Review

“The Dark knight”

bildet in gewisser Hinsicht eine Entidealisierung der Batman-Saga.

Ethische Einwandfreiheit gibt es in „diesem“ Gotham City nicht.
Alle Charaktere – „gute“ wie „böse“ - haben Schwächen und Schattenseiten.

Die Filmstadt ist düster, desolat, korrumpiert und von der Alltäglichkeit des Verbrechens verseucht.


Erreichte Joel Schumacher in seinen zwei Filmen mit einer Art überdrehter, quietschfarbener Pop-Art-Version der Batman-Saga von 1995 bzw. 1997 einen peinlichen Tiefpunkt, so bildet die Fortsetzung des gelungenen „Batman begins“ einen neuen Hochpunkt der filmischen Umsetzung der DC-Figur.



Der Fan der Batman-Comics bekommt viel geboten:

Die Portraitierung des Jokers und Harvey Dent / Two-Face sind überdurchschnittlich. Auch Scarecrow erhält zu Beginn des Films einen Kurzauftritt.


Hochkarätige Schauspieler in Nebenrollen wie Michael Caine als Alfred Pennyworth, Gary Oldman in der Rolle des James Gordon oder Morgan Freeman als Lucius Fox runden das brillante Gesamtbild des Films ab.



Heath Ledger liefert in seiner Rolle als Joker eine Art Harlekin-Neuversion Shakespeares Richards III. und bildet den zentralen Charakter des Films. In der schauspielerischen Leistung kongenial mit Jack Nicholson, porträtiert Ledger allerdings eine andere, weitaus mehr sinistere Interpretation des Comicschurken.
Der Joker erweist sich in „Dark knight“ als psychopathischer Anarcho-Nihilist, dem aufgrund von Misshandlung und Verstümmelung alle denkbaren Werte, einschließlich des Begehrs nach materiellem Besitz abhanden gekommen sind

(Nicholson verschenkt seine Beute wenigstens noch an den Mob, Ledger verbrennt das Geld gleich ;-) )


Heath Ledgers Darstellung des Jokers kommt dem Comic von Alan Moore und Brian Bolland „The Killing Joke“ / „Bitte Lächeln“ am nächsten,
wobei dessen Hintergrund ebenso als in seiner Vergangenheit
schwer traumatisierte Figur umschrieben wird
Die Charakterdarbietung Ledgers des Jokers lässt an die

Nietzsche-Wendung erinnern: „Die radikale Abwertung von Wert, Sinn und
Wünschbarkeit.“
Übrigens sind die Auftritte Ledgers auch immer für einen Lacher gut! („Krankenschwesterkostüm - IoI).


Nichtsdestotrotz handelt es sich bei „Dark knight“ um einen durchaus ernsten Film.


Die moralischen Konflikte der fast existenzialistischen Charakterzeichnung der Protagonisten spielt eine große Rolle..

Selbst der titelgebende Held des Films wird als von Identitätskonflikten zerfressen dargestellt.

So erweisen sich auch Batman und Kommissonar Gordon ebenso wie der Joker in der Wahl ihrer Mittel als nicht wählerisch.



Die zweite Hälfte des Films nimmt die tragische Metamorphe des Bezirksstaatsanwalts Harvey Dent (Aaron Eckhart) vom

Gerechtigkeitsfanatiker zum Rächer seiner Liierten (Maggie Gyllenhaal) ein, die in einer Vendetta (nach Zufallsprinzip durch Münzwurf) endet.



Die Batman-Verfilmung 1989 durch Regisseur Tim Burton hatte in Anlehnung an den Comic Frank Millers „The dark knight returns“ von 1986 neue Maßstäbe gesetzt – Nur ist „The dark knight“ noch weitaus düsterer und bizarrer geartet als bei Burton.


Natürlich durfte auch die Action nicht fehlen, welche aber im Falle von „Dark knight“ im Gegensatz zum üblichen Hollywood-„Kotz“-Blockbustern nicht penetrant, sondern wirkungsvoll und akzentuiert eingesetzt wurde.

Genannt sei nur die spektakuläre Verfolgungsjagd nach Harvey Dent - Gelungen!


Ohne Zweifel stellt „Dark knight“ in seinem realismusorientierten  Porträt einer durch und durch nihilistische Gesellschaft die (bisher) tiefsinnigste Batman-Verfilmung dar.





Chapeau!



10 / 10 !

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