohlichkeit einhaucht, die Nicholson tatsächlich als Witzfigur erscheinen lässt.
Mit diesem total fertigen Gesicht, der krankhaft verspielten und doch wiederum tödlich gefährlichen Art erinnert Ledger auch ein Stück weit (mich zumindest) an Brandon Lee's Eric „the Crow“ Draven.

Dank Ledger's Schauspiel und dem Drehbuch, das den Joker im Vorfeld noch gefährlicher und psychopathischer als in bisherigen Batman Abenteuern auslegte, bietet „The Dark Knight“ einen der wohl memorabelsten Filmbösewichte aller Zeiten.
Wenn man etwas kritisieren möchte, dann vielleicht die Tatsache, dass der Joker in dem Film von Anfang an existiert und scheinbar bereits seit Langem sein Katz und Maus Spielchen mit Batman am Laufen hat.
Batman Fans wissen das natürlich, doch für den unvorbelasteten Kinogänger, und auch Nolans Anspruch das Franchise von Beginn an neu zu interpretieren, hätte es gut getan den Joker als ungeschminkten, die geordnete Gesellschaft satt habenden Bürger darzustellen, ehe er zum Joker wird, und seine Erz-Feind Beziehung zu Batman durch mehrere Begegnungen erst einmal aufbaut.

Diesen Charakter-Development darf Harvey Dent durchmachen, der im Batman Universum bekanntlich durch einen Unfall zu Two Face wird.
Aaron Eckhart spielt den Staatsanwalt überzeugend und verleiht dieser Figur auch durchaus Profil, sein Wandel zu Two Face jedoch krankt an einem stereotypen Motiv.
Es nervt fast schon mal wieder eine Figur zu erleben, die einen schrecklichen Verlust erleidet, die Leute, die eigentlich nur helfen wollen daraufhin verantwortet, unterstellt sie hätten nicht ihr best möglichstes getan, und schließlich Rache walten lässt, indem sie entsprechenden Person das gleiche Leid zufügen möchte und dabei selbstverständlich auch über (unschuldige) Leichen geht.
Davon abgesehen gibt Aaaron Eckhart einen hervorragenden, markanten Two Face ab, dessen noch hässlicher zerfetzt/verbranntes Gesicht als in den bisherigen Interpretationen dieser Figur neue Impulse verleiht, und das Gefühl des Verlustes dem Zuschauer umso bewusster macht.
Einen Vergleich mit Tommy Lee Jones will ich da erst gar nicht ziehen.

Natürlich sind auch Morgan Freeman und Gary Oldman in ihren Besetzungen wieder erstklassig, vor allem Herr Oldman kann wegen seiner gut ausgearbeiteten Figur James Gordon so richtig punkten; Maggie Gyllenhaal als Ersatz für Katie Holmes stellt zwar eine Verbesserung dar, macht jedoch ihre Figur Rachel Dawes für die Handlung nicht unbedingt interessanter.
Sie ist zwar für Harvey Dents Charakterwandel wichtig, will in der Dreckecksbeziehung zwischen ihm und Bruce Wayne nicht wirklich funktionierende Chemie aufkommen lassen.

An Christian Bale als Batman habe ich mich nun mittlerweile gewöhnt, liegt wohl daran, dass er in den Kampfszenen nun weitaus souveräner und überzeugender agiert, als in „Begins“. Der verbesserte Schnitt ist dabei eine große Hilfe, Batman hat nun viel bessere, actionreichere, dramatischere, spannendere Szenen als im Vorgängerfilm zu bewältigen, und wirkt deswegen nun auch um einiges heldenhafter.
Er hat so einige atemberaubende Flugszenen über die Häuserschluchten von Gotham (und auch Hong Kong) zu bewältigen, darf kräftig und professionell die Fäuste fliegen lassen, und wird mit seinem Batmobil in so einige halsbrecherische, explosive Crashs verwickelt, bei denen es ordentlich kracht und scheppert.
Der sich vertikal überschlagende Truck ist sicher eines der großen Highlights des Filmes, und bietet zusammen mit dem Raketen verschießenden Joker action-technisch all das, was ich in Batman Begins vermisst habe: Blockbuster reife Action.
Die dominierenden Nachtkulissen, der epische Score und die Präsenz des Jokers lassen zusätzlich eine bedrohlich düstere Atmosphäre aufkommen.
Hier kann Batman wirklich aufblühen, und da erstrahlt dann auch schon Christian Bale's Bruce Wayne in einem besseren Licht. Der hat nun zwar weniger Charaktertiefe als in „Begins“, bekommt dafür aber eben umso mehr als Batman zu tun und wirkt dadurch letztlich auch um einiges heldenhafter.

Dabei will er gar nicht der Held sein, den ganz Gotham in ihm sieht.
Christopher Nolan bringt hier Batman's Funktion für Gotham zur Ansprache, so dass sich die Bezeichnung „Held“ im Laufe des Filmes relativiert.

Das nenne ich reifes Blockbuster Kino.
„The Dark Knight“ ist wahrlich mehr als nur unterhaltsames Popcornkino.
Das Handeln und Tun des Jokers, ist schockierend, lässt die Kinnlade nach unten sacken, und bietet Stoff für ausgiebige Diskussionsrunden.
Die Gesellschaftskritik entlarvt den Durschnittsbürger als gewissenlosen Egoisten, zeigt wie er Chaos verursacht, und damit den anarchistischen Idealen eines Jokers nach geht.
Abgesehen davon: Perfekt inszeniert (wenn auch gegen Ende doch wieder etwas zu hektisch geschnitten) spektakuläre Action gefilmt, intelligente Dialoge und in riesen großer Präsenz ein hundsgemeiner (auch dem Zuschauer) Angst einflößender Bösewicht, der seines Gleichen sucht.
Das macht „The Dark Knight“ zu einer der intelligenteste und anspruchsvollsten Comicverfilmungen überhaupt.

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