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Famke Janssen spielt eine verurteilte Mörderin, die ihren gewalttätigen Ehemann getötet hat, weswegen sie eine Haftstrafe zu verbüßen hat, deren Rest sie nun in ihrem Haus, in dem sie ihren Mann tötete, überwacht durch einen Sensor, der einen Bewegungsradius von 100 Fuß zulässt, verbringen soll. Als dann im Haus der Geist ihres Mannes sein Unwesen treibt, gerät sie zunehmend in Lebensgefahr.

Mit "Body Parts", "Bad Moon", "The Hitcher" und "Near Dark" konnte Eric Red als Regisseur und Autor bereits einige Erfahrungen im Horror-Genre sammeln, war teilweise sogar an Kultfilmen Genres beteiligt, aber bei "100 Feet" wirkt es fast schon so, als wäre er im Grunde schon zu lang in der Filmgattung verankert, denn "100 Feet" überzeugt zwar durch die versierte Inszenierung eines routinierten Regisseurs, ist aber auch sämtlichen Genre-Klischees und Konventionen unterworfen und damit relativ ideenlos ausgefallen.

So ist der Plot von Anfang bis Ende komplett kalkulierbar und bietet nicht einmal den Hauch einer Überraschung, zu eng ist er an den Handlungsbahnen des Genres orientiert, zu offensichtlich ist er nicht mehr als ein aus Klischees und Versatzstücken zusammengeschustertes Vehikel, um noch einen Schema-F-Horrorfilm vom Fließband abzuliefern, in der Hoffnung doch noch einmal ein paar Dollar mit alten Konzepten einspielen zu können. Und auch die Charakterkonstruktion ist eher nach dem Klischee konstruiert, so handelt es sich bei der Hauptfigur wie gewohnt, um eine sympathische, in einer persönlichen Krise und nun auch in einer ausweglosen Situation sitzende Frau mittleren Alters -wobei man im Grunde froh sein darf, dass Red seinen Film zumindest nicht als Teenie-Horrorfilm aufzieht, denn so wäre der Fließband-Eindruck noch deutlicher angestiegen- , die nun mit einer übernatürlichen Erscheinung zu kämpfen hat, wobei die Interpretation des Werks an dieser Stelle durchaus noch so weit gehen kann, dass der Kampf mit der übernatürlichen Erscheinung, dem Geist, für den Kampf um die Freiheit, um die endgültigen Lösung von ihrem brutalen Mann stehen kann, aber dieser Ansatz wird im Film kaum weiter verfolgt, so bleibt die, jedoch von "Disturbia" übernommene Idee mit dem Sensor, der die Hauptfigur noch auswegloser an das Haus fesselt, im Endeffekt die Fluchtmöglichkeit nimmt und sie zur Konfrontation mit dem Geist zwingt, die einzige wirklich gelungene Idee, wobei auch die beiden wesentlichen Nebenfiguren passabel in den Plot eingearbeitet sind.

Im Endeffekt ist es vor allem Reds inszenatorischer Routine zu verdanken, dass "100 Feet" dennoch der Sprung ins Mittelmaß gelingt und über weite Strecken ordentlich unterhält. So ist die Atmosphäre durchgehend dicht, woran vor allem die klaustrophobische Situation der Hauptfigur, die Kulisse des bedrohlich wirkenden Hauses, sowie die hervorragend getimten Musik- und Ton-Effekte erheblichen Anteil haben. Schockmomente gibt es dabei einige, zum Ende vielleicht ein wenig überdosiert, genauso, wie Einsätze von Effekten, wenn auch eher mittelmäßigen, sowie von Pyrotechnik zum Ende hin. Die inszenatorischen Mittel, die Atmosphäre und Schockmomente aufkommen lassen, summieren sich so zu einem unterm Strich trotz seiner Kalkulierbarkeit unterhaltsamen Horrorfilm, der es zudem seinem schnellen, aber nicht überhastet wirkenden Erzähltempo zu verdanken hat, dass er keinerlei Längen aufweist.

Zuletzt ist es Famke Janssen, die als alleinige Hauptdarstellerin durchaus phasenweise den kompletten Film tragen muss, die sogar den Sprung ins gehobene Mittelmaß zulässt. Janssen, vor allem aus "X-Men" bekannt, ist gut besetzt und trägt mit ihrem angsterfüllten, stellenweise aber auch sehr kraftvollen Spiel zur Steigerung der Spannung bei, wobei ihr auch die hysterischen Szenen überzeugend gelingen und auch die Nebendarsteller durchaus zu gefallen wissen.

Fazit:
Inszenatorisch und darstellerisch sehr versiert, unterhält "100 Feet" wegen seiner dichten Atmosphäre und einigen gelungenen Schockmomenten durchaus ordentlich, ist aber zu kalkulierbar und klischeehaft konstruiert, als dass der Sprung über das Mittelmaß hinaus gelingen könnte.

61%

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