Review

Unkompliziert, überaus straight dirigiert und daneben den klassischen Genreregeln permanent folgend, erweist sich "Exit Speed" als über weite Strecken solides B-Movie aus, das seine Qualitäten insbesondere einer Crew zu verdanken hat, die zu einem großen Teil schon mal bessere Zeiten gesehen hat und, im Fall des Regisseurs, noch vor einiger Zeit für unmöglich gehaltenes Potential abruft. Seit seinen wirklich schlimmen Frühgurken "Proximity", "Earth vs. the Spider" oder "Cruel Intentions 3" hat sich Scott Ziehl mittlerweile zu einem gediegenen Genreregisseur entwickelt, der nicht zuletzt mit "Three Way" und "Road House 2: Last Call" bewiesen hat, dass man sich auf ihn verlassen kann.

Die treibende Kraft hinter "Exit Speed" ist niemand anders als Michael Stokes, der zumindest eingefleischten B-Action-Fans mit zweckmäßigen und teilweise wirklich guten Drehbüchern zu Filmen wie "Jungleground" oder "Sabotage" in Erinnerung geblieben sein dürfte und hier als Produzent und Autor ein eher schwaches Skript im grundlegenden Stil von "Assault on Precinct 13" vorantreibt, das mit einigen Klischees (die Handys haben mal wieder kein Netz…) und diversen Unwahrscheinlichkeiten wider dem gesunden Menschenverstand zu kämpfen hat, so dass man als Zuschauer bei aller Liebe zum Genre öfter nur mit dem Kopf schütteln kann.

Da die finanziellen Mittel allerdings ausreichend waren, und der namhafte Cast mit einst in größeren Produktionen mitwirkende Namen wie Lea Thompson ("Jaws 3-D", "Back to the Future") und Fred Ward ("Remo Williams: The Adventure Begins", Tremors") durch brauchbaren Nachwuchstalente wie Desmond Harrington ("The Hole", "Wrong Turn") oder Alice Greczyn ("Shrooms", House of Fears") ergänzt wird, und sich dabei alle Mühe gibt, den Genrefilm nicht zu einer der üblichen Talentwüsten, mit denen Videothekenwaren so gern den Zuschauer drangsalieren, verkommen zu lassen, braucht man sich als Zuschauer zumindest nicht über ärgerliche Darstellerleistungen, billig aussehende Actionszenen und improvisierte Sets aufregen.

Im Rahmen seiner Möglichkeiten hantiert Scott Ziehl nämlich sehr ökonomisch mit seinen Möglichkeiten, kann natürlich keine Bäume ausreißen, sondern muss sich ganz im Gegenteil im Mittelteil des Films einiger Längen ergeben, die auf das mäßige Skript zurückzuführen sind.
Dabei ist das Szenario schnell gestrickt. Ein Bus mit etwa einem Dutzend Insassen wird auf offener Landstraße von einer Rocker-Gang attackiert, nachdem sie ein Mitglied bei einem Ausweichmanöver über den Haufen gefahren haben. Man rettet sich in letzter Not auf einen Schrottplatz, verbarrikadiert sich und harrt der Dinge, die da kommen…

"Exit Speed" legt ziemlich flott los und manövriert die überraschend renitenten Reisenden in ihre ausweglose Lage, zeigt sich mit blutigen Shootouts sehr kompromisslos gegenüber den Verteidigern, die wiederum improvisieren und unter sich einen alten Mexikaner in bester MacGyver-Manier haben, der fix das Basteln beginnt. Daneben sind die Dialoge allerdings genretypisch ziemlich platt und die eindimensionalen Stereotypen geben auch weit weniger her, als Michael Stokes gern wahr haben möchte. Vor allem der Mittelteil krankt ein bisschen am Stillstand, wenn die Charaktere endlich mal zur Ruhe kommen und sich vorstellen. Viel Interessantes geben sie nämlich nicht preis, und über die Rocker erfährt man leider überhaupt nichts, obwohl sie ziemlich oft im Bild sind, einzelne Attacken starten und ihre Opfer umkreisen.

Fred Ward findet dabei übrigens nur am Rande statt und hält erst im Finale in den Film Einzug, wenn sich im Grande Finale alle gegenseitig mit diversen Kalibern auf den Pelz rücken, notfalls im Nahkampf auf den nächstbesten Unhold eingedroschen wird und sich die braven Durchschnittsbürger zu zähen Kampfmaschinen entwickeln, die ordentlich einstecken können. Da suppt es bisweilen dann auch ganz ordentlich aus traditionellen Blutpacks anstatt unecht ausschauender CGI-Sülze.
Überhaupt fällt "Exit Speed", egal ob Explosionen, Motorrad-Stunts oder Make-Up-Effekte, durch souveräne Handarbeit der Effektcrew auf, die ihr Handwerk offensichtlich verstehen. Gleiches gilt für die Setdekorateure, auch wenn sie so richtig klar wird, warum die Rocker mit ihrer ganzen Feuerkraft die notdürftige zusammengebastelte Festung nicht einfach überrennen.

Nichtsdestotrotz fehlt "Exit Speed" einfach das gewisse Etwas. Keine Frage, Scott Ziehl liefert hier eine runde Nummer ab, aber außergewöhnliche Fähigkeiten besitzt der Film leider genauso wenig wie Spannung. Die Actionszenen sind allesamt solide in Szene gesetzt, lassen Actionfans aber nicht mit der Zunge schnalzen.
An Identifikationsfiguren mangelt es trotz ansprechender Darstellerleistungen leider auch, gerade weil nicht alle Charaktere sonderlich sympathisch ausfallen (der Coach ist ein absoluter Kindskopf..). Nicht zuletzt scheitert der Film auch deswegen daran, seine Beteiligten irgendwie näher vorzustellen und noch eine obligatorische Romanze in die Wege zu leiten. Dabei sollte Stokes eigentlich wissen, dass man so etwas in diesem Genre lieber bleiben lässt und stattdessen eine reißerische Hetzjagd durchzieht.


Fazit:
"Exit Speed" ist ein brauchbares B-Movie mit einem sehr simplen Szenario geworden, das sich vom Regisseur über seine Crew bis hin zu den Hauptdarstellern auf solide Leistungen verlassen kann, aber auf keinerlei Weise glänzen kann. Ohne seine finanzielle Herkunft zu verhehlen, liefern die Macher über weite Strecken unterhaltsame Genreware ab, der ein besseres Drehbuch und mehr Tempo gut zu Gesicht gestanden hätte. So ist der Film trotz aller Bemühungen etwas einfallslos und klischeehaft geraten, kann dennoch über weite Strecken unterhalten und mit blutigen Actionszenen Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

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