In den letzten Jahren waren „Assault on Precinct 13“-Stoffe wieder im Kommen, man denke an das Remake, „The Nest“ oder „The Defender“. Auch „Exit Speed“ steht in der Tradition des Carpenter-Films.
Hier ist es eine Gruppe von Busreisenden, die sich bald ihrer Haut erwehren muss. Darunter der junge Vater Sam Cutter (Desmond Harrington), der seine Tochter noch nie gesehen hat, die Mutter Maudie McMinn (Lea Thompson) und die Live-Rollenspielerin Annabel Drake (Alice Gregczyn). In der Eingangsszene gesondert eingeführt wird die desertierte Soldatin Meredith Cole (Julie Mond), Tochter eines Senators und gesucht von dem Militärpolizisten Archie Sparks (Fred Ward). Der tourt in einer Parallelhandlung durch die Lande und stößt erst gegen Ende zur Hauptreisegruppe.
Diese wird gerät auf der Fahrt ein paar Mitglieder der Rockergang Nomads. Durch die unvorsichtige Fahrweise der Rocker kommt es zu einem Unfall, bei dem einer der Nomads stirbt. Ein Kumpan fängt direkt an auf die Reisenden zu schießen, es gibt bereits den ersten Toten, womit nicht damit gerechnet hätte, dass ausgerechnet jene Person den Löffel abgibt, ehe der Schütze von der Reisegruppe zur Strecke gebracht wird.
Panisch flieht man mit dem Bus weiter und verbarrikadiert sich auf einem verlassenen Schrottplatz in der Nähe – fernab jeder Zivilisation. Währenddessen belagern die Rocker das Gelände, es kommt zum Kampf ums nackte Überleben...
Scott Ziehl, bereits mit „Road House 2“ positiv aufgefallen, zaubert hier ein fein inszeniertes und recht spannendes, wenn auch wenig originelles B-Filmchen aus dem Hut, das sein sichtbar niedriges Budget durch andere Stärken ausgleicht. Das Belagerungsrezept mag bekannt sein, doch erzählt wird die Geschichte ausgesprochen spannend, da „Exit Speed“ sich auch traut Sympathieträger über den Jordan gehen zu lassen und Charaktere, von denen man es nicht unbedingt erwartet.
Charakterzeichnung ist eh ein gutes Stichwort, wenn es um die Stärken des Films geht. Denn für B-Verhältnisse kann „Exit Speed“ überraschend ausgearbeitete Figuren präsentieren. Man erfährt mehr über Familiengeschichten, Hobbys oder Jobs der Figuren, wobei jede Charakterisierung auch noch eine Funktion hat: Die Rollenspielerin kann mit einem Bogen umgehen, der Coach hat noch an seiner Entlassung zu knabbern. Zu waschechten zwischenmenschlichen Dramen reicht das nicht aus, aber es bereichert den Film auf jeden Fall merklich.
Im punkto Action fallen vor allem die Motorradstunts ins Auge, denn die Nomads präsentieren ihre Fahrkünste gern und da sind die Stuntmen sehr gefragt – auch wenn manche Motorradszene mit der Zeit doch sehr vordergründig und nur für den Schauwert eingebaut ist. Hinzu kommen noch Shoot-Outs und Kämpfe mit allem, was die Reisenden so vorfinden, wodurch die Action einen realistischen, aber auch leicht unspektakulären Touch bekommt.
Kleine Detailschwächen muss man „Exit Speed“ aber doch vorwerfen. So wirkt das Ende, bei dem selbst die Zivilisten so richtig unter den vorher überlegenen Rockern aufräumen, doch etwas unpassend im Vergleich zum realistisch gehaltenen Rest. Auch das eine oder andere überzogene Klischee nervt, gerade das Bild der sinnlos bösen, sadistischen Rocker ist doch arg stereotyp, vor allem wenn man die Blick auf die sonst eher differenzierten Figuren des Films lenkt.
Stark dagegen die Besetzung, die mit Lea Thompson und Fred Ward zwei bekannte Gesichter an Bord hat. Letzterer spielt seine Rolle ziemlich gut, hat aber wenig Screentime, während die „Back to the Future“-Mom in der gewohnten Mutterrolle aufgeht. Desmond Harrington ist ja auch schon etwas bekannter und beweist, dass er auch für größere Rollen geeignet ist, doch auch Alice Gregczyn und Julie Mond beweisen als starke Frauen wirkliches Talent.
Das Budget ist sichtlich klein, die Geschichte wenig originell und leicht klischeehaft, aber dafür ziemlich spannend aufbereitet. Zudem sind die Charaktere für einen B-Film wirklich stark, die Action schön inszeniert – definitiv ein lohnender B-Actionfilm, aber noch kein Genrehighlight.