Review

Oops, I did it again – aber so geht’s nun mal mit den extrem schlechten, aber nichts desto weniger populären Regisseuren: man schwört sich jedes Mal, daß das der endgültig letzte Film ist, den man sich von diesem Stümper (Siehe auch: Boll, Uwe; Bay, Michael...) antut und dann wird man doch wieder kalt erwischt und steht einen Kinobesuch durch.

Diesmal ist wieder unser alter Freund Paul W.S. Anderson dran, der außer seinem halbwegs gelungenen dritten Film („Event Horizon“) so viel Schrott im Namen wehrloser Genrefreaks und erfolgreicher Film- und Videospielreihen produziert hat, daß man damit ein Möbelhaus einrichten könnte.
Generell ist der Mann einfach nicht in der Lage, einen auch nur latent brauchbaren SF-Streifen abzuliefern, ohne hip, neu und einfallslos daherzukommen und auch bei „Death Race“ tritt er wieder mal den Beweis an, auch wenn das Ergebnis nicht ganz so schmerzt wie bei den drei Vorgängern in diesem Genre.

Da Anderson selten auf eigene Ideen zurückgreifen kann, greift er sich stattdessen alte und verpaßt ihnen ein neues Gewand – in diesem Fall einen knorken Kultklassiker aus dem Hause Roger Corman, dem B- und C-Papst, der „Frankensteins Todesrennen“ 1974 von einem bewährten Mann schlechten Geschmacks und tiefschwarzen Humors, Paul Bartel inszenieren ließ.

Der hatte damals noch echt anarchische Züge, kam so richtig schön dreckig aus den Boxen, ein mörderisches Autorennen quer durch die Staaten, wo jeder jeden umbügeln konnte, um mal so richtig zu punkten und wo das Diktaturregime am Ende von David „Kung Fu“ Carradine richtig schön auf die Mütze bekam, nachdem er sich hauptsächlich mit einem jungen Sylvester Stallone aus der Prä-Rocky-Phase duelliert hatte.

Das wäre in Zeiten der Wirtschaftskrise und Bush-Administration wirklich ein großer Satire-Wurf gewesen, aber so viel Budget war nun auch wieder nicht da. Weil Anderson aber stets bemüht ist, seine Filme kultig aussehen zu lassen und ihnen einen pseudo-modernen Teenielook mit auf den Weg zu geben, wird hier ganz klein gestapelt.
Das bedeutet, wir blenden in eine ganz nahe Zukunft, wo die Wirtschaft immer noch im Arsch ist (alle McCain gewählt?) und da leihen wir doch aus der tiefen Grube von Gefängnisboxfilmen die Idee mit dem bösen, getürkten mörderischen Autowettkampf, mittels dessen man auf freien Fuß kommen kann, wenn man fünfmal gewinnt.

Wir summieren mal flott: ein wenig „Die Todeskandidaten“, ein bißchen „Running Man“, eine Prise „Escape from New York“, ne Handvoll „Prison Break“ und so knapp bekleidete weibliche Häftlinge als Navigatoren (auaauaua...), daß man befürchten muß, daß sie auch gleich noch „The Fast and the Furious“ Konkurrenz machen wollten. Das Ergebnis klingt in der schriftlichen Zusammenfassung zwar ungemein gesellschaftskritisch, ist dann aber doch nur ein Mix aus üblichen Rennfahrerklischees im Mad-Max-Resort.

Anderson ist (und dafür kann man ihm fast danken) die meiste Zeit damit beschäftigt, seinen Star Jason Statham ordnungsgemäß ins Bild zu setzen, was schwierig genug ist, da er hier mit Autofahren beschäftigt ist, aber die perfekte Ausleuchtung des muskulös-tätowierten Bodys gelingt ihm dennoch problemlos.

Auch die Rennsequenzen haben die halbwegs unterhaltsame Härte, wenn, ja wenn nicht der Herr Regisseur wieder mal dem Irrtum verfallen wäre, man müßte im 21.Jahrhundert ein Actionmovie so hektisch schneiden, daß sich die Pupillen erst gar nicht auf etwas Längeres als Sekundenschnitte einstellen können.

Da braucht man mit Substanz schon gar nicht zu rechnen, die größte Coup scheint wohl die Verpflichtung der Edelmime Joan Allen als bösartige Gefängnisdirektorin gewesen zu sein, die allerdings die ganze Zeit so maskenhaft starr das Eisbiest runterspult, daß der Funke nicht überspringt.
Das tut er auch sonst eher selten, hier und da spritzt etwas Blut oder geht es zur Sache, gesehen hat man das aber alles schon mal irgendwo und Höchstpunktzahlen in Sachen Geschwindigkeit oder Härte werden auch nicht erreicht.

Dafür aber feiert die Vorhersagbarkeit wahre Triumphe, mit Tyrese Gibson hat Statham trotz schwarzer Hautfarbe einen enttäuschend blassen Gegenspieler und die Story knarrt in allen Kanten und Fugen, während das Skript munter Genrefilme zitiert, am peinlichsten eine Essensszene aus Camerons „Aliens“.

Formal und technisch ist das sicherlich ordentlich und solide und bringt als DVD die nötigen Freaks an die Kassen, aber alles in allem wirkt „Death Race“ überraschend belang- und zahnlos. Die Story hat keinen Witz, keinen Biss und keinen Funken utopischer Anarchie, sondern beschränkt sich ausschließlich auf den Mikrokosmos Gefängnis, das zu keinem Zeitpunkt anders aussieht, wie eine stillgelegte Fabrik, die man mit reichlich Autowracks zurecht gemacht hat. Und aus einer schrottreifen Konservenbüchse mit dreieinhalb Mann in 15 Stunden einen rasenden Panzer zu schneidern, wollen wir schon gar nicht glauben.
Insofern würde es mich freuen, wenn jemand dem Regisseur mal die Nummer von John Carpenter zustecken würde, der wußte noch, wie so was geht. Nährwertarmer Fastfood für alle, die lieber entspannen als nachdenken. Mal ganz schön, schmeckt aber bald schal. (5/10)

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