Review

VORSICHT SPOILERGEFAHR! SPOILER ENTHALTEN!

Ich hatte The Dark Knight (TDK) schon in der OV gesehen wollte für mein Review aber nochmal die deutsche Fassung abwarten.

Also um es mal vorweg zu nehmen: Ich war schon ein wenig enttäuscht als ich TDK zum ersten mal gesehen habe. Diese Enttäuschung hat sich mit dem zweiten Anschauen auch noch nicht gelegt, aber ich bin nun überzeugter, dass dieser Nachfolger zu Batman Beginns ein sehr guter Film ist, wenn auch nicht der Knaller den ich mir erwartet habe! Das liegt zum einen mal daran, dass sich die Story einfach nicht so entwickelt wie sie sich entwickeln hätte können und, dass sich alle außer dem Joker, Bruce und dem afroamerikanischen Verbrecher auf dem Fährschiff so unglaublich blöd verhalten!

Schwere Zeiten für Gotham City. Mit Hilfe von Batman/Bruce Wayne (Christian Bale) konnte Gothams Mafia weitgehend zurückgedrängt werden. Von Batman markierte Geldscheine sind in Umlauf gebracht und in den Geldlager der Verbrecherorganisationen eingelagert. Die Mafia bekommt Wind davon und der Gangsterboss Lau (Chin Han) wird damit beauftragt das Geld zu verstecken. Lau wird seinerseits von der Polizei gesucht und setzt sich nach Hongkong ab wo er Chef eines Firmenimperiums ist. Derweil bekommen Gothams Gangsterbosse unter der Führung von Salvatore Maroni (Eric Roberts) vom Joker (Heath Ledger) ein unmoralischens Angebot: Für die Hälfte aller Mafiagelder will er den Batman töten. Die Mafia ist skeptisch einem so durchgeknallten Terroristen einen solchen Auftrag zu erteilen. Das ändert sich als Batman in Hongkong auftaucht und Lau, in einer perfekt geplanten Militäraktion, zurück nach Gotham bringt. Lau wird von den Staatsanwälten Harvey Dent (Aaron Eckhart) und Rachel Dawes (Maggie Gyllenhaal) in die Mangel genommen und verspricht darauf die Beteiligung aller Mafiamitglieder am Mafiageldfont zu beweisen. Dies führt zu einer Massenverhaftung und zur Aktivierung des Jokers, der auch gleich beginnt seine teuflischen Pläne in die Tat umzusetzten. Doch alles läuft schnell aus dem Ruder und es wird nichts mehr so sein wie es einmal war...

Hier sind wir zurück in Gotham City das wir am Ende von Batman Beginns so perfekt verlassen haben. Und nach dem ganzen Gehype der amerikanischen Hobbykritiker waren meine Erwartungen doch sehr hoch. Warum also schafft es "die beste Comicverfilmung aller Zeiten" , wie der Film von vielen schon genannt wird, nur so gut zu sein wie Batman Beginns. Nun das liegt meiner Meinung nach daran das Regisseur und Drehbuchautor Christopher Nolan zwar neue Wege geht, die alten Fehler aber wiederholt oder gar verschlimmert. Manche reden gar von einer Entmystifizierung Batmans. Ganz so schlimm ist es nicht doch "The Godfahter II of Comic-Movies" ist der Film sicher nicht. Dazu fehlt TDK der letzte Schliff, denn der Film wirkt manchmal wie ein überladener Flickenteppich. Auch ist der TDK nicht düster genug und kann so nicht an Burtons genialen Batman Returns heranreichen.

Am Anfang ist noch alles ganz gut, Batman hat alles einigermaßen unter Kontrolle und die konstruierten Ereignisse halten sich in Grenzen. Doch je weiter der Film in seinen 152 Minuten Spielzeit voranschreitet, umso mehr häufen sich diese Störfaktoren. Am meisten nervt hier das der Joker unzerstörbar ist. Ein Schlag von Batman reicht meistens aus um auch den stärksten Gegner auf die Bretter zu schicken! Nicht so der Joker. Er kann gleich 20 davon einstecken ohne auch nur das kleinste bisschen zu spühren, und die Panzerglasscheibe im Befragungsraum der Polizei geht auch an des Jokers Schädel zu bruch, der Joker selbst trägt keine Spur von der Tortur. Ähmm entschuldigung, der Typ, egal wie drauf er ist, hätte danach nie wieder laufen können. Dazu kommt das die Polizisten und eigentlich alle im Film strutzdumm in jede Falle das Jokers laufen, fast schon wie in einem billigen Slasherfilm. Da werden Gefangene mit Bomben am Körper in Gefängniszellen gelassen und dem Joker wird auch noch erlaubt diese per Telefonanruf zu zünden. Allein dieser Plan is vollkommen an den Haaren herbeigezogen denn der Joker hatte sicher nicht damit rechnen können in dieser Nacht genau in diesem Raum zu sein, da der Joker sich nicht freiwillig fangen lässt sondern von Jim Gordon (Gary Oldman) unerwartet in einem kleinen Twist geschnappt wird. Nein der Joker ist in diesem Film immer 9 Schritte voraus und das die ganze Zeit über und das wird, ähnlich wie in einem Teenie-Slasher, einfach langweilig.
Diese Überkonstruiertheit zeigt sich an vielen Stellen, sei es beim Subplot mit den beiden explosiven Fähren, wo ein ganzer Lagerraum voller TNT übersehen wird, oder bei Batmans ominösem Handy-Ultraschall-Sonar ähnlich wie die Wasserverdampfungsmaschine in Batman Begins.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die sehr unglaubwürdige Verwandlung von Harvey Dent zu Two-Face. Ein Mann wie er, der seit anbeginn seiner Zeit für Recht und Gerechtigkeit kämpfte wirft innerhalb eines Tages all seine Grundsätze über Bord und wird zum kindermordenden Serienkiller? Ein Mann der so fest im Leben steht, unbestechlich und stark? Nein das kann mir niemand erzählen. Auf jedenfall nicht so wie es im Film passiert, das hätte anders ablaufen müssen um glaubhaft zu sein! Und auch Dent läuft in jede der Fallen die ihm gestellt werden, sehr armselig.

Den größte Kritikpunkt markiert aber Nolans unfähigkeit Actionszenen zu inszenieren. Was bei Batman Beginns wirklich generft hat wird in TDK fast noch verschärft. Ist die große Verfolgungsjagt in der Mitte des Films noch ganz gut, kann Nolan bei allen anderen Faustkämpfen kaum punkten. Zu schnell geschnitten und zu dunkel sind die Kampfsequenzen. Wenigstens kann man diesmal ein paar Moves erkennen aber letztendlich ist wider mal zu raten was jetzt wohl genau passiert ist. Von genial choreografierten Kämpfen alla Matrix oder Blade kann man hier nur träumen. Auch hatte die Batmobil-Hetzjagt in Batman Beginns einiges mehr an Charme und Action. Die hier mit IMAX Kameras aufgenommene Verfolgungsjagt in TDK ist zu geschleckt, der Charm fehlt und man ist nie wirklich dabei. Es passiert zwar etwas, mitfiebern klappt aber nicht richtig. Das liegt nicht unbedingt an der fehlnden Musikuntermalung, die Nolan wohl für Fans des Ultrarealismus oder einfach als Fingerzeig auf tösende Bay-Filme weggelassen hat, aber der Schnitt und die Inszenierung sind weit davon entfernt meisterlich zu sein. Da hat man in den Stirb Langsam oder Lethal Weapon Filmen schon viel besseres zu Gesicht bekommen und ab und zu etwas Musik hätte nicht geschadet, es muss ja nicht die ganze Zeit dröhnen aber ganz weglassen kommt langweilig!

Den letzte Kritikpunkt, für mich ganz perönlich, macht der nichtvorhandene Gewaltgrad aus. Ich erwarte jetzt nicht das gezeigt wird wie der Joker einem auf einen Stuhl gefesselten Batman-Nachahmer in Zeitlupe den Hals aufschneidet, das muss in einem Batman Film nicht sein! Dennoch ist es mir völlig unverständlich warum immer nur ins leere geschossen wird. Man muss sich nur mal Goldeneye, Casino Royale oder Copland oder andere AB12 Produktionen ansehen. Da werden gleich reihenweise Menschen erschossen. Man sieht die Einschüsse und man weiß was passiert ist. Kurz und schmerzlos. Nicht so in TDK. Man sieht keine Auswirkungen eines Schusswaffengebrauchs. Es wird grundsätzlich ins Off geballert. Ob getroffen wurde, egal intressiert uns nicht. Nein, sowas kann ich als Actionfan gar nicht gebrauchen. Dann lieber die Knarren rauslassen und KO schlagen oder so. Und so fies wie alle tun kommt der Joker mit der deutschen Syncro nicht mehr rüber. Eher langweilig wie ein Babyface. Die Ab 16 Freigabe mag vllt. durch die böse Grundstimmung gerechtfertigt sein und vllt. ist der Joker für naive Zeitgenossen ja doch zum Teil furchteinflösend aber es gibt Ab 12 Filme die genauso böse oder gar noch böser sind.

Hat man das alles akzeptiert, die mittelmäßige Action und die konstruiertheit der Story. Wen man das akzeptiert hat was rein Handwerklich mal wieder schiefgelaufen ist, dann kann man den Film geniesen.

Für mich als Batman-Film Fan ist das gebotene dann doch ein Eldorado. Es ist die Geschichte eines Mannes der um Menschen zu retten bis zum äußersten gehn muss. Multimilliardär Bruce Wayne steck Unmengen von Geldern in geheime Forschungen. Er hat Gerätschaften von denen jeder Polizeiforensiker in Gotham nur träumen kann. Eigentlich könnte die Polizei gleich ganz abgeschafft werden da Batman eh hundertmal mehr Geldmittel zur Verfügung hat als die Polizei. Doch mit dem einschreiten des Jokers ändert sich das. Feige Morde sind für ihn kein Thema. Ihm macht das Morden eine Heidenfreude und sein Plan Batman zu Fall zu bringen testet gleich die ganze Stadt. Ich hätte es ja lieber gesehen wenn Batman irgendwann die Kurve gekriegt hätte und den Joker früher hätte ausschalten können. Doch da der Joker wirklich jede noch so kleine Eventualität eingeplant hat, hat Batman keine Chance und muss hinterherdackeln. Jetzt muss Bruce sich wieder auf gute alte Detektivarbeit verlassen.
Der Joker trifft Batman an seinem einzigen wunden Punkt: Batman kann es nicht ertragen wenn wegen ihm Leute sterben, weder noch kann er selbst jemanden töten. Der Joker macht sich diese Erkenntnis zu nutze und tötet. Wird Batman sein oberstes Gebot fallen lassen und zum Schutz von Gotham töten? Das ist einer der vielen Tests die sich der Joker ausdenkt. Auf ähnliche Weise testet er Gothams Bürger mehrere male.

Der ganz große Verlierer ist dabei Harvey Dent. Der Joker nimmt ihm alles. Seine Karriere, seine Liebe und sein Leben. Aus dem "Weißen Ritter" Gothams, auf den Bruce/Batman und Polizeichef Gordon alles gesetzt haben, macht der Joker einen bösartig verzweifelten Serienkiller der auch vor dem erschießen von Frauen und Kindern keinen Halt macht. Dents tragische Geschichte ist des Jokers größter Triumph. In der unendlichen annonymität der Großstadt hat er das Böse erschaffen. Batman ist nun mit dem Rücken an der Wand. Er wird niemals ein normales Leben führen können. Es wird nie Ersatz für ihn geben. Nur ein Dunkler Ritter ohne Gesicht kann auf sich nehmen was es kostet der Beschützer einer ganzen Stadt zu sein. Unbestechlich als Symbol für Gerechtigkeit.

Das sind die Fragen die der Film aufwirft und in ein sehr unterhaltsames Paket aus Spannung, Action und Drama verpackt. Auch die ständige Angst vor Terroranschägen wird beleuchtet und die Frage wie weit man gehen muss bis sich die Menschen verkaufen um zu überleben. Wie weit muss man gehen um brave Bürger zu Mördern zu machen und sind Verbrecher besser? Letztendliche kriegen die Menschen aber die Kurve und auch der Joker muss einsehen das er nicht jeden Verderben kann.

Am Ende gibt sich Batman ganz seiner Aufgabe hin und wird zum dunklen Ritter Gothams, zu einem mordenden Selbstjustizler verfolgt und gejagt. Doch wie lange kann die Lüge bestehen? Sie tun was sie tun müssen um Gotham zu retten und wenn die Menschen erfahren wer wirklich vom Held zum Mörder wurde, ist die Stadt dem Untergang geweiht!

Es muss nun allerdings viel passieren um Batman wieder zu dem Batman zu machen den ich in den alten Filmen so gemocht hatte. Ich hoffe inständig das Batman im nächsten Sequel rehabilitiert wird. Ich will wieder mehr Batman und weniger unnütze Nebenplots. Der nächste Film sollte ganz dem Kampf von Bruce Wayne gegen den Untergang seiner Stadt gewidmet sein, der so oder so unmittelbar bevorsteht. Für mich ist das Ende von TDK einfach nichts weiter als ein ganz fieser Cliffhanger, der das Warten auf eine weiter Fortsetzung fast unerträglich macht. Mag sein das ich den Film nicht verstanden habe, aber für mich ist und bleibt Batman ein strahlender Held der als Privatman Bruce Wayne keine Wahl hat als auf das aufblitzen des nächsten Batzeichens zu warten. Dahin muss sich die Geschichte aber erst entwickeln. Es wartet viel Arbeit auf Batman! Und wenn ein Mann erst durch die Hölle gehen muss um am Ende zu erreichen was er sich vorgenommen hatte, dann hat The Dark Knight eindeutig einen guten Job gemacht uns den Aufstieg eines Mannes zum wahren Helden näherzubringen obwohl er erst zwei drittel der Wegstrecke zurückgelegt hat.

Die Schauspieler sind allesamt erstklassig. Das Batman-Team bestehend aus Christian Bale, Michael Caine, Gary Oldman und Morgan Freeman überzeugt auf ganzer Linie. Sie sind das unschlagbare Dreamteam das dem Verbrechen das fürchten lehrt. Nur A-Listen Stars sogar bis in die Nebenrollen. Auf der Seite der Bösewichter gibt vor allem, der leider verstorbene, Heath Ledger alles was er kann und verschwindet gänzlich hinter seiner Figur. Als Joker kann er seine dunklen Seiten voll ausleben und uns einen witzig-bösen Terroristen zeigen der keine Regeln kennt. Anmerkend will ich hier unbedingt zur Sichtung der englischen Originalversion raten! Die deutsche Syncro ist nichtmal halb so gut und nimmt einges an Atmosphäre einfach weg! Aaron Eckhart als Harvey Dent spielt in der ersten Hälfte auch sehr gut, nur die schnelle Verwandlung zu Two-Face muss man halt akzeptieren um weiter mitfiebern zu können. Tut man dies nicht wird man schnell enttäuscht denn die Figur macht so immer weniger Sinn. Maggie Gyllenhaal hat den Part von Mrs. Cruise übernommen, macht den Job aber nur minimal besser. Die Rolle der Rachel Dawes fordert sie aber auch nicht zu sehr und wird nur als Auslöser für Dents plötzlich aufkeimende Mordlust benutzt. Eigentlich bin ich froh das durch den Tod von Rachel endlich der nervigste Charakter wegfällt und Wayne sich nun voll und ganz der Verbrechensbekämpfung hingeben kann. Ich hoffe, dass das Batman Team weiter beibehalten wird und Batman im nächsten Teil endlich die Sau rauslassen darf.

Der Score der Großmeister Hans Zimmer und James Newton Howard ist erstklassig. Vom bösartigen Joker Theme zum schwungvollen Batman Theme bis hin zur traurigen Musik bei Harveys Untergang. So sollte ein toller Score sich in den Film integrieren. Einzig die Verfolgungsjagt hätte wenigstens ein paar musikalische Effekte vertragen können!

Fazit:
Es fällt mir schwer zu akzeptieren das The Dark Knight nicht das geworden ist was ich mir erhofft hatte. Es wird nicht logisch fortgesetzt was in Batman Beginns so genial eingeführt wurde. Doch lässt man sich auf das veränderte Setting ein, erwarten einen zweieinhalbstunden Spannung und Action. Langeweile kam bei mir nicht auf, mein Nebensitzer sah das anders und hat die meiste Zeit gepennt. Also zu actionversessen sollte man nicht sein wenn man sich den Film ansehen will. Dafür bietet er sehr gelungene Dialoge, eine relativ logische Handlung und stellt die Fragen die brandaktuell unser Leben beeinflussen. Ein epischer Film der leider immer noch an Nolans kleinen Kinderkrankheiten leidet und so nie die Größe erreicht die er unter anderen Umständen hätte erreichen können. Dennoch eine gelungen Fortsetzung und eine uneingeschränkte Empfehlung vor allem für Batman Fans, wenn sich im nächsten Teil endlich alles richtig entwickelt.

Batman ist noch auf der Reise ins Ungewisse, wir sind gespannt wies weitergeht! (8/10)

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