Review

SPOILER

Mit hohen Erwartungen bin ich ins Kino gegangen und enttäuscht wieder rausgekommen.

The Dark Knight hält nicht das, was insbesondere die imdb und sonstige überschwengliche Kritiken versprechen. Meiner Meinung nach, ist der Vorgänger einen ordentlichen Schuss besser.

Warum nun:
The Dark Knight hat mit vielen Problemen zu kämpfen. Zum einen wäre da ein viel zu langer Plot, gespickt mit viel zu vielen Nebenhandlungen. Daraus ergibt sich ein zu langer Film, der immer wieder den roten Faden missen lässt und sich in Einzelepisoden verliert. Natürlich ist es Nolan gelungen, diese Überfrachtung an Handlung besser in einen Guß zu bekommen, als es bei Raimi in Spiderman 3 der Fall war - trotzdem: zu Viel ist zu Viel!
Die Wandlung vom "weißen Ritter" Gothams zum Schurken Two-Face vollzieht sich bei Staatsanwalt Dent unglaubwürdig und viel zu erzwungen. Hier haben wir eines der besten Beispiele für die Überladenheit des Gesamtplots, denn wenn etwas einfach zu viel des Guten ist und man sich, um den Plot langsam mal wieder voranzutreiben, beeilen muss, wird`s schnell erzählt und damit unrund. Ein Smalltalk mit dem Joker und schon wird ein standhafter Vertreter des Rechts zum Nihilisten - naja, wers glaubt....
Die Optik des Films schwankt zwischen Hochglanz und dreckig. Leider wird The Dark Knight nicht mehr so düster gezeigt, wie es noch bei Batman Begins der Fall war. Viele Tag-Szenen und ein weitaus weniger comichaftes Aussehen Gothams mag dem Einen oder dem Anderen sauer aufstoßen. Mehr Dunkelheit und mehr Dreck wären toll gewesen.
Die Action ist teilweise sehr gut in Szene gesetzt, insbesondere die Verfolgungsjagdt im Tunnel, wobei ich mich da fragte, warum, wenn denn schon gesagt wird, dass sie im Tunnel leichte Beute wären, nicht einfach die Gegenfahrbahn genommen wurde. Neben der "Rennaction" gibt es aber auch haufenweise "Prügelaction" - die funktioniert leider kaum. Nolan versteht es hier nicht, gut aussehende, packend choreografierte und spektakulär gefilmte Martial-Art-Fights zu bieten. Alles ist zu dunkel, die Schnitte sind zu schnell, die Kamera zu dicht dran. Kein einziger Fight von Batman wusste mir zu gefallen.
Insgesamt bleiben die Auftritte des dunklen Rächers eher spärlich gesäht und weitaus uncharismatischer/unspektakulärer/uncooler als in Batman Begins. Heimlicher Held des Films ist der Joker.
Leider ist aber auch die Rolle des Jokers nicht sehr gut ausgearbeitet. Ja, ich gebe zu, dass Ledger hier eine Top-Performance aufs Parkett legt, trotzdem vermag das nicht über die Flachheit seines Charakters hinwegzutäuschen. Der Joker wird hier als das Chaos, der Terror, der Wahnsinn dargestellt. Seelenlos und ohne jeglichen Hintergrund. Seine Motivationen bleiben verborgen. Das mag reizvoll sein, für mich jedoch nicht zu hundert Prozent. Letztlich bleibt der Charakter unaufgeklärt und offenen Endes. Mir reichte es nicht aus, ihn als fleischgewordene Metapher für Irrsinn und Terror zu sehen. Insbesondere, da sich ein wirklich mieser Fehler ins Drehbuch eingeschlichen hat: immer wieder beteuert der Joker sein wankelmütiges Wesen, will aller Welt erzählen, wie leicht sie doch aus den Angeln zu heben ist, wenn einer kommt ohne Gier nach Geld oder Macht, ohne Plan, jemand der das pure Chaos verkörpert und nicht wie alle anderen Pläne schmiedet, sondern spontan und völlig unkalkulierbar reagiert. Trotzdessen ist es gerade der Joker, welcher hier der größte Ränkeschmieder von allen ist. Immer ist er seinen Häschern schon zwei Schritte voraus, plant perfide Fallen und ist mehr als verstört,als sein größter Plan um der Welt zu zeigen, dass alle im Grunde egoistisch und schlecht sind, nicht aufgeht.
Hier darf der dunkle Rächer wieder glänzen. Denn Batman bleibt seinen Idealen/Vorsätzen treu und überschreitet eigentlich kaum die Grenze zur wahren Sebstjustiz. Das ist wieder ein anstößiger Punkt: dargestellt wird Batman hier nicht als harter Rächer der Enterbten sondern als meist ehrbar und nur leicht Bronson-Like. Trotzdem wird er im Film selbst durch die Bewohner Gothams etc. weitaus bedrohlicher wahrgenommen und nicht nur als Helfer angesehen. Irgendwie wollte diese Diskrepanz bei mir aber nicht in den Schädel. Naja, aber ohne diese wäre ein Ende wie wir es in The Dark Knight geboten bekommen halt nicht möglich. Freudig warte ich also auf den dritten Teil, in der sich die Fledermaus vor denen die er nur beschützen will, wieder rehabilitieren muss, sein Ansehen wieder aufbauen muss. Ich hoffe, dieser Teil wird düsterer und härter werden.
Denn schon sind wir beim wirklich miesen Härtegrad angekommen: tatsächlich geschieht alles im Off. Kein Einschuss, kein kleiner Schlitzer, kein gebrochener Arm - nichts! Ekelhaft wie hier auf PG-13 hinproduziert wurde, auch wenn vieles, wirklich sehr vieles so arg abgehackt wirkte, dass auf DVD ein Directors Cut unausweichlich erscheint. Mir auch fraglich, wie hierzulande The Dark Knight eine FSK16 werden konnte - ab 12 hätte auch gereicht. Man sieht wirklich null Blut! Selbst als Batman den Joker im Verhörraum verprügelt (einer der "schwachen Momente" des edlen Rächers) und gar mit dem Kopf des Jokers die Panzerglasscheibe arg beschädigt, hat dieser keinerlei Blessuren davongetragen. Schön wären hier zum Beispiel ein Mund voller Blut - aber nein....... Schade drum! Diese Szene steht übrigens als Beispiel für den gesamten Film.
Zu guter Letzt noch ein kleiner Kritikpunkt: wenn man schon ein wirkliches Gebäude in einem Film in die Luft jagdt (zuletzt geschehen in Lethal Weapon) und dieses Gebäude soll das Gotham City General Hospital sein, also das dickste Krankenhaus in dieser 13 Millionen Stadt. Dann bitte nicht einen Kasten in die Luft jagen, der so groß wie meine Grundschule ist. Ist das wirklich niemandem aufgefallen???

Fazit: The Dark Knight ist immer noch sehr gutes Actionthriller-Kino, auf jeden Fall mehr als Bruckheimer-Idioten-Popcorn-Kino, aber gewiß nicht besser als ein Film vom Kaliber Des Paten oder Die Verurteilten. Wie er in der imdb auf Platz 1 rutschen konnte ist mir ein Rätsel. Etwas zu wenig düster, viel zu lang mit zu vielen Nebenhandlungen versehen, keine wirklich guten Fights, zu wenige Auftritte der Fledermaus, ein unrealistisch geringer Härtegrad und vieles andere an Unausgegorenem machen die Höchstwertungen für mich unmöglich. Keine Frage spielt Ledger seinen letzten Charakter oscarreif und insgesamt steckt in The Dark Knight mehr drin als in anderen Filmen, und trotzdem bleibt er nichts weiter als gute (Schulnote 2) Unterhaltung.
Der Oberhammer ist dieser Film bestimmt nicht. Den hatte ich persönlich bei Batman Begins.

8 von 10

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