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Für Freunde alter trashiger Slasher-Movies empfiehlt sich dieses ganz besonders bizarre Stück Film von 1975: „Criminally Insane" ist die übergewichtige Ethel, die frisch aus der Nervenheilanstalt zu ihrer Mutter zieht. Als diese ihr aber das Essen rationieren will, dreht Ethel durch - der Beginn einer blutrünstigen Mordserie.

„Criminally Insane" (auch bekannt unter dem deutlich geschmackloseren Titel „Crazy fat Ethel") ist ein grotesker Film, dessen billige Inszenierung genau richtig für Trash-Fans sein dürfte. Mit einem offensichtlich möglichst geringen Aufwand an Ausstattung und Setting - der Großteil des Films spielt in Ethels Haus, einige Darsteller agieren vor schwarzen Hintergründen, etwa wenn ein Detective vor der Haustür steht - wird hier eine ebenso dünne Geschichte erzählt. Ohne jegliche Einleitung und Erklärung der Hintergründe wird der Zuschauer ins Geschehen katapultiert: Ethel wird in der Klinik behandelt, nach einem Gespräch zwischen Mutter und Arzt entlassen und versucht gar nicht erst, sich wieder ins Leben einzufinden. Nach kaum 10 Minuten geschieht der erste Mord. Es gibt keinerlei Erklärung für die Morde, sieht man davon ab, dass alle Taten im Zusammenhang mit verweigertem Essen oder Vertuschung der bereits begangenen Taten stehen, und ebenso kümmert sich der Film kein bisschen darum, das Seelenleben seiner Hauptprotagonistin irgendwie zu erleuchten. Sie ist nun mal, kurz gesagt, die „crazy fat Ethel".

Diese reichlich misogyne Einstellung sorgt dafür, dass aus der anfangs tatsächlich recht bizarr-bedrückenden Atmosphäre schnell ein eher unappetitlicher und vor allem langweiliger Streifen wird. Es gibt keine Handlungsentwicklung, keinerlei echte Konflikte - nur einen Mord nach dem anderen und dazwischen immer wieder gähnend langweilige Szenenfolgen, in denen nichts passiert und in denen höchst belanglose und inhaltsleere Dialoge zwischen ziemlich platten Figuren ausgetauscht werden. Dass Ethel immer wieder die alleinige Verantwortung für ihr Verhalten zugeschoben wird (so gibt es zum Beispiel keine Hinweise darauf, dass irgendwer jemals wegen ihres Gewichts gemein zu ihr gewesen wäre - nein, sie selbst wird als uneinsichtige Psychopathin dargestellt, die einfach immer weiter essen will und dafür über Leichen geht), ist dabei genauso geschmacklos wie die tendenziöse Darstellung ihrer Tochter als Gelegenheitsprostituierte, die ihr gerechtes Schicksal ereilt. So zeigt sich „Criminally Insane" als in seiner politischen Haltung reichlich konservativer Streifen.

So richtig passen wollen die grell-blutigen Gewaltszenen dazu nicht wirklich, die in ihrer mit unrealistischen Effekten umgesetzten Inszenierung (strahlend rotes Kunstblut!) durchaus ein gewisses Schockpotenzial behalten, auch wenn hier eher die Slasher-Nostalgie einsetzen dürfte als echter Ekel. Ein wenig erinnern diese schrillen Szenen an den italienischen Giallo, zeigen auch in ihrem wiederholten Rumgestochere in bereits Toten eine leichte Andeutung hin zum Gore, ohne freilich jemals wirklich schockierend zu werden. Einzig die inhaltlich ziemlich krasse Schlussszene könnte da noch etwas heftiger ausfallen.

Bis dahin muss man sich aber durch einen dramaturgisch kaum vorhandenen, in vielen ausgedehnten Szenen langweiligen, schlecht gespielten und billig inszenierten Trash-Streifen kämpfen, der nicht eine sympathische Figur aufzuführen vermag. Als früher und inhaltlich recht bizarrer Vertreter des Slasher-Genres halbwegs interessant, in jeder anderen filmischen Hinsicht aber bestenfalls Mangelware.

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