Review

Als der Mann von Maria [ Michèle Mercier ] vor ihren Augen von Rogers und seinen Söhnen erhängt wird, wendet sie sich hilfesuchend an ihren früheren Geliebten Manuel [ Robert Hossein ].

Wirklich bemerkenswert guter Western, der seine einfache, aber umso tiefere Geschichte in passend düsteren Bildern inszeniert und vor allem auf formaler Ebene beeindruckend ist.
Die gekonnt strukturierte Handlung wird zumeist auf visueller Ebene statt mit Dialogen erzählt, manche Szenen sind minutenlang stumm, Körpersprache und Blicke ersetzen fehlende Worte und sagen trotzdem alles, wenn nicht sogar viel mehr aus.
Interessanten Personenzeichnungen auch in den Frauenfiguren stärken die Erzählung, die als Tragödie beginnt und ebenso endet, wobei ein Aufkeimen von Hoffnung niemals durch die unterkühlten Bilder durchscheint.
Manuel ist beileibe kein Held, aber dennoch heroischer als die meisten anderen Figuren, er erfüllt seinen Job nur wegen Maria, obwohl er genau weiss, dass Rache nicht erfüllend ist und sie zuerst auch mit den Worten „Auf einmal brauchst du mich. Es ist zu spät, tut mir leid“ abweist. Nach kurzer Zeit macht er sich dennoch an die Erfüllung ihrer Bitte, die erstaunlicherweise gar keine Rache beinhaltet, sondern eine einfache Prozession für ihren Mann erwartet, ausgeführt von den Mördern und am Grab auch von Gott verurteilt, dem obersten Gericht.

Deswegen führt er auch nicht selber die Revenge aus, obwohl er mehrmals die Gelegenheit dazu hätte und sogar andere Feinde der Rogers beseitigt; er schleicht sich in ihre Gesellschaft ein und entführt am ersten Abend die Familientocher Johanna [ Anne-Marie Balin ], die daraufhin von dem tumben Brüdern des Getöteten unter Geheiss von Maria vergewaltigt wird.
Manuel ist davon genauso angewidert wie Maria anscheinend selber, aber zu tief ist ihr Schmerz, zu gross war der Verlust, zu stark ihr Wunsch nach Wiedergutmachung. Die ausgetauschten Blicke zwischen dem ehemaligen Liebespaar, denen sie kaum standhalten kann, sprechen Bände.

Die Kargheit der Bilder kulminiert in einer ausgestorbenen und verwüsteten Stadt, wo der perfide Plan ausgeheckt und verwirklicht wird; Manuel streicht wie ein zurückgebliebener Geist durch den menschenleeren Ort, die als Todesengel präsentierte Maria ist die Einzige, was ihm noch übrig geblieben ist. Ein gemeinsames glückliches Leben soll beiden weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft beschieden sein.
Das einzige Mal, dass er unter Leute kommt, ist bei Einschleichen unter die Rogers; das gesittete Abendmahl und seine allgemein freundliche Aufnahme steigert sich in einen Scherz, den ihm am Tisch gespielt wird. Ausgerechnet hier zeigt der Film eine harmonierende und lustige Männergemeinschaft auf, bei der er sich auch sichtlich wohl fühlt; dann wird aber sofort wieder ein ernster Ton angeschlagen, das eigentliche Ziel verfolgt.
Dabei dient ihm ein schwarzer Handschuh als Reliquie des Todes, den er immer überstreift, bevor er jemanden ins Jenseits schickt; seine traurigen Augen kontrastieren die Kälte und Grausamkeit des Geschehens.
Auf reine Effektinszenierung wird dabei genauso verzichtet wie auf Platituden, der Film ist spannend ohne zu forcieren und berührend ohne zu Klischees zu greifen.

Wirklich empfohlen.

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