Wir schreiben das Jahr 2012. Arbeitslosigkeit und Verbrechen zwingen die USA in die Knie. Private Firmen kontrollieren inzwischen die hoffnungslos überfüllten Gefängnisse, in denen brutale Kämpfe bis zum Tod ausgetragen und im Internet gezeigt werden, um die Bevölkerung bei Laune zu halten. Doch irgendwann ist auch das nicht mehr genug und so wird auf Terminal Island, der härtesten Gefängnisinsel der Welt, ein neues Spektakel ins Leben gerufen: das Death Race. In hochgetunten und schwer bewaffneten Vehikeln fahren ausgewählte Häftlinge um ihr Leben, um so nach fünf Siegen die Aussicht auf Begnadigung zu erhalten. In eben diesem Gefängnis findet sich eines Tages auch der ehemalige Speedway-Champion Jensen Ames wieder, dem durch eine Intrige der Mord an seiner Frau in die Schuhe geschoben wurde und der nun für die eiskalte Gefängnisdirektorin Hennessey in die Fußstapfen des populären Todesfahrers Frankenstein treten und dessen Rolle spielen soll. Der Deal: Gewinnt Ames nur ein Rennen, ist er frei. Doch natürlich hegt Hennessey keinesfalls die Absicht, ihren Teil der Abmachung einzuhalten...
Death Race ist ein Quasi-Remake zu dem 1975 entstandenen und äußerst trashigen Action-Vehikel Frankensteins Todesrennen, in dem David Carradine und Sylvester Stallone die Hauptrollen spielten. Da einige Elemente des Originals aber unmöglich in die heutige Zeit überliefert werden konnten, so etwa der Aspekt, dass die Todesfahrer möglichst viele Passanten töten mussten, um Punkte zu kassieren, wurde Death Race an vielen Ecken und Enden umgeschrieben. Heraus kaum dabei schließlich ein Film, der bis auf die vage Grundidee nicht mehr viel mit dem Original zu tun hat. Die Story ist jedoch bei diesem Werk ebenso nebensächlich wie vielseitige Charaktere oder intelligente Dialoge, im Vordergrund steht einzig und alleine rasante und zerstörerische PS-Action, für deren adäquate Umsetzung man den Regisseur Paul W.S. Anderson ins Boot holte, der sich schon mit Resident Evil und Alien vs. Predator für anspruchslose, aber krachende Action empfehlen konnte. Für ein rasantes Zerstörungs-Feuerwerk ist zwar auch in Death Race gesorgt, doch davon abgesehen mangelt es dem Film leider an zu vielem, was einen wirklich guten Film ausmacht.
Obwohl die Story in eine nicht sehr weit entfernte Zukunft gelegt wurde, erinnert Death Race in dieser Hinsicht deutlich an ähnlich gelagerte Filme im futuristischen Gewand, etwa den Schwarzenegger-Actioner The Running Man. Leider gelang es Paul W.S. Anderson jedoch absolut nicht, eine sonderlich interessante oder gar gesellschaftskritische Atmosphäre um seine Story herum aufzubauen. Fast scheint es, als müssten alle handlungstechnischen Elemente möglichst schnell nach bekannten Mustern heruntergeleiert werden, um später die nötige Basis für die eigentliche Hauptattraktion, die explosiven Todesrennen, bestehen zu haben. Für wahre Action-Junkies mag das noch legitim sein, doch wer auch solche Filme gerne mit etwas inhaltlichem Anspruch bestückt sehen möchte, ist hier an der falschen Adresse. Die Story ist absolut vorhersehbar, die Charaktere wirken eindimensional und schon aus dutzenden, ähnlich gelagerten Filmen bekannt. Da gibt es die intrigante Gefängnisdirektorin, den sadistischen Wärter, die üblen Gangmitglieder, die befreundeten und scheinbar herzensguten Autoschrauber, bei denen man sich fragt, wie sie eigentlch in einem solchen Knast gelandet sind und viele mehr.
So mager Death Race auf der inhaltlichen Seite wirkt, so sehr überzeugt er dann, wenn es ans Eingemachte geht. Technisch und inszenatorisch auf sehr hohem Niveau bekommt das Publikum bei 106 Minuten Gesamtlaufzeit beinahe 80 Minuten rasante Bleifuß-Action zu sehen, bei der sich die wahnsinnigen Todesfahrer ihre imposanten und bewaffneten Rennboliden gegenseitig auf ihre Grundbestandteile zerlegen. Da kracht und knallt es an allen Ecken und Enden und bis auf die etwas zu schnellen Schnitte gibt es an der eigentlichen Action kaum etwas zu beanstanden. Um so atemberaubender wirkt dann noch so manche Szene, wenn man aus dem Making Of erfährt, dass fast ausschließlich mit tatsächlichen Auto-Stunts gearbeitet wurde und lediglich im Detail ein wenig CGI zum Einsatz kam. Dafür gebührt den Verantwortlichen durchaus Respekt. Selbst Splatterfreaks kommen bei dieser martialischen Autoschlacht auf ihre Kosten, denn an Blut und kreativen Todesarten wurde keinesfalls gespart.
Es ist letzten Endes schade, dass die hochkarätige Action von einem Nichts an Story und viel zu vielen Klischees und Vorhersehbarkeiten geradezu relativiert wird. Auch die Schauspieler wissen ihren Charakteren letztendlich kaum Wiedererkennungswert zu verleihen. Mit Jason Statham wurde ein großer Name für die Hauptrolle gecastet und, zugegeben, der Star aus Filmen wie The Transporter und Crank liefert eine gewohnt gute Show ab, weiß seinem üblichen Schauspiel jedoch keine neuen Nuancen abzugewinnen. Lletztendlich unterscheidet sich der Charakter des Jensen Ames kaum von Stathams anderen gespielten Rollen. Die restlichen Darsteller verkörpern ihre Figuren des Weiteren ebenfalls glaubhaft und hatten sichtlich Spaß an den Dreharbeiten, auch wenn hier keine schauspelerische Performance lange in Erinnerung bleiben wird. Tyrese Gibson, der bereits in 2 Fast 2 Furious aufs Gaspedal drücken dürfte, gibt mit Machine Gun Joe den brutalen Gegenspieler Stathams, während die dreifach oscarnominierte Akteurin Joan Allen sehr treffend die gewissenslose Gefängnisdirektorin Hennessey mimt.
Letzten Endes ist Death Race nicht mehr und nicht weniger als ein technisch hochwertiges B-Movie in Hollywood-Gewand, das vor Action und Testosteron nur so strotzt, das aber bis auf die protzigen und spektakulären Rennen nichts Nennenswertes zu bieten hat und somit einen schalen Beigeschmack erhält. Wer sein Gehirn also mal wieder auf Durchzug stellen und einem rasanten und blutigen Action-Vehikel beiwohnen möchte, der ist hier durchaus richtig, sofern einem eine nichtexistente Handlung und ein Übermaß an Klischees nicht zu schnell die Suppe versalzen.
Death Race
USA 2008, 106 Min.
Freigabe: Keine Jugendfreigabe
Regie: Paul W.S. Anderson
Darsteller: Jason Statham, Joan Allen, Ian McShane, Tyrese Gibson, Natalie Martinez, Max Ryan, Jacob Vargas, Jason Clarke, Frederick Koehler, Justin Mader, Robert LaSardo, Robin Shou