<!--StartFragment -->Der im Oktober 2007 angekündigte Wushu verzichtet anders als der scheinbar thematische Kontrahent Champions [ 2008 ] auf eine hektische Handlungsfülle und der potenten Prozession und konzentriert sich vielmehr auf eine individuelle, wenn auch dennoch dünne Entwicklung seiner Figuren ebenso wie die Beschwörung des Gemeinwesens. Mit einem moralischen Leitmotiv, dem Reiz elegant-flexibler Bewegungsformen und ihrer angestrebten Bedeutung. Im Grunde genommen ist das Werk sowohl coming-of-age in einer eigentümlich entrückten Bilderwirklichkeit als auch Wohlfühlfilm mit vage angesiedelter Dramaturgie und dem großen Hoffnungsauftritt in einheimischer Tradition. Regisseur, Autor und ehemaliger Beijing University of Sports Student Antony Szeto, gebürtiger Australier, möchte angespornt durch biographischen Hintergrund die Geschichte mehrerer Jugendlicher erzählen, die im Ethos ihrer Vorfahren dieselben ehrenhaften Ziele in den gleichen Tugenden von Aufrichtigkeit, Gewissenhaftigkeit, Loyalität und Sittlichkeit fortführen und dies auch den Nächsten weitergeben. Die sanfte Annäherung zwischen den Eltern als Vorbilder und den Kindern als Nachwuchs und Epigon dieses Leitsterns, angesiedelt als Sonntagsnachmittagunterhaltung, inhaltlich irgendwo zwischen "Der Zuckertütenbaum" und "Gartengemeinschaft Malepunke". Geographisch in einem abgeschiedenen Teil von Shandong, China.
Da es sich bei dem Zentrum des Ortes und nahezu alleiniges Herzstück von Landschaft und Produktion um eine Martial Arts Schule handelt, dessen Pennäler nicht nur die ganze Zeit im einheitsförmigen Trainingsanzug durch die vom kalten Winter leer gefegte Szenerie wandeln, sondern den Sport auch hauptberuflich jetzt und im kommenden Leben betreiben wollen, beschäftigt sich die allgemeine Theorie ohne nähere Betrachtung des Bedeutenden auch mit Fairness, Leistungsbereitschaft, einer gewissen Frömmigkeit und dem Sportsgeist eines Turnvater Jahns würdig. Kahl, dürftig, glatt und rhythmisch. Erläuternde Mythen, qualitative Vereinfachungen. Die Dienstkleidung der eingeschriebenen Trainierenden und dort im Reflexionsblock auch Wohnenden verleiht den Mitgliedern schnell das Rampenlicht eines auf ewig haltenden Zusammenschlusses, der durch einen Schwur in Kindheitstagen noch zusätzlich besiegelt wird und die Individuen der Bruderschaft auf zauberische wuxia Weise miteinander verbindet. The Young Generation. Frisches Blut. New wave kungfu. Im Kampf gegen die Armut und das Böse schlechthin:
Nach dem Tod seiner Frau hat Trainer Li Hui [ Sammo Hung ] seine beiden heranwachsenden Söhne Li Yi [ Wang Wen-jie ] und Li Er [ Wang Yachao ] zurück in seine ehemalige Drillstätte auf das Land gebracht, wo die die nächsten zehn Jahre lebenden rasch Freundschaft mit Yang Yauwu [ Liu Feng-Chao ], Fang Fang [ Wang Fei ] und Xiao Zhang [ Shi Yao ] schließen und sich in Anlehnung an Bruce Lees "Jing Wu Men" zur "Jin Wu Men", der Gold Medals Gang vereinigen. Doch der gemeinsame Weg soll nicht Allen vergönnt sein, Talent und Fähigkeit ist ebenso unterschiedlich wie das Schicksal abweichende Fügungen bereithält und Jeder seinen eigenen Kampf führen und meistern muss.
Angereichert wird diese auf das Phrasenhafte reduzierte, an konstruierter Ideologie interessierte Aufklärung vom richtigen, da auch regierungsunmittelbaren Bewusstsein voll Populismus in Halbbildung neben der Jagd auf die Medaillen und lighthearted romantic comedy romp auch mit einem Provinzkrimi als agitierender Unterbau: Ex - Zögling He Le [ Tie Nan ], der vor Jahren wegen schlechten Betragens aus der örtlichen Schule geflogen ist, hat als dämonische Figur nicht nur einen illegalen underground free fighting aufgezogen, sondern verdient sein dreckiges Geld im Auftrag vom "Buchhalter" [ Mak Wai-Cheung ] auch mit der Entführung von Kindern und anschließendem Menschenhandel. Wobei ihre skrupellosen Machenschaften zwar von der Dorfpolizei in der unberührten, vom Frost zusätzlich kahlgefressenen Ödlandsnatur weitgehend unbehelligt werden, sie aber in diesem Märchenbasar von Anderswo und seinem folglich schwarz-weißen Spiegelbild trotzdem ungebetene Aufmerksamkeit auf sich ziehen und in der final dominierenden Nummernrevue auch mit den Falschen beim Kräftemessen anlegen.
Dieser Nebenbereich einer Problemlage gibt der US$1.5million Produktion mit Zugkraft von executive producer John Sham und Jackie Chan sowie co-director Dennis Chan einen merkwürdig interpretierten Tatzwang bei, der angesichts des vorhandenen overactings, eher rudimentärer Kulissen und entschlossener Einfältigkeit schon fast im fingierten Bereich der B - Action und seinen präjudizierenden Vorstellungsklischees liegt. Wo sonst bloß der Jugendfilm mit entsprechenden Plattheiten und Zuckerglasur winkt und dies zudem so generalisiert oder auch universialistisch wie bei einem Disney, wird dort für wenige Augenblicke in die prügelaffine Aktivität mit Eigenspannung über geblendet; womit man sich von dem melancholisch-entbehrenden Spektakel eines Painted Faces [ 1988 ], seiner undogmatischen Geschichte über die Erziehung an der Peking Opera School und ihrer extremen Anforderung an Erziehung und Kunst noch weiter entfernt, als man eh schon gelegen ist. Zwar ist man auch sonst trotz einer gewissen nüchternen Authentizität aufgrund Laiendarsteller im Ehrensold und volkstümlich schmucklosen Milieu nicht gerade streng dem Geltungsanspruch einer Realität verpflichtet, werden hierbei aber interne Widersprüchlichkeiten gänzlich mit zunehmend aufbrausenden Auseinandersetzungen bereinigt. Und das Hauptaugenmerk weg von der prozesshaften Demonstration im regelgeleiteten Wettbewerbskontext mit Langstock, Schwert und Breitschwert auf gereizte Kampfgetümmel bis hin zur [ebenfalls noch familientauglichen] Entscheidungsschlacht mit archaischen Waffeneinsatz per Schaufel, Backstein, Säge und Vorschlaghammer gelegt.
Dass, was im beilaufenden Drama, seiner nahezu Ferienlager-Romantik und den arglosen philosophischen Konnotationen eher nicht funktioniert, aber zum Glück auch lange nicht so wie beim furchtbar anbiedernden Tai Chi Lehrstück Legend of the Dragon [ 2005 ] banalisiert wird, wird im physischen Diskurs durch offenherzigen Gebrauch von split screen erst in relativierende Distanz gesetzt und dann mit einer ereignisreichen Schnittmontage, Freeze Frames und einer präzisen Bedeutung auf das Wesentliche vernatürlicht. Vorher und nachher das Sinnhafte, Illusionistische. Mittendrin die stille Pracht der freien körperlichen Bewegung, das akrobatische Attraktionenkino. Die eher vermittelnde performative Vorführung im offensiven Nahkampf, mit Drang zur herausstellenden Zeitlupe für den Schaueffekt gradueller Intensivierung.