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War gerade in den USA im Kino und wenn man die Wahl zwischen nem dümmlichen Will-Smith-Vehikel (Hanckok) und dem neuesten Christopher Nolan hat, ja - da wird die Wahl doch eng! So wie dieser Regisseur bisher überraschende Hits abgeliefert hat, die so ein klein bisschen Farbe in das ewige Grau der aktuellen Filmwelt bringen, so hat er auch den Batman-Stoff vollkommen im Griff.

So war doch „Batman Begins" ein echter Knaller, der vor allem durch seinen Hang zum Unüblichen überzeugen konnte; dieses Rezept setzt Nolan in „The Dark Knight" einwandfrei fort. Passend zum ehrfurchtgebietenden, größtenteils auch psycholastigen Gut- gegen Böse-Duell zog er sich wie auch schon im Prequel eine ganze Riege von Deluxe-Darstellern an Land - allen voran (und ja, es ist, wie angekündigt!) Heath Ledger, der mit seiner Interpretation des Joker Jack Nicholson in nichts nachsteht und hier wirklich zweifelsfrei zeigt, was er kann - oder besser: konnte, leider leider.

Die differenziert erzählte Story rankt sich zwar wie fast alles im amerikanischen Comicuniversum um den guten alten Kampf zwischen dem Helden und dem Fiesling, doch geht es in Batman keineswegs banal, sondern überraschend facettenreich und differenziert zu. Diese Tatsache überraschte schon in „Batman Begins" und setzt sich hier hervorragend fort: denn auf der Most Wanted - Liste von Gotham City steht erstmal nicht der Joker, sondern ein Gangsterboss, verkörpert von einem meiner besten Freunde der 80er, Eric Roberts, der irgendwie durch einen chinesischen Großbuchmacher Gelder konsolidieren will, ohne die Rechnung mit Christian Bale im düsteren Faschingskostüm (und im Original mit echt cooler Stimme!) gemacht zu haben. Praktisch da, dass vollkommen aus dem Nichts der Joker auftaucht, der dem Syndikat anbietet, den Helden der Nacht aus dem Weg zu räumen. Dieser hat nämlich auch noch reichlich Verbündete bei der Polizei (Gary Oldman wieder mit von der Partie) und bei der Staatsanwaltschaft (Aaron „Thank you for Smoking" Eckart), seine Old Friends und Oscar-Preisträger Michael Caine und Morgan Freeman mal außen vorgelassen.

Naja, mag nicht zuviel verraten, vor allem, weil das Ding in Deutschland ja noch nicht mal angelaufen ist. So entsteht jedenfalls eine super-spannende, fulminante Handlung, die mich über die stolze Überlänge (fragt nicht, wie lang er war) vom dringender und dringender werdenden Erleichterungsbedürfnis abgehalten hat. Action gibt's logischerweise reichlich; allerdings meinen Wahrnehmungshorizont betreffend stelle ich dreist mal in Frage, dass darauf überhaupt der Focus liegt. Logo gibt's zu alldem auch viel CGI und coole Verfolgungsjagden mit allerlei Technik-Schickschnack, doch die Momente der Dialoglast und dem Katz-und-Maus-Spiel auf psychologischer Ebene fallen nicht gerade geringer aus. Und Christopher Nolan und seine Drehbuch-Crew sind gut bei so was, muss ich schon sagen.

Das ganze Ding hebt sich meiner Meinung nach (wie schon das Prequel hierzu) deutlich vom US-Superhelden-Scheiss ab. Viel differenzierter erzählt, allerdings ohne Heulsusen-Gedöhns wie bei Sam Raimis unsäglicher Spiderman-Reihe, dafür aber mit viel mehr Tiefgang und vor allem auch nächtlicher Atmosphäre und sehr individuellen Stilmitteln. Beispielsweise wird eine längere Verfolgungsjagd mit reichlich Action und Geballer gänzlich ohne Musik gezeigt, was mir sofort aufgefallen ist (wohl wissend, wie gewöhnlich das normalerweise ist). Dazu eine exzellent aufspielende Starriege und viel Mut zu was Neuem. Zwar fällt an manchen Stellen das minimale Hangeln an einer (vom Markt verlangten) Norm auf, doch das ist nichts, worüber man nicht hinwegsehen könnte.

Christopher Nolan ist definitiv ein Regisseur, der mit dem Aufkommen seines Namens bei mir pauschal zumindest den Anreiz zum Recherchieren erweckt - auch in Zukunft.

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