Am Montag, den 28. Juli 2008, hatte ich die Gelegenheit "The Dark Knight" (TDK) im Rahmen einer Pressevorführung zu sehen.
Story:
Noch immer jagt Batman (Christian Bale) den Abschaum in Gotham City. Diesmal hat er jedoch zwei Verbündete, die ihn dabei tatkräftig unterstützen. Gordon (Gary Oldman) und Staatsanwalt Harvey Dent (Aaron Eckhardt). Rachel Dawes (Maggy Gyllenhaal) hat sich mittlerweile von Bruce Wayne (Bale) getrennt und ist weitaus mehr als nur die Anwaltsgehilfin von Harvey Dent. Offiziell müsste Batman in den Bau, da er immer wieder Grenzen überschreitet, die die Polizei von Gotham niemals überschreiten dürfte. So kommt es, dass Gordon, Dent und Batman gemeinsam gegen das organisierte Verbrechen in Gotham vorgehen, ohne dass irgendwer anders davon erfährt. Harvey Dent ist der "weiße Ritter" für die Bürger Gothams und das wollen Batman und Gordon auf alle Fälle aufrechterhalten. Nachdem viele Mafiosis mit einem Schlag "offiziell" von Dent vor Gericht gebracht werden, taucht plötzlich der Joker (Heath Ledger) auf und löst eine Welle von Zerstörung und Chaos aus. Doch was verfolgt der entstellte Kriminelle wirklich?
Noch mehr von der spannenden Geschichte zu verraten, würde Überraschungsmomente vorwegnehmen und die Spannung erheblich drosseln.
Fest steht, dass sich "The Dark Knight" von trivialen Comicverfilmungen wie "Spider-Man" oder zum Beispiel Burtons "Batman" erheblich abhebt. Hier verwischen die Grenzen von gut und böse so sehr, dass es unmöglich ist zu sagen, wer absolut falsch handelt und wer durch und durch richtig handelt. Einzig und allein der Joker kann als böse bezeichnet werden.
Gerade der moralische Aspekt ist es, der "TDK" nicht zu einer einfachen Comicverfilmung verkommen lässt. Zum Ende wird der Zuschauer sogar vor eine Entscheidung gestellt, die man nicht innerhalb von ein paar Minuten für sich entschieden hat. Denn gut und böse liegen manchmal so nah bei einander, dass man sie nicht einfach von einander trennen kann. Beim ersten Treffen von Wayne und Dent heißt es treffend: "Entweder man stirbt als Held oder man lebt so lange, bis man zum Schurken wird!" Einer der wenigen Sätze, die sich, durch den Ausgang des Films, ins Hirn des Zuschauers brennen und nach verlassen des Kinosaals zum nachdenken anregen.
Warner Bros hielt die Fangemeinde von Batman seit Ende 2007 immer wieder mit Trailern und Rätseln auf bestimmten Internetseiten über Wasser. Niemand sollte vergessen, dass Mitte 2008 DER Film des Jahres starten soll. Das Ganze nahm jedoch eine tragische Wende, als am 22. Januar der 28. Jahre alte Heath Ledger in einem Hotel leblos aufgefunden wurde. Wenn man den Gerüchten glauben schnekne möchte, dann hat Ledger sich so sehr in die Rolle des Jokers gehangen, dass er unter schweren Schlafentzug litt. Und das Monate nachdem er mit den Dreharbeiten fertig war. Um endlich schlafen zu können, schluckte er einen tödlichen Mix aus verschriebenen Medikamenten.
Nach ersten Sichtungen von "TDK" waren sich sämtliche Kritiker einig. Ledger solle Postum den Oscar erhalten. Doch resultieren diese Aussagen nur aus dem Tod von Ledger oder ist der Joker wirklich seine beste Rolle neben der Darstellung eines Homosexuellen in "Brokeback Mountain"?
Die Darsteller:
Nachdem Christopher Nolan 2005 "Batman Begins" auf die Leinwand brachte und mit zahlreichen Darstellern aufwarten konnte, die für Höchstleistungen bekannt sind, wurde bei zukünftigen Comicverfilmungen ebenso verfahren. Marvel gründete seine eigene Produktionsfirma und ließ Robert Downey Jr. als "Iron Man" antreten. Zur Seite standen ihm Stars wie Jeff Bridges und Gwyneth Paltrow. In "Der unglaubliche Hulk" gewann man Edward Norton, Liv Tyler, Tim Roth und sogar William Hurt. Und wenn man denkt, dass es exquisiter nicht mehr geht, dann kommt DC mit "The Dark Knight" daher. Bis in die kleinste Nebenrolle besetzte man Stars aus der ersten Reihe, aber auch aus der zweiten. So dürfen wir Julia Roberts Bruder, Eric Roberts, als schmierigen Mafiaboss bewundern, den er wunderbar überheblich spielt, ohne dabei zu dick aufzutragen.
Dann wäre da noch Michael Jai White, der schon einmal Comicluft schnuppern durfte. Er spielte 1997 "Spawn" mit eher mäßigem Erfolg. Sein Ableben geht hier zwar schnell von statten, jedoch mit einem Lächeln, wie der Joker es zu gerne betont.
Maggy Gyllenhaal ersetzt glücklicherweise Katie Holmes, die im ersten Teil die Rachel Dawes wie ein Püppchen verkörperte und nicht wie eine selbstbewusste Frau, die zwar keine Angst vor Verbrechern hat, aber davor sich zwischen zwei Männern zu entscheiden, die beide eine ehrenwerte Absicht verfolgen, von denen aber nur einer wirklich mit einer weißen Weste kämpft.
Aaron Eckhardt verkörpert Harvey Dent mit so viel Stolz und Charisma, dass man sagen kann, dass dies seine bisher beste Rolle ist. Welches tragische Schicksal seine Figur gegen Ende erleiden wird wissen die meisten sicherlich. Doch wie zwiespältig dieser Charakter mit all seinen moralischen Wertvorstellungen von Gerechtigkeit ist, das wird erst durch Eckhardts Darstellung wirklich klar. Der Wandel den seine Figur innerhalb von kurzer Zeit durchmacht ist einfach nur tragisch.
Tragisch ist auch Ledgers Interpretation des Jokers. Nie erfahren wir, wie er wirklich zu seinen Narben kam. Uns werden mehrere Versionen vorgesetzt, die auch alle wahr sein könnten. Jedoch bleibt seine wahre Herkunft unbekannt. Heath Ledger schafft es den Joker so facettenreich zu spielen, dass man wahrlich jeder Szene mit ihm entgegenfiebert. Er ist sadistisch, krank, ein psychotischer Terrorist und bietet uns eine Körpersprache, die in ihren besten Momenten etwas an Klaus Kinski erinnert. Ledger hat einen Oscar mehr als verdient.
Michael Caine, Morgan Freeman und Gary Oldman, die drei alten Hasen des Filmgeschäfts holen aus ihren Rollen alles heraus und wenn sie noch so klein sind. Oldmans Part ist diesmal vielschichtiger und besser ausgearbeitet als in "Batman Begins". Sogar seine Familie spielt hier noch eine entscheidende Rolle. Morgan Freeman als Lucius Fox, der die Waffen für Batman entwickelt nimmt zusammen mit Butler Alfred (Michael Caine) den Platz des Gewissens von Bruce Wayne/Batman ein. Sie fangen an zu zweifeln an den Motiven des dunklen Rächers und seinen taten.
Bleibt natürlich noch Christian Bale, der diesmal noch einen Gang höher schaltet und es schafft Bruce Wayne als einen Mann darzustellen der alles hat, bis auf seine große Liebe, und doch so wenig geben kann (zumindest als Batman).
Jede dieser Figuren macht eine entscheidende Veränderung durch. Wobei Caine als Alfred vielleicht nicht die größte durchmacht, aber auch an ihn wurde gedacht. Wurde uns in "Batman Begins" nur Bruce Wayne als Identifikationsfigur vorgesetzt, sind es hier gleich mehrere. Harvey Dent, Gordon und Wayne als Bezugspunkt für die Zuschauer zur Verfügung zu stellen war eine wirklich mutige Entscheidung. Was in vielen Fällen daneben gegangen wäre, funktioniert hier so perfekt, dass jedes Leid und jeder vermeintliche Erfolg der drei, beim Zuschauer sofort die entsprechende Reaktion auslöst. Sogar als Batman darf Bale diesmal Emotionen zeigen, was in Teil eins noch nicht der Fall war. Zumindest nicht im Kostüm.
So schafft es Nolan über die gesamte Laufzeit von 152 Minuten die Spannung zu halten und die Aufmerksamkeit des Publikums an sich zu reißen.
Drehbuch:
Zusammen mit seinem Bruder Jonathan Nolan schrieb Christopher Nolan das Drehbuch. Als Grundlage dienten die Romane von Frank Miller, wie schon bei "Batman Begins". Hier ist wahrscheinlich auch der Grund zu finden, warum der erste Teil, so gut er auch ist, so einige Schwächen hatte. Chris Nolan schrieb auch da schon mit am Drehbuch, jedoch zusammen mit David S. Goyer, der nicht gerade als begnadeter Autor bekannt ist. So hat er die Drehbücher für "Blade1-3" zu verantworten und beim dritten Teil sogar die Regie. Bei "TDK" war er nur noch für die Storyline verantwortlich. Natürlich auch hier wieder mit Nolan zusammen.
Zu den Schwächen des ersten Teils zählten vor allem die zu lange Exposition und die abstruse Idee einer Maschine, die das Wasser der Stadt verdampfen lässt. Dafür kamen die Bösewichte zu kurz und einer von beiden wurde viel zu spät enthüllt. Solche Art von Fehlern wurden endgültig ausgemerzt. Es gibt keinen Moment in dem die Spannungskurve singt. Sie steigt und steigt und steigt. Eine Actionsequenz jagt die nächste und wird jedesmal übertroffen. Die ruhigen Momente kommen ebenfalls nicht zu kurz und sind spitze ausgearbeitet. Kein einziger Moment in dem Spannungsärme zu verzeichnen wäre. Die Dialoge sind für eine Comicverfilmung erste Sahne. Gegen Ende wird es etwas pathetisch, erreicht aber nie die theatralische Wirkung der oft abstrusen "Spider-Man" Dialoge.
Die "Späße" des Jokers lassen einem oft schlucken. Zum Beispiel wenn der Joker am Anfang einen Zaubertrick vorführen will und einen Bleistift in eine Tisch haut, nur um kurze Zeit später einen Handlanger mit dem Kopf genau auf diesen Bleistift zu schmettern. Und ZACK ist der Bleistift weg! Das ist noch die harmloseste, dennoch wahnwitzige Idee, des Jokers. Es sollen noch viele großartige, makabere Einfälle folgen.
Stil/Bild:
Das Erste was einem auffallen wird ist der Look von Gotham City. War es im ersten Batman noch ein Moloch, an dem in jeder Ecke ein Freak lauern könnte, dient dieses mal Chicago als Gotham City. Nolan führt seinen Look auf zurück auf eine relaistische Ebene, was er auch in einer Verfolgungsjagd unter Beweis stellt. Die Abwesenheit von Musikuntermalung während dieser Jagd, lässt die gesamte Szenerie so realistisch wirken, dass man denken könnte man wäre mitten in diesem atemberaubenden Gefecht.
Spielte "BB" noch oft nachts, so ist der Anteil von Szenen in Tageslicht gestiegen. Trotzdem wirkt "TDK" düsterer, härter und skrupelloser. Oft verwendet Nolan dunkle Farbfilter.
Beschwerten sich damals Kritiker wie Fans, dass die Actionszenen zu schnell geschnitten waren, so werden sie diesmal wirklich überrascht sein. Nolan scheint wirklich dazugelernt haben und vertraut auf die Choreographie und die Bilder seines Kameramanns. Nichts mehr mit schnellen Schnitten. Schnell ist das Ganze trotzdem noch und vor allem rau, brutal und konsequent.
Musik/Sound:
Hans Zimmer ist nicht gerade bekannt für seinen zurückhaltenden Score, bekommt hier jedoch Unterstützung von James Newton Howard. So ganz subtil ist seine Arbeit diesmal auch nicht, ja es lassen sich sogar einige Stücke ausmachen die klar over the top sind. Sobald Batman jedoch in Aktion tritt und aus den Boxen das Batman Theme hämmert, sind diese kleinen Fauxpas schnell vergessen.
Generell sollte man es sich nicht entgehen lassen den Film im Kino zu genießen. Denn was einem da um die Ohren gehauen wird, sucht seines gleichen. Selten wurde der Bass so sehr strapaziert, was besonders in den Momenten Spaß macht, wenn Wayne seine Stimme als Batman tiefer stellen muss.
Kevin Smith, bekennender Comicfan, behauptete sogar, dass "TDK" für die Comicverfilmungen das sei, was "Der Pate II" für die Fortsetzungen ist. Immerhin gilt "Der Pate II" als eine der besten Fortsetzungen überhaupt. So finden sich auch in "TDK" mehr Action und mehr Gefühle. Man könnte meinen es handel sich hierbei um ein Action-Thriller-Drama und nicht um eine Comicverfilmung. Solch eine Symbiose aus verschiedenen Genres schaffte zuletzt Michael Mann mit "Heat", an den "TDK" einen oft erinnert. Besonders in den Actionsequenzen.
FAZIT:
In dieser Fortsetzung stimmt einfach alles. Darsteller, Drehbuch, Kamera, Effekte, von denen nur wenige CGI sind, Dialoge, Musik, und Sound. Selten verlässt man einen Kinosaal mit dem Gefühl gerade ganz großes Emotions-/Kopf-/Unterhaltungskino gesehen zu haben. Die moralischen Fragen die der Film aufwirft, können es locker mit denen von "Gone Baby Gone" aufnehmen.
Desweiteren ist "TDK" ein Beweis dafür, dass Unterhaltungskino auch mit einem gewissen Anspruch funktionieren kann. Das führt dazu, dass "TDK" eine der momentan besten Metaphern auf den 11. September ist bzw. auf die Zeit danach.
10 von 10 Punkte für den besten Mainstream Film des Jahres!