Wenn es um das neu gestartete Batman Franchise geht, sind sich Fans und Kritiker auf der ganzen Welt einig: Der Auftakt mit Batman Begins war eine Neuerung im Comic-Book Genre und darüber hinaus einfach nur ein sehr geiler Film. Der Ansatz einen Charakter wie Batman in eine für das Genre relativ realistische Welt zu versetzen ging auf und die Kassen klingelten. Man hatte mit der “Entstehung” von Batman eine gute Story gefunden, Nolans Regie war beeindruckend, es gab imposante Bilder und mit Christian Bale als Batman einen würdigen Darsteller der sowohl den dunklen Ritter als auch Playboy Bruce Wayne mit der passenden Tiefe dargestellt hat.
Allerdings war auch Batman Begins nicht ohne Fehler. Das größte Manko stellte dabei die Action dar. Zum einen gab es für richtige Action-Fans viel zu wenig davon und zum anderen wurde mal wieder mit der Shaky-Cam gearbeitet. Mehr als einen Haufen von schnellen Schnitten, in denen hin und wieder mal ein Körperteil von Batman auftauchte bekam man nicht zu sehen. Das zweite Problem war Batmans Gegner. Ras Al Gul kam eher langweilig daher und erweckte nicht den Eindruck beim Zuschauer eine Gefahr für Batman darzustellen. Auch der eigentlich ziemlich coole Charakter Scarecrow wurde eher stiefmütterlich behandelt. Ob Nolan und sein Team diese Probleme im Nachfolger ausmerzen konnten und ob The Dark Knight wirklich das Kinohighlight des Jahres ist schauen wir uns einfach mal ein bisschen genauer an.
You know that day you once told me about, when Gotham would no longer need Batman? It’s coming.
The Dark Knight startet kurz nach den Ereignissen aus Batman Begins. Batman ist mittlerweile eine feste Institution in Gotham wird aber noch immer von der Polizei und einigen Bürgern als “Vigilante”, also ein Ausüber von Selbstjustiz, angesehen. Nichtsdestotrotz sind die Gothamer Verbrecher ängstlich geworden und die Kriminalitätsrate gesunken. Doch es gibt auch einige Nebenwirkungen. Zum Beispiel hat sich eine militante Gruppe von Gothamer Bürgern dazu entschlossen Batman nachzueifern und mit Schrotflinten bewaffnet Verbrecher zu erledigen, was Batman so gar nicht in den Kram passt. Aber es gibt auch Lichtblicke. Denn mit dem Auftauchen von Staatsanwalt Harvey Dent, dem weißen Ritter von Gotham, der mit Hilfe von Rico-Gesetzen der Mafia den Gar ausmachen will, wird es für Bruce Wayne vielleicht gar nicht mehr nötig sein Nachts im Fledermaus-Kostüm durch die Stadt zu streifen. Eigentlich könnte alles ganz schön sein. Aber dann taucht jemand neues in der Stadt auf. Der Joker. Und dann bricht die Hölle los…
This town deserves a better class of criminal.
Es war schon ganz passend, das viele der Kinoplakate und das virale Marketing nicht darauf ausgelegt waren Batman selbst zu zeigen, sondern sich viel mehr auf den Bösewicht konzentrierten. Denn ich denke nachdem Nolan die erste Szene mit Heath Ledger gedreht hatte, wusste er das er etwas ganz großes am Start hatte. Und lasst mich das ganz klar sagen. All die Lobeshymnen und Anpreisungen für Ledgers Joker sind wahr. Der Joker beherrscht diesen Film. Ledger beherrscht diesen Film. Die Darstellung des verrückten Clowns der weder an Geld noch Macht interessiert ist und einfach nur die Stadt brennen und Batman untergehen sehen will, ist so intensiv das man meint das vernarbte Gesicht würde jeden Moment aus der Leinwand springen. Um das mal ganz einfach zu sagen: Der Joker ist der genialste Bösewicht der in den letzten Jahren die Kinos unsicher gemacht hat. Und jeder der seinen Zaubertrick gesehen hat, indem er einen Stift verschwinden lässt wird mir da zustimmen. Die Genialität des Jokers liegt dabei in seiner Unerklärbarkeit. Es wird keinerlei Referzenz zu seiner Entstehung gezogen. Niemand weiß wer er ist, woher er kommt oder was genaus sein Ziel ist. Es scheint so als sei er einfach nur daran interessiert Gotham im Chaos versinken zu sehen. Das macht ihn zu einem unvorhersehbaren Gegner der praktisch kein Angriffsziel bietet, da er sowieso nichts zu verlieren hat. So bekommt man manchmal sogar den Eindruck, das es gar nicht mal so sicher ist das Batman das Feld unbeschadet und als Sieger verlässt. So hat ein Bösewicht auszusehen.
You either die a hero or you live long enough to see yourself become the villain.
Aber wie es sich für einen wahren Helden gehört, genügt meistens nicht ein Gegner. Ich denke nicht das ich hier schwer spoilere wenn ich sage, das Bösewicht Nummer Zwei Two Face ist. Und wie jeder, der schonmal irgendwie etwas mit Batman zu tun hatte weiß, ist Two Face Gothams weisser Ritter Harvey Dent. Zumindest später. Und ähnlich wie Ledger liefert auch Aaron Eckhart als Harvey Dent eine geniale Performance ab. Seine Transformation vom rechtschaffenden Staatsdiener zum irren rachegetriebenen Two Face ist ziemlich eindrucksvoll und zu jeder Zeit glaubhaft. Vor allem hat schon alleine sein CGI-Gesicht die Grenzen des amerikanischen PG13-Ratings gesprengt.
I suppose they’ll lock me up as well. As your accomplice…
Allerdings gibt es auch einen leichten Nachteil wenn man zwei so starke Persönlichkeiten wie den Joker und Two Face in einem Film vereint. Der restliche Cast rückt in den Hintergrund. Morgen Freeman, Christian Bale, Maggie Gyllenhall und Michael Caine machen alle einen guten Job verblassen aber gegen das immense Spiel von Ledger. Aber das ist eigentlich auch gar nicht so schlimm. Denn The Dark Knight ist die Joker-Show und das reicht auch vollkommen aus. Nichtsdestotrotz sind vor allem Alfreds markige Sprüche und Anekdoten eine Auflockerung für den Film und auch Maggie Gyllenhall spielt eine wichtige Rolle in der Story.
Some men just want to watch the world burn.
Wie Eingangs schon erwähnt war die Action ein kleines Problem in Batman Begins. Glücklicherweise hat man auch in dem Fall nochmal eine Schippe draufgepackt. Auch stylistisch hat sich etwas getan. Verfolgungsjagden, Faustkämpfe und Explosionen sind realistischer geworden und übersichtlicher geschnitten. Hin und wieder gibt es zwar noch den ein oder anderen Shaky-Cam Einsatz, aber im Gegensatz zum Vorgänger hält sich das in Grenzen. Die Action kommt einfach satt rüber und hat eher was von Heat als von einem Comic-Book Film. Da hilft es ungemein das eine der großen Verfolgungsjagden bei Tageslicht stattfindet und Batman nicht mal als Batman daran teilnimmt. Aber auch in Sachen Explosionen hat der Joker die Nase vorn. Seine Sprengung eines Gebäudes kommt schon richtig genial daher und sollte Krawall-Junkies zur Genüge zufrieden stellen.
Why so serious?
Aber bevor ich jetzt den Eindruck erwecke The Dark Knight wär sowas wie die zweite Auferstehung will ich doch mal noch auf einige kleine Fehler eingehen. Zum einen und das ist zumindest mein persönlicher Eindruck find ich es immer noch schlecht gelöst, das sobald Bruce in sein Kostüm springt er mit dieser tiefen Stimme spricht. Das ist soweit ganz logisch da man nicht seine Stimme erkennen soll, hört sich aber ziemlich daneben an sobald er mehr als 3 Worte am Stück sagt. Zum anderen ist die Idee zwar sehr genial einen Charakter ala Batman in ein realistisches Umfeld zu verfrachten und seine Fähigkeiten mit technischen Spielereien zu erklären und rüberzubringen, wobei man sich da aber immer noch fragen muss, wieso er überhaupt ein Fledermauskostüm trägt. Ein praktischeres Outfit wäre doch viel sinnvoller. Einen Fehler leistet sich The Dark Knight auch filmtechnisch mit einem unlogischen Schnitt zwischen 2 Szenen bei dem ein Stück zu fehlen scheint und man sich fragt wie denn eine Person in der Zeit eigentlich von Szene A nach Szene B gekommen ist. Auch eine kleine Nebenstory mit einem Angestellten von Wayne der seine wahre identität herausfindet, wirkt etwas fehl am Platz (wird aber vielleicht noch für spätere Filme wichtig). Aber wie schon erwähnt sind das nur kleine Schönheitsfehler eines genialen Machwerks.
Wanna know how I got these scars?
Wer das wirklich wissen will, dem sei dringendst geraten seinen Hintern ins Kino zu setzen und sich The Dark Knight zu geben. Am besten direkt am Eröffnungstag am 21.08.2008 und noch besser gleich 2mal hintereinander. Denn The Dark Knight ist so genial wie ihr gehört habt und Ledgers Joker einfach nur phänomenal. Was der Pate 2 und Das Imperium Schlägt zurück für ihre jeweiligen Filmreihen war, ist The Dark Knight für das Batman Franchise. Eine Offenbarung für jeden Kinogänger.
Anschauen. Anschauen. Anschauen.