Dreamworks-Animation kann die Kohle schubkarrenweise ins Häusle karren, sie werden doch bis zum Ende ihrer Existenz immer an den Zauberern von Pixar gemessen und das nicht zu Unrecht.
In Sachen detaillierter Computeranimation und erzählerischer Luxusklasse sind die inzwischen wieder Disney-Beschäftigten immer noch allererste Sahne und werden es in absehbarer Zeit wohl auch bleiben, obwohl die Konkurrenz langsam aufholt. Langsam – das ist auch das (weitestgehend einzige) Problem bei „Kung Fu Panda“.
Denn, und das wollen wir erst gar nicht bestreiten, „Kung Fu Panda“ ist ein wunderbar unterhaltsamer und geradezu berauschend animiertes Stück Film. Was in diesem Fall an Bewegungsabläufen (da es ja um fernöstliche Kampftechniken geht, eine besondere Herausforderung), Actionsequenzen und Akrobatik geboten wird, eingefangen von einer scheinbar vollkommen enthemmten Kamera, bedingt schon einiges an gehobenen Augenbrauen.
Drive ist hier das Schlüsselwort, nicht simple Schnelligkeit, aber ein unglaubliches inneres Tempo, das man erst einmal so einhalten muß, ohne in Hektik zu verfallen. „Kung Fu Panda“ rollt nur so dahin und stoppt immer nur so lange wie nötig, um die Geschichte erzählerisch halbwegs in den Angeln zu halten.
Damit ist dann auch klar, daß sich narrative Feinheiten auch in diesem Dreamworks-Film vermutlich nicht finden lassen. Die Martial-Arts-Vorbilder sind auch keine Plot-Meisterwerke, insofern genügt auch in diesem Fall die simple, aber effektive Story vom großen, unbeholfenen und umfänglichen Kampfsportfan, der sich, einmal zum Auserwählten...äh...auserwählt, auf seine Stärken konzentrieren muß, um eine große Gefahr abzuwenden, in diesem Fall ein marodierender Schneeleopard, dessen Fightkünsten niemand Einhalt gebieten kann, nicht mal sein weiser Lehrer Shifu.
Wo also bei Pixar emotionaler Feinstrich und ideell ziselierte Geschichtenerzählung einen in die Sitze drückt, beruft sich Dreamworks auf alte Looney Tunes-Tugenden – Simplizität und Tempo, was nicht das Schlechteste ist. Damit entgeht man nämlich langwieriger Süßlichkeit, ohne daß die Erwachsenen im Kino in den 85 Minuten mal verstohlen auf die Uhr gucken. Damit ist man auch einen Schritt weiter gegenüber dem erzählerisch dann doch oft recht trockenen „Madagascar“ (der im Grunde unseres Herzens nur an vier Pinguinen hing) und dem maßlos überschätzten „Shrek“, sondern nähert sich der Güteklasse von „Ab durch die Hecke an“, als die typischen Elemente alle beinahe im idealen Gleichgewicht waren.
Woran es dem „Panda“ jedoch noch mangelt, ist die absolute kreative Meisterleistung in Sachen Charakter und Zeichnung. Während Panda Po und Shifu extrem gut ausgearbeitet sind, ist der Rest eigentlich nur schmückendes Beiwerk, die fünf großen Kämpfer bleiben fast komplett blaß, bis auf ein paar Szenen für „Tigress“ und auch der Böse ist überwiegend ein aktionsbetonter Schlagetot.
Und wo die Hauptfiguren detailreich gezeichnet herüberkommen, wirken die Statisten (Schweine, Vögel) und sogar einige der Nebenfiguren (besonders Tigress kann ihre PC-Herkunft kaum verhehlen, ganz besonders in der kantigen Anatomie) eher lieblos und eckig dahingeworfen.
Dafür kann „Kung Fu Panda“ mit der (etwa gegenüber „Ratatouille“) größeren Gagquote punkten, denn wenn auch die Story jetzt nicht für ein Joke-Dauerfeuer sorgt, sind Training und Kämpfe oft witzig genug in Szene gesetzt, um ununterbrochen zu amüsieren.
Was die deutschen Stimmen angeht, so merkt Hape Kerkeling dann doch seine gewisse Unerfahrenheit mit solchen Synchros an, eine etwas tiefere Stimme hätte besser gepaßt, recht amüsant meistert er die Aufgabe jedoch allemal. Ansonsten bleibt eigentlich nur Gottfried John im kollektiven Gedächtnis hängen, der hier als Meister Großes vollbringt.
So ist „Kung Fu Panda“ alles in allem hauptsächlich dem flotten, unkomplizierten Amusement geschuldet, ein Grund mehr für gute Absatzzahlen und einen ordentlichen DVD-Markt, denn so bunt, flott und unkompliziert er ist, so gern sieht man ihn sicher später noch einmal.
Einen Eintrag ins Pantheon des Zeichentrickfilms als Meilenstein kann man Dreamworks damit aber noch nicht ausstellen, jedoch arbeiten sie hart daran, frühere Mängel auszumerzen und sich stetig zu verbessern.
Bedenkenlose Empfehlung für alle Altersklassen und gute Aussichten also für „Madagascar 2“ und den für 2009 angesagten „Monsters vs. Aliens“! (8/10)