Review

Der letzte Teil der reitende-Leichen-Tetralogie läßt die bösen Tempelritter ein weiteres Mal auf Jungfrauen-Jagd gehen. Diesmal mit Blutgericht der reitenden Leichen betitelt, bietet Ossorios damaliger Horror-Dauerbrenner allerdings wenig Neues oder gar Spannendes, handelt es sich bei diesem 1975er Streifen doch mehr oder weniger um einen Aufguss der schon aus den ersten Teilen bekannten Thematik.

Zu Beginn werden die Tempelritter kurz eingeführt, als sie "Jahrhunderte früher" zu mitternächtlicher Stunde ein Pärchen überfallen und die Frau in einen Tempel verschleppen, wo sie ihr das Herz herausschneiden und dieses einer steinernen Statue opfern. In der Gegenwart (die also in den Siebzigern des letzten Jahrhunderts spielt) muss sich ein neu zugezogenes Arzt-Ehepaar in einem kleinen spanischen Dorf etablieren, was ihnen von den Dorfbewohnern sehr erschwert wird. Nach einiger Zeit kommen sie hinter das dunkle Geheimnis der Ortsansässigen: Alle paar Jahre werden den Tempelrittern Jungfrauen geopfert, dafür lassen die Templer die Bewohner unbehelligt. Natürlich ergreifen die Neuankömmlinge Partei für die Opfer und werden bald selbst Ziel der Tempelritter.

Während die Story also eher gemächlich dahindümpelt, kann man sich einigen Kleinigkeiten widmen - was an diesem, wie auch den vorhergehenden Teilen und überhaupt den Horrorfilmen aus den Siebzigern ein besonderes Augenmerk verdient, sind die seinerzeit handgemachten SFX, deren Einbau und Wirkung im Film sowie die verwendete Schnitttechnik. Auch wenn dieser vierte Teil nicht allzuviel Gore-Einlagen bietet, so lohnt sich doch ein Blick darauf, welcher Tricks sich Ossorio bediente. Gleich zu Beginn wird der für das dargestellte Mittelalter erstaunlich offenherzig gekleideten Dame in einem Opferraum das Herz, naja, sagen wir entfernt. Während der Begleiter gleich an Ort und Stelle erstochen wird (was unterhalb des gezeigten Bildausschnitts geschieht, sodaß man nur sein entsetztes Gesicht sieht) erfolgt das blutige Werk bei der Dame etwas graphischer: Zunächst öffnet einer der Templer mit wie immer versteinertem Blick ein wenig das Mieder, dann erfolgt ein sehr kurzer Umschnitt auf eine (erkennbar andere, nämlich deutlich flachere)  Damenbrust, in die ein Messer gerammt wird. Schnitt, und schon hält der Ritter ein blutiges "Herz" (welches verdächtig "hart" aussieht, Holz?) in die Höhe. Wie so oft spielt sich die Gewalt also eher im Kopf der Zuschauers ab (was auch für spätere Szenen gilt), das Dargebotene ist nach heutigen Maßstäben eher lachhaft. Etwas später wird dann der Torso der Toten von Taschenkrebsen entsorgt, die in Nahaufnahme zu sehen sind, wie sie sich einer blonden Perücke nähern und dann - ganz kurz - auf eine erkennbare Puppe klettern. In einer späteren, analog aufgebauten Szene krabbeln die Krebse immerhin auf die Darstellerin zu, die einen großen Blutfleck auf der entblößten Brust hat - viel zu klein und unauffällig allerdings um glaubhaft zu machen, daß ihr das Herz entfernt wurde. Naja!
Zu gefallen wußten dagegen die wie Zombies hergerichteten Templer in ihren vermoderten Kostümen, deren langsame Bewegungen wie schon aus den vorhergehenden Teilen bekannt in Zeitlupe dargestellt sind.

Während also die Schock-Effekte eher schwach ausfallen, kann man den Darstellern zugutehalten, daß sie sich bemühen, ihre Rollen angemessen darzustellen - das gilt sowohl für den Ausgestossenen (José Antonio Calvo als Teddy) wie auch für Arztgattin Joan (sehr hübsch: María Kosty) oder die schweigsam-abweisenden Dorfbewohner. Auch wird der vorhersehbare Plot wenigstens nicht durch möchtegern-lustige Witzchen gestört, allerdings merkt man dem Film stellenweise sein schmales Budget an, darüber hinaus hat Ossorio etwas Material aus einem früheren Teil der reitenden Leichen verwendet. Es sei jedoch festgehalten, daß diese "Wiederverwertungen" nicht sonderlich auffallen und später um ein Vielfaches übertroffen wurden von seinem Landsmann Jess Franco, der nicht nur Wiederholugen einbaute, sondern manche Szene gleich "auf Vorrat" gedreht hat, wechselndes Tageslicht, Wetter, Architektur und Vegetation vollkommen ignorierend. Diesbezüglich sind die reitenden Leichen-Filme von Ossorio vergleichsweise logisch aufgebaut und stringent abgefilmt. Etwas störend wirken die erkennbar im hellsten Sonnenlicht abgedrehten Auftritte der "reitenden Leichen", die im Film selbst mit dem bekannten Blau-Filter auf Dämmerung getrimmt wurden - der schaurigen Atmosphäre tut dies jedoch keinen Abbruch.

Insgesamt also ein eher mäßiger Abschluss der Reihe, für einen fünften Teil hätte es wohl neuer Ideen bedürft, die es nicht gab und womit die Reihe folglich dann auch endete. Trotz einiger kleinerer Mängel dank der stets vorhandenen Grusel-Atmosphäre aber auch nach Jahrzehnten noch sehenswert, für Genre-Fans ohnehin ein Muss. 4 Punkte.

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